Politik

Nordkorea: "Am Rande eines Krieges" Schussgeräusche im Grenzgebiet

Die Situation am Gelben Meer verschärft sich weiter: Zeugenangaben zufolge werden auf nordkoreanischem Gebiet erneut Artilleriegeschosse abgefeuert - offenbar handelt es sich um eine Militärübung. Die Regierung in Pjöngjang warnte zuvor vor einer weiteren Eskalation und sieht die koreanische Halbinsel "am Rande eines Krieges".

Beim Angriff auf die südkoreanische Insel Yeonpyeong starben vier Menschen.

Beim Angriff auf die südkoreanische Insel Yeonpyeong starben vier Menschen.

(Foto: REUTERS)

Drei Tage nach dem tödlichen Artillerieangriff Pjöngjangs auf eine südkoreanische Insel hat Nordkorea offenbar eine militärische Übung an der umstrittenen Seegrenze im Gelben Meer abgehalten. Ein Sprecher des südkoreanischen Verteidigungsministeriums sagte der Nachrichtenagentur AFP, zwischen Mittag und frühem Nachmittag (Ortszeit, 4.00 und 7.00 Uhr MEZ) seien Explosionen zu hören gewesen, die offenbar aus dem Norden stammten. "Wir nehmen an, dass es sich um Schießübungen handelt", sagte der Sprecher. Es seien weder Granaten auf südkoreanischer Seite der Seegrenze, noch auf nordkoreanischer Seite im Wasser eingeschlagen. "Wir wissen nicht, was es genau war", versicherte er weiter.

Nordkorea warnt vor Militärmanöver

Unterdessen hat die kommunistische Führung in Pjöngjang wenige Tage vor einem gemeinsamen Militärmanöver der USA und Südkoreas vor einer weiteren Eskalation gewarnt. Das See- und Luftmanöver der "amerikanischen Imperialisten und ihrer südkoreanischen kriegstreiberischen Marionette" werde die koreanische Halbinsel "an den Rande des Krieges" bringen, zitierte die amtliche Nachrichtenagentur KCNA aus einer offiziellen Erklärung. "Kriegslüsterne Elemente" hätten erneut einen rücksichtlosen Plan für "Kriegsübungen" entwickelt, die sich gegen Nordkorea richteten.

Die Spannungen zwischen Nord- und Südkorea erreichten einen neuen Höhepunkt, nachdem Nordkorea am Dienstag Dabei wurden zwei südkoreanische Soldaten und zwei Zivilisten getötet, 18 weitere Menschen wurden verletzt. Südkorea erwiderte den Beschuss.

Präsident ernennt neuen Verteidigungsminister

Die USA und Südkorea halten an ihrem für ab Sonntag geplanten Militärmanöver fest.

Die USA und Südkorea halten an ihrem für ab Sonntag geplanten Militärmanöver fest.

(Foto: AP)

Die USA bekräftigten am Mittwoch ihre Unterstützung für die Regierung in Seoul und erklärten, dass sie an dem seit längerem geplanten Manöver im Gelben Meer festhielten. Die viertägigen Übungen, die am Sonntag beginnen sollen, seien "defensiver Natur". Derzeit ist der Flugzeugträger "USS George Washington" auf dem Weg in die Region. Damit soll einmal mehr militärische Stärke gegenüber Pjöngjang demonstriert werden. Nordkorea hatte im Juli angesichts eines südkoreanisch-amerikanischen Großmanövers mit einem "heiligen Krieg" und dem Einsatz mit Atomwaffen gedroht.

Südkoreas Präsident Lee Myung Bak hat unterdessen den früheren Generalstabschef Kim Kwan Jin zum neuen Verteidigungsminister ernannt. Das teilte das Präsidialamt in Seoul mit. Der 61-Jährige Kim ersetzt den bisherigen Ressortchef Kim Tae Young, der am Vortag nach zunehmender Kritik an der militärischen Reaktion auf den Angriff . Der designierte Minister gelte als "typischer Soldat", der sich durch starke Führungskraft auszeichne, sagte ein Sprecher Lees.

Südkorea hatte nach weiteren Drohungen Nordkoreas verschärfte Einsatzregeln für sein Militär angekündigt. Es würden verschiedene Stufen von Gegenangriffen festgelegt, erklärte Staatschef Lee in Seoul. Dadurch solle die Armee auf "nordkoreanische Provokationen" künftig härter reagieren können. Die Bodentruppen entlang der Grenze zwischen Nord- und Südkorea sollen den Angaben zufolge "drastisch" verstärkt werden. Ein Beschluss von 2006 zur Truppenreduzierung bei den Marineinfanteristen werde rückgängig gemacht.

"Eine Botschaft senden"

Die südkoreanische Presse forderte die Regierung ihres Landes auf, bei einer neuerlichen Attacke Nordkoreas mit Härte zu reagieren. Der Rücktritt von Verteidigungsminister Kim müsse den Beginn für eine Reform des nationalen Sicherheitssystems markieren, schrieb etwa die Zeitung "Chosun Ilbo". Die Zeitung "Dong A Ilbo" kommentierte, Südkorea und die USA müssten Nordkorea "wecken und eine starke Botschaft senden, dass wir es ihnen heimzahlen werden", wenn es die umstrittene Grenze im Gelben Meer überschreite. Kritik wurde zudem an der Zurückhaltung Chinas geübt, das den nordkoreanischen Angriff nicht offen verurteilt hatte.

Der UN-Menschenrechtsgesandte für Nordkorea, Marzuki Darusman, warnte Pjöngjang vor einer weiteren Isolation. In Zeiten, in denen Nordkorea angesichts der Menschenrechtslage und der humanitären Bedürfnisse im Lande die Hilfe der internationalen Gemeinschaft brauche, sei dies ein Fehler, sagte Darusman in der südkoreanischen Hauptstadt. Dort war er zu seinem ersten Besuch seit seinem Amtsantritt. Eine Einreiseerlaubnis für Nordkorea erhielt Darusman nicht. Er betonte, dass Südkorea nach den schweren Überschwemmungen im Norden 5000 Tonnen Reis und 250.000 Säcke Zement angeboten habe. Nach dem Angriff vom Dienstag wurde jedoch alle humanitäre Hilfe bis auf weiteres gestoppt.

Quelle: ntv.de, AFP/dpa/rts

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen