Grüne im Bundesaufwind Schwarz-Gelb stürzt ab
01.04.2011, 17:20 UhrWas bei den Landtagswahlen schon Realität geworden ist, zeichnet sich auch im Bundestrend immer deutlicher ab. Die Grünen profitieren am stärksten von der Atomkatastrophe in Japan und nähern sich der 20 Prozent-Marke. Union und FDP büßen Punkte ein.
Die Grünen sind auch bundesweit stark im Aufwind. In der Sonntagsfrage der Forschungsgruppe Wahlen im Auftrag des ZDF legten die Grünen um vier Punkte auf 19 Prozent zu. Die Union verschlechterte sich um zwei Punkte auf 34 Prozent, die SPD um einen Punkt auf 28 Prozent. Die Linke verlor einen Punkt und kam auf acht Prozent. Die FDP müsste mit fünf Prozent derzeit um den Wiedereinzug ins Parlament bangen.
Ähnliche Umfragewerte hatte zuvor bereits der , der noch vor den Landtagswahlen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz erhoben wurde. Dabei stiegen die Grünen steigen um einen Punkt auf 21 Prozent. Wie in der Vorwoche kommt die Union auf 33 Prozent, die SPD auf 25 und die FDP auf 5 Prozent. Rot-Grün kommt damit auf 46 Prozent und liegt acht Punkte vor Schwarz-Gelb (38 Prozent). Allerdings haben SPD und Grüne weiterhin keine Mehrheit der Stimmen. Die Linke verliert dagegen zum zweiten Mal in Folge einen Punkt und fällt auf 8 Prozent - ihr schlechtester Wert seit Gründung der gesamtdeutschen Partei im Juni 2007.
Historische Wahlerfolge
Die Grünen hatten bei den Landtagswahlen am vergangenen Sonntag in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg große Gewinne erzielen können. Bei den Werten für die politische Stimmung stiegen die Grünen um zwölf Punkte auf 23 Prozent. Die SPD fiel um sechs Punkte auf 30 Prozent, die CDU/CSU um fünf Punkte auf 33 Prozent und die FDP um einen Punkt auf nur noch drei Prozent. Die Linke kam auf sechs Prozent (minus eins). Die Werte für die Sonntagsfrage sind eine aufgrund der Umfragewerte errechnete Projektion, die anders als die Stimmungswerte längerfristige Überzeugungen und Parteibindungen sowie koalitionstaktische Überlegungen mit berücksichtigt.
Nicht mehr Wunschkoalition
Auch bei der Frage nach der Wunschkoalition stürzte Schwarz-Gelb ab. Nur noch 20 Prozent sprachen sich für die derzeit regierende Koalition aus. Dagegen erreichte Rot-Grün mit 48 Prozent die größte Zustimmung. Für eine große Koalition sprachen sich 46 Prozent der Befragten aus, für ein schwarz-grünes Bündnis 34 Prozent.
Kaum Zutrauen zur FDP
Für die deutlichen Verluste der Liberalen bei den jüngsten Landtagswahlen trägt nach Überzeugung von 69 Prozent der Befragten FDP-Chef Guido Westerwelle eine sehr große oder große Schuld. 55 Prozent glauben nicht, dass Westerwelle nach der Neuwahl des FDP-Vorstandes auf dem Bundesparteitag im Mai noch Parteivorsitzender sein wird. 36 Prozent gehen davon aus, dass er im Amt bleibt.
Kritisch beurteilten die Befragten auch die : Nur 15 Prozent hielten die Politik der FDP eher für glaubwürdig, 79 Prozent hingegen für nicht glaubwürdig. Am besten schnitten in punkto Glaubwürdigkeit die Grünen mit 62 Prozent ab. Die Politik der SPD ist für 45 Prozent eher glaubwürdig, die der CSU für 37 Prozent und die der CDU für 35 Prozent. Die Politik der Linken hielten nur 22 Prozent für eher glaubwürdig.
Atomausstieg jetzt
Nach der plädierten 55 Prozent in der Umfrage für einen möglichst schnellen Ausstieg aus der Atomenergie. Nur neun Prozent sprachen sich für eine Laufzeitverlängerung für Atommeiler bis 2035 aus, 34 Prozent plädierten für den ursprünglich geplanten Ausstieg bis 2021. Allerdings glaubt die Mehrheit der Deutschen nicht an eine endgültige Stilllegung der sieben ältesten Atomkraftwerke. 55 Prozent der Befragten bezweifeln, dass die Meiler auch nach Ablauf des Atom-Moratoriums abgeschaltet bleiben. Dagegen glauben 39 Prozent, dass die sieben AKW tatsächlich nie wieder ans Netz gehen werden. Insgesamt erwartet die Hälfte der Befragten, dass die Bundesregierung nun deutlich schneller als geplant aus der Atomkraft aussteigen wird, 45 Prozent glauben das nicht.
Den internationalen Militäreinsatz in Libyen nannten zwar 62 Prozent der Befragten grundsätzlich richtig. Allerdings fanden es auch 70 Prozent richtig, dass Deutschland sich daran nicht beteiligt. Die Forschungsgruppe Wahlen befragte für die repräsentative Umfrage vom 29. bis 31. März 1283 zufällig ausgewählte Wahlberechtigte.
Quelle: ntv.de, dpa