Politik

Nahe Lukaschenkos Amtssitz Schwerer Anschlag erschüttert Minsk

Es gibt zahlreiche Tote und Verletzte.

Es gibt zahlreiche Tote und Verletzte.

(Foto: AP)

Bei Explosionen in einer Metrostation in der weißrussischen Hauptstadt Minsk werden mindestens elf Menschen getötet und zahlreiche verletzt. Aus der Station Oktjabrskaja, in der Nähe des Präsidialamtes gelegen, steigt schwarzer Rauch auf, während Menschen aus dem Bahnhof fliehen. Die Polizei geht von einem Anschlag aus.

Alexander Lukaschenko ist "Europas letzter Diktator", aber der erste am Ort der Tragödie.

Alexander Lukaschenko ist "Europas letzter Diktator", aber der erste am Ort der Tragödie.

(Foto: AP)

Bei vermutlich zwei Explosionen in der Metro der weißrussischen Hauptstadt Minsk sind mindestens elf Menschen getötet und weit mehr als 100 verletzt worden. Die Behörden der autoritär regierten Ex-Sowjetrepublik sprachen von einem Terroranschlag. Weißrussland galt bislang nicht als Ziel von Terroristen. Dutzende Opfer wurden mit Verbrennungen und offenen Wunden auf Tragen von der Haltestelle Oktjabrskaja weggebracht.

Präsident Alexander Lukaschenko rief eine Krisensitzung ein. Der oft als "letzter Diktator Europas" bezeichnete Staatschef legte in der Station nahe seiner Residenz Blumen nieder und befahl, die Sicherheitsvorkehrungen in dem ohnehin scharf kontrollierten Land noch zu verstärken. Das Fernsehen zeigte Bilder der stark beschädigten Haltestelle. Lukaschenko bezeichnete den mutmaßlichen Anschlag als "Geschenk", von dem er nicht ausschließe, dass es "von außen gebracht wurde, aber wir müssen auch im Inneren suchen".

Die Explosionen ereigneten sich mitten im Berufsverkehr. Mehrere Krankenwagen und Löschfahrzeuge rasten zum Unglücksort im Stadtzentrum. Dort trafen auch Mitarbeiter des weißrussischen Geheimdienstes KGB ein. Lukaschenko nahm in einem Telefonat mit Kremlchef Dmitri Medwedew ein Angebot für den Einsatz russischer Ermittlungsbehörden an.

Außerhalb der Station wird Erste Hilfe geleistet.

Außerhalb der Station wird Erste Hilfe geleistet.

(Foto: REUTERS)

Zuletzt waren bei einem Bombenanschlag am Tag der Unabhängigkeit im Juli 2008 in Minsk etwa 50 Menschen verletzt worden. Wenig später nahm der KGB vier Männer unter Terrorverdacht fest. Sie sollen Mitglieder der nationalistischen Untergrundorganisation Weiße Legion gewesen sein, die sich zur Gewalt im Kampf gegen staatliche Organe bekenne. Der Fall wurde allerdings nie aufgeklärt.

Die Ausgänge der Station Oktjabrskaja führen in Richtung Lukaschenkos Residenz sowie zu seinem Büro. Schwarzer Rauch stieg aus dem U-Bahn-Schacht auf. Amateurvideos zeigten panisch flüchtende Menschen. Verletzte kauerten blutüberströmt in der zentralen Umsteigestation oder auf dem Bürgersteig, wo sie Infusionen erhielten. Ein Augenzeuge sagte: "Überall war Glas, dann Staub. Und da war jede Menge Blut." Zwei weitere Haltestellen wurden gesperrt.

In Internetblogs war in ersten Reaktionen die Rede davon, dass die weißrussische Führung möglicherweise versuche, von den schweren innenpolitischen Problemen des Landes abzulenken. Weißrussland steht vor dem Staatsbankrott und wartet auf einen Milliardenkredit aus dem Nachbarland Russland. Beobachter erwarten, dass der seit 1994 regierende Lukaschenko die Daumenschrauben nun noch schärfer anziehen wird.

Sicherheits- und rettungskräfte an der U-Bahn-Station.

Sicherheits- und rettungskräfte an der U-Bahn-Station.

(Foto: REUTERS)

Zahlreiche Oppositionelle sitzen seit der gefälschten Präsidentenwahl im Dezember 2010 im Gefängnis oder stehen unter Hausarrest. Führende Regierungsgegner flohen ins Ausland. Das Regime hatte Proteste in der Wahlnacht niederknüppeln lassen. Weißrussland ist das einzige Land in Europa, das die Todesstrafe vollstreckt.

Quelle: ntv.de, dpa/rts

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