Politik

Die Kriegsnacht im Überblick Selenskyj stellt Verhandlungen mit Russland infrage - 5000 Frauen verteidigen Ukraine an der Front

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Die Ukraine verlangt nach dem Raketenangriff auf die Hafenstadt Odessa einmal mehr schwere Waffen von den USA, um sich gegen russische Attacken zu wehren. Gleichzeitig sieht Präsident Wolodymyr Selenskyj darin einen Beleg, dass man nicht mit Russland verhandeln kann. Vor allem an der Südfront meldet er aber auch positive Entwicklungen. Tausende ukrainische Frauen unterstützen die Kämpfe an der Front. Ein Überblick über die Entwicklungen in der Nacht und ein Ausblick auf den Tag.

Selenskyj stellt Verhandlungen mit Russland infrage

Nach den Raketenangriffen auf den Hafen in Odessa hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj Russland als Verhandlungspartei infrage gestellt. "Wenn irgendjemand auf der Welt früher gesagt hat, dass es notwendig ist, mit Russland in Dialog zu treten, Vereinbarungen zu treffen über eine Waffenruhe, ohne unser Gebiet von den Besatzern zu befreien, dann haben die heutigen Raketen die Möglichkeit solcher Verhandlungen zerstört", sagt er in seiner Videobotschaft, die am Abend veröffentlicht wurde. Der Angriff mit Raketen auf die Hafenstadt sei international verurteilt worden. Selenskyj sprach von einem Akt "offensichtlicher russischer Barbarei".

Selenskyj: Streitkräfte rücken in Region Cherson ein

Zu Beginn des 151. Kriegstags sieht der ukrainische Präsident aber auch Positives. Es habe erneut schwere Gefechte im Donbass und im Gebiet Charkiw gegeben. Dennoch sei auch sichtbar, dass sich die Ukraine in Richtung Sieg bewege. Dies zeige sich vor allem in der Region Cherson im Süden des Landes, sagte Selenskyj. Die ukrainischen Truppen rücken seinen Angaben zufolge nach und nach in die östliche Region ein. "Die Streitkräfte bewegen sich Schritt für Schritt in dem Gebiet vorwärts", sagte Selenskyj.

Russland hatte die südukrainische Region am Schwarzen Meer unmittelbar nach Kriegsbeginn Ende Februar eingenommen. Moskautreue Separatisten dort kündigten zuletzt an, sie wollten eine Volksabstimmung für einen Beitritt zu Russland ansetzen. Die Ukraine will das verhindern und das Gebiet auch mithilfe der von den USA und anderen NATO-Staaten gelieferten schweren Waffen zurückerobern.

Angriffe auf Odessa verdeutlichen Bedeutung von Waffenlieferungen

Der ukrainische Präsident Selenskyj sieht in den Angriffen auf Odessa einen weiteren Grund, der Ukraine schwere Waffen zu geben. Diese seien "für unseren Sieg notwendig", sagte er. Selenskyj wirft Russland vor, einen Tag nach dem in Istanbul unterzeichneten Abkommen über die Ausfuhr von ukrainischem Getreide den Hafen von Odessa beschossen zu haben. Eine russische Reaktion liegt bislang nicht vor.

US-Abgeordneter sagt Selenskyj bis zu 30 Mehrfachraketenwerfer zu

Die USA und ihre westlichen Verbündeten wollen die Zahl der Mehrfachraketenwerfer in der Ukraine auf bis zu 30 erhöhen. Das kündigte der US-Politiker Adam Smith nach einem Gespräch mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj in Kiew an. Das aktuelle Ziel sei, der Ukraine 25 bis 30 der Raketensysteme bereitzustellen, sagte der Vorsitzende des Verteidigungsausschusses (Armed Services Committee) im US-Repräsentantenhaus dem amerikanischen Rundfunkveranstalter Radio Free Europe/Radio Liberty. Die USA haben der Ukraine bisher zwölf Raketensysteme des Typs HIMARS geliefert und die Lieferung vier weitere Systeme angekündigt. Mithilfe der hochpräzisen Raketenwerfer konnte die Ukraine in den vergangenen Tagen wiederholt erfolgreich russische Munitionslager und Nachschublinien zerstören.

USA machen Russland für Beschuss von Odessa verantwortlich

Die US-Regierung machte Russland für den Beschuss der Hafenstadt Odessa verantwortlich. Nur einen Tag nach der Vereinbarung über die Ausfuhr von ukrainischem Getreide über das Schwarze Meer habe Russland seine Verpflichtungen gebrochen, teilte US-Außenminister Antony Blinken mit. "Dieser Angriff lässt ernste Zweifel an der Glaubwürdigkeit des russischen Engagements für die gestrige Vereinbarung aufkommen."

Blinken kritisierte, der Beschuss untergrabe die Arbeit der Vereinten Nationen, der Türkei und der Ukraine, um wichtige Nahrungsmittel auf die Weltmärkte zu bringen. Russland trage die Verantwortung für die Verschärfung der weltweiten Nahrungsmittelkrise. Moskau habe der Vereinbarung zur Ausfuhr von Getreide zugestimmt und stehe nun in der Pflicht, sie vollständig umzusetzen.

Vize-Ministerin: 5000 Soldatinnen kämpfen an der Front

In der ukrainischen Armee dienen laut Vizeverteidigungsministerin Hanna Maliar mehr als 50.000 Frauen, mehr als 5000 von ihnen seien derzeit an der Front. Das sagte die Politikerin nach Angaben der Nachrichtenagentur Ukrinform bei einem internationalen Gipfel der First Ladies und Gentlemen in Kiew am Samstag. Von den 50.000 Frauen im ukrainischen Militär dienten insgesamt 38.000 als Soldatinnen, die übrigen gingen zivilen Aufgaben nach.

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Was am Sonntag wichtig wird

  • Nach den Raketenangriffen auf Odessa wird es weiter darum gehen, wie das am Freitag vereinbarte Abkommen über den ukrainischen Getreideexport umgesetzt werden kann. Nach russischen Angaben wird es Tage dauern, bis die technischen Voraussetzungen dafür getroffen sind. Die Ukraine hofft durch den Verkauf von etwa 20 Millionen Tonnen Weizen und Mais auf Milliardeneinnahmen.

Alle weiteren Entwicklungen können Sie in unserem Liveticker zum Ukraine-Krieg nachlesen.

Quelle: ntv.de, chr/dpa

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