Kämpfe in der Ostukraine Separatisten melden Gebietsgewinn
16.08.2014, 13:06 Uhr
Zwei bewaffnete prorussische Separatisten in Hrabove in der Oblast Donezk
(Foto: REUTERS)
In den vergangenen Tagen gelang es den ukrainischen Truppen, die Aufständischen im Osten des Landes immer weiter zurückzudrängen. Doch offenbar gibt es nun Rückschläge für die Armee aus Kiew. Das melden zumindest die prorussischen Rebellen.
Im Kampf mit dem ukrainischen Militär haben prorussische Separatisten nach eigenen Angaben eine Versorgungslinie zwischen den belagerten Gebieten Donezk und Lugansk unter ihre Kontrolle gebracht. Als nächstes solle die Armee-Blockade der Großstadt Lugansk durchbrochen werden, sagte Separatistenführer Andrej Sachartschenko nach einem Bericht der Agentur Interfax.
Nach einer dpa-Länderumfrage kämpfen vereinzelt auch Ausländer aufseiten der prorussischen Aufständischen in der Ostukraine. Sie kommen offenbar überwiegend aus dem rechtsradikalen und nationalistischen Spektrum. Ins Kampfgebiet eingereist sind demnach zumeist einzelne Aktivisten oder kleine Gruppen, etwa aus Polen, Tschechien, Bulgarien, Lettland und Serbien.
Bewohner der Stadt Donezk berichteten am Samstag von heftigem Beschuss mehrerer Viertel. Der Sicherheitsrat in Kiew teilte mit, die "Anti-Terror-Operation" in der Ostukraine werde noch einige Zeit dauern. Die Einnahme der von Aufständischen gehaltenen Orte sei nicht in zwei Tagen zu machen. Die Regierungstruppen zogen derweil ihren Belagerungsring um die Stadt Gorlowka nordöstlich von Donezk immer enger, wie ein Sprecher des ukrainischen Verteidigungsministeriums sagte.
Die Situation der Menschen in Donezk und Lugansk wurde nach Angaben der örtlichen Behörden immer dramatischer. Die mehr als 200.000 Einwohner von Lugansk sind seit zwei Wochen ohne Strom und Wasser. In Donezk seien mehr als 40.000 Einwohner ohne Strom, teilte der Stadtrat mit.
Wege aus der Krise
Die Ukraine und Russland haben Hilfskonvois ins Krisengebiet entsandt. Nach einem tagelangen Streit um die russische Lieferung hatten Russland und die Ukraine nach Angaben aus Kiew eine Einigung erzielt. Ukrainische Beamte sollen die Lieferung kontrollieren, bevor das Rote Kreuz sie an die notleidende Bevölkerung verteilen kann. Der Zeitplan war zunächst weiter unklar.
Für die umstrittene Verteilung von Hilfsgütern fordert Russland eine Waffenruhe. Die Sicherheit der Mission des Roten Kreuzes müsse unverzüglich gewährleistet werden, teilte das Außenministerium in Moskau mit. Der ukrainischen Regierung warf Russland vor, die Abwicklung der Hilfsaktion zu stören und zu verzögern. Rund 280 Lastwagen mit etwa 2000 Tonnen Waren stehen seit Donnerstag vor der Grenze zum Krisengebiet.
Außenminister Frank-Walter Steinmeier hofft derweil auf ein Ende der Gewalt in der Ukraine nach dem an diesem Sonntag geplanten Außenministertreffen in Berlin. "Ich habe für Sonntagabend erneut die Außenminister Russlands, der Ukraine und Frankreichs nach Berlin eingeladen, um über Wege aus der Krise zu beraten", sagte der SPD-Politiker der "Bild am Sonntag". "Ich hoffe, dass es endlich gelingt, ein Ende der gewaltsamen Auseinandersetzungen hinzubekommen und den von der Gewalt betroffenen Menschen in der Ostukraine dringend notwendige Hilfe zukommen zu lassen."
Regierungssprecher Steffen Seibert hatte am Freitagabend Angaben aus Kiew bestätigt, wonach sich der ukrainische Außenminister Pawel Klimkin und sein russischer Amtskollege Sergej Lawrow mit Laurent Fabius aus Frankreich und Steinmeier am Sonntag in Berlin treffen werden. Zuvor hatten Klimkin und Lawrow in einem Telefonat eine stärkere internationale Beteiligung bei der Lösung der humanitären Notlage in der Ostukraine gefordert. Bundeskanzlerin Angela Merkel forderte den russischen Präsidenten Wladimir Putin in einem Telefongespräch auf, zur Deeskalation des Konflikts beizutragen.
Quelle: ntv.de, cro/dpa