Politik

Gezerre um Putins Hilfe Ukrainer durchsuchen russischen Konvoi

Auffällig ist, dass die LKW nicht einmal zur Hälfte gefüllt sind. Wollte Russland einen gigantischen Hilfseinsatz suggerieren oder fehlt bereits ein Teil der Landung? Oder gibt es logistische Gründe dafür?

Auffällig ist, dass die LKW nicht einmal zur Hälfte gefüllt sind. Wollte Russland einen gigantischen Hilfseinsatz suggerieren oder fehlt bereits ein Teil der Landung? Oder gibt es logistische Gründe dafür?

(Foto: REUTERS)

Noch immer stehen Hunderte russische LKW an der ukrainischen Grenze. Dort werden sie von Grenzschützern und Zöllnern untersucht. Dienen die angeblich in die Ukraine eingedrungenen russischen Soldaten lediglich zum Schutz der Fracht?

Ukrainische Grenzschützer und Zollbeamte haben mit der Überprüfung des russischen Hilfskonvois begonnen. Die Inspektionen fänden an einem Grenzposten auf russischem Territorium statt, sagte ein ukrainischer Militärsprecher. Der Konvoi war am Dienstag bei Moskau mit knapp 2000 Tonnen Hilfsgütern gestartet, seitdem stritten beide Länder über die Konditionen, zu denen er in die umkämpfte Ostukraine gelassen werden sollte.

"Um 10.00 Uhr (Ortszeit, 09.00 Uhr MESZ) haben die Kontrollen der russischen humanitären Hilfe begonnen", sagte Militärsprecher Leonid Matjuchin. Beteiligt seien 41 Grenzschützer sowie 18 Zollbeamte. Nach der Überprüfung der rund 280 LKW solle die Fracht in die nach wie vor von prorussischen Separatisten kontrollierte Stadt Lugansk gebracht werden, sagte er weiter.

Die Regierung in Kiew hatte zuvor betont, dass die Verteilung der Hilfsgüter unter die exklusive Aufsicht des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) gestellt werden müsse. Die internationale Kontaktgruppe aus Vertretern der Ukraine, Russlands und der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) werde den genauen Weg für den Konvoi festlegen, erklärte die Regierung weiter. Die Verantwortung dafür, dass die Separatisten den Konvoi nicht angreifen, liege alleine bei Russland.

Russische Kolonne in der Ukraine gesichtet

Es handelt sich um Transportpanzer, wie Reuters-Reporter beobachtet haben.

Es handelt sich um Transportpanzer, wie Reuters-Reporter beobachtet haben.

(Foto: REUTERS)

Russische Militärfahrzeuge sollen in der Nacht zum Freitag auf ukrainisches Territorium vorgedrungen sein. Wie die britischen Zeitungen "The Guardian" und "The Telegraph" berichteten, überquerte ein Konvoi aus 23 gepanzerten Mannschaftstransportwagen gemeinsam mit Tanklastwagen und anderen Versorgungsfahrzeugen die Grenze zum Nachbarland. An allen Fahrzeugen seien Kennzeichen des russischen Militärs angebracht gewesen. Zudem sollen Dutzende Transportpanzer noch auf russischem Gebiet an der Grenze bereitstehen.

Die ukrainische Regierung reagierte umgehend: Außenminister Pawlo Klimkin kündigte eine Untersuchung des Vorfalls an. Die russische Armee dementierte einen solchen Vorstoß ins Nachbarland. Vermutet wird, dass im Falle eines Überfalls auf den Hilfstransporter die russischen Truppen den Konvoi mit "friedensschaffenden Kräften" verteidigen könnten.

Wie der "Guardian" weiter berichtete, wartete der Armeekonvoi auf russischer Seite den Einbruch der Dunkelheit ab, nutzte dann einen Feldweg und fuhr durch eine Lücke im Grenzzaun in ukrainisches Gebiet. Es sei zwar unwahrscheinlich, dass es sich um eine großangelegte russische Invasion handele. Es gebe damit aber einen klaren Beleg, dass russische Truppen in der Ukraine aktiv seien, berichtete das Blatt. Der Vorfall ereignete sich demnach nahe des russischen Grenzorts Donezk. Der Ort liegt etwa 200 Kilometer östlich der gleichnamigen Separatistenhochburg in der Ukraine und 70 Kilometer östlich von Lugansk - dem Ziel des russischen Hilfskonvois.

Hilfe aus Kiew rückt an

Die Region Lugansk soll auch Ziel einer Hilfskolonne der ukrainischen Regierung sein. Wie der Sicherheitsrat in Kiew mitteilte, erreichten 26 Fahrzeuge aus Charkow am Abend die Stadt Starobelsk. Mitarbeiter des Roten Kreuzes sichteten die Waren. Insgesamt hat Kiew 75 Lastwagen mit rund 800 Tonnen Hilfsgüter ins Krisengebiet geschickt.

Schwere Kämpfe um Donezk

Die ukrainische Armee hat nach eigenen Angaben Lugansk von den Versorgungswegen der Aufständischen abgeschnitten. Die Kämpfe nahmen erneut an Härte zu. Beobachter sprachen von einem der verlustreichsten Tage seit Beginn der "Anti-Terror-Operation" Mitte April. Die Regierungstruppen bombardierten die Großstadt Donezk, sagte Separatistenanführer Andrej Purgin. Regierungstruppen und Aufständische tauschten derweil je 26 Gefangene aus. Der Separatistenführer Igor Strelkow zog sich aus der Führung der Aufständischen zurück. Der gebürtige Russe war "Verteidigungsminister" der selbst ernannten "Volksrepublik Donezk". Er gilt als Schlüsselfigur in den Kämpfen.

Quelle: ntv.de, ppo/AFP/dpa

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