Pakistan wählt Parlament Sharif erklärt sich zum Sieger
11.05.2013, 21:13 Uhr
Sharif zeigt sich versöhnlich.
(Foto: dpa)
Schon einmal war Nawaz Sharif pakistanischer Regierungschef. Nun scheint es, als werde er erneut die Geschicke des Landes lenken. Dabei steht er vor einer großen Aufgabe, ist doch Pakistan gespalten und vom Terror gezeichnet.
Der ehemalige Regierungschef Nawaz Sharif hat sich zum Sieger der Parlamentswahl in Pakistan erklärt. Seine Mitte-rechts-Partei Pakistanische Muslimliga (PML-N) habe den Urnengang gewonnen, sagte Sharif vor jubelnden Anhängern in Lahore. Zugleich lud er alle anderen Parteien ein, bei der Lösung der Probleme des Landes zu helfen.
Sharif selbst erzielte ein Direkmandat in seinem Wahlkreis in der Provinz Punjab. Nachdem die Wahllokale wegen des großen Andrangs länger als geplant geöffnet waren, wurde in der Nacht weiter ausgezählt. Die Beteiligung an der historischen Abstimmung lag laut einem Sprecher der Wahlkomission am Abend bei mehr als 50 Prozent und könnte auf bis zu 60 Prozent steigen.
Die Pakistanische Gerechtigkeitsbewegung (PTI) von Ex-Cricket-Star Imran Khan könnte es landesweit auf den zweiten Platz schaffen. Khan, der für Reformen und ein Ende der Korruption eintritt, erhielt ein Direktmandat in Peshawar.
In diesem Jahr wird zum ersten Mal seit der Unabhängigkeit 1947 eine Regierung nach dem Ende ihrer Amtszeit durch eine gewählte Nachfolgerin abgelöst. 272 der insgesamt 342 Parlamentssitze werden neu vergeben. In mehr als 30 Wahllokalen im Wahlkreis Karachi ordnete die Wahlkommission neue Abstimmungen wegen Unregelmäßigkeiten an.
Blutige Anschläge überschatten Wahl
Mehr als 86 Millionen Pakistaner waren aufgerufen, über die Vergabe von 268 Parlamentssitzen zu entscheiden. Am Wahltag wurden mindestens 18 Menschen bei Anschlägen und Angriffen getötet, Dutzende weitere wurden verletzt. Mehr als 620.000 Polizisten, Paramilitärs und Soldaten waren zum Schutz der Abstimmung eingesetzt.
Dennoch konnten sie blutige Attentate nicht verhindern. Bei zwei Sprengstoffanschlägen in Karachi wurden nach Angaben des dortigen Jinnah-Krankenhauses mindestens elf Menschen getötet und 48 verletzt, darunter viele Kinder. Bei zwei Angriffen in der südwestpakistanischen Provinz Baluchistan wurden sechs Menschen erschossen und 14 verwundet, wie die Behörden mitteilten. Bei einem Anschlag in der nordwestpakistanischen Stadt Peshawar wurden nach Angaben des Lady-Redding-Krankenhauses acht Menschen verletzt.
Informationsminister Arif Nizami verurteilte die Gewalt. "Leider ist sie erwartet worden", sagte er. Die pakistanischen Taliban hatten bereits den Wahlkampf in ein Blutbad verwandelt. Sie halten die Wahl für "unislamisch". Bei Anschlägen im Zusammenhang mit der Wahl wurden seit April mehr als 120 Menschen getötet.
Pakistan weist "New York Times"-Reporter aus
Kurz vor dem Wahltag hatte die Regierung dem Büroleiter der renommierten US-Zeitung "New York Times" das Visum entzogen. Polizisten seien in der Nacht zu Donnerstag mit einem Brief des Ministeriums bei Declan Walsh erschienen, berichtete das Blatt. Der Brief, der nur zwei Sätze enthalten habe, informierte den 39-Jährigen, dass ihm sein Visum aufgrund von "unerwünschten Aktivitäten" aberkannt werde. Er müsse innerhalb von 72 Stunden - also bis zum Ende des Wahltages - ausreisen.
Die Chefredakteurin der "New York Times", Jill Abramson, protestierte demnach in einem Schreiben an den Innenminister gegen die Entscheidung. Die Vorwürfe gegen Walsh seien vage und nicht belegt. Der Journalist habe kleine weitere Erklärung erhalten, was er falsch gemacht haben soll.
Walsh habe immer fair und sachlich berichtet, schrieb Abramson weiter. Die Parlamentswahlen würden als einen wichtigen Meilenstein in Sachen Demokratie angesehen. "Die Ausweisung eines etablierten Journalisten am Tag der Abstimmung steht im Widerspruch zu diesem Eindruck", kritisierte sie. Die Regierung schien ihre Entscheidung aber nicht ändern zu wollen, wie aus einer Twitter-Nachricht von Walsh hervorgeht.
Quelle: ntv.de, hah/dpa/AFP