Parlamentswahl in schwieriger Zeit Sharif wird Pakistan regieren
12.05.2013, 02:01 Uhr
Nawaz Sharif sieht sich bereits als Sieger.
(Foto: AP)
Schon einmal war Nawaz Sharif pakistanischer Regierungschef. Nun scheint es, als werde er erneut die Geschicke des Landes lenken. Dabei steht er vor einer großen Aufgabe, ist doch Pakistan gespalten und vom Terror gezeichnet. Zudem ist unklar, ob Sharifs Muslim-Liga alleine regieren kann.
Der frühere Ministerpräsident Nawaz Sharif hat sich zum Sieger der Parlamentswahlen in Pakistan erklärt. "Es kommen weiterhin Ergebnisse herein, aber es ist bereits bestätigt, dass wir bis hierher die größte Partei sind", sagte Sharif nach einer Abstimmung, die von Gewalt überschattet wurde. Mindestens 17 Menschen kamen ums Leben.
Nach Zusammenrechnung der bisher vorliegenden Wahlergebnisse ist sicher, dass Sharifs Partei Pakistanische Muslim-Liga-Nawaz (PML-N) 119 der 272 Sitze in der Nationalversammlung, die zur Wahl standen, gewonnen hat. Damit wird Sharif wohl erneut Regierungschef, nachdem er 1999 in einem von General Pervez Musharraf initiierten Militärputsch gestürzt, dann inhaftiert wurde und schließlich das Land verlassen musste.
Unklar ist noch, ob die PML-N alleine regieren können wird oder eine Koalition bilden muss. Es sah ganz danach aus, dass die Partei des früheren Cricket-Stars Imran Khan (PTI) zweitstärkste Kraft wird und damit einen Schlussstrich unter die bisherige Zwei-Parteien-Dominanz zieht.
Nach der PTI dürfte sich die regierende Volkspartei (PPP) einreihen, die in den vergangenen fünf Jahren die Parlamentsmehrheit innehatte, und nun eine herbe Niederlage kassiert. Es ist überhaupt das erste Mal, dass eine zivile Regierung in Pakistan über die volle Amtszeit gekommen ist.
Höhere Wahlbeteiligung
Rund 86 Millionen Menschen waren aufgerufen, ihre Stimme abzugeben. Mit fast 60 Prozent ist die Wahlbeteiligung trotz Terrordrohungen vergleichsweise hoch ausgefallen. Angesichts der Zahlen sei er ein "glücklicher Mann", sagte der Chef der Wahlkommission, Fakhruddin Ibrahimi, in der Hauptstadt Islamabad. 2008 hatte die Wahlbeteiligung bei 43,7 Prozent gelegen.
Ein knapper Wahlausgang und damit wohl verbundene langwierige Koalitionsverhandlungen dürften Reformen in dem wirtschaftlich angeschlagenen Land weiter verzögern. Weit verbreitete Korruption, eine marode Industrie und wiederholte Stromausfälle sind nur einige der Probleme, die die neue Regierung angehen muss. Auch der Kampf gegen Islamisten stellt eine große Herausforderung dar.
Direkt gewählt wurden 272 Abgeordnete. Weitere 70 Sitze sind für Frauen und Angehörige nicht-muslimischer Minderheiten reserviert. Diese werden auf Basis der in den Wahlkreisen erzielten Ergebnisse verteilt.
Informationsminister Arif Nizami verurteilte die Gewalt. "Leider ist sie erwartet worden", sagte er. Die pakistanischen Taliban hatten bereits den Wahlkampf in ein Blutbad verwandelt. Sie halten die Wahl für "unislamisch". Bei Anschlägen im Zusammenhang mit der Wahl wurden seit April mehr als 120 Menschen getötet.
Quelle: ntv.de, wne/rts/dpa/AFP