Politik

Israel-Libanon-Konflikt Sicherheitsrat schaltet sich ein

Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hat nachdrücklich an Israelis wie Libanesen appelliert, umgehend auf alle Gewalt zu verzichten. Beide Seiten müssten größtmögliche Zurückhaltung üben und alles vermeiden, was zu einer weiteren Zuspitzung der Lage beitragen könne, forderte das höchste UN-Gremium am Donnerstag in New York. Die 15 Mitglieder wollen sich am Freitag genauer über Einzelheiten des Zwischenfalls und den möglichen Verursacher informieren lassen.

Israelis und Libanesen hatten in der Nacht zum Donnerstag an ihrer gemeinsamen Grenze erstmals seit dem Ende des Krieges vor sechs Monaten wieder aufeinander geschossen. Nach Militärangaben eröffneten libanesische Soldaten das Feuer auf eine israelische Einheit, die beim Minenräumen mit militärischem Gerät in Richtung auf das libanesische Dorf Marun al-Ras vorgerückt war. Verletzt wurde niemand. Dennoch bezeichnete der Sprecher der Friedenstruppe der Vereinten Nationen im Libanon (UNIFIL), Milos Struger, den Schusswechsel als "ernsten Zwischenfall". Der Kommandeur der UNIFIL-Truppen, Major Claudio Graziano, habe in der Nacht Kontakt zu den Konfliktparteien aufgenommen, sagte Struger. Gegen 23.30 Uhr hätten beide Seiten dann das Feuer eingestellt.

UNIFIL verstärkt Präsenz

Um eventuelle neue Zusammenstöße zu unterbinden, verstärkten die UNIFIL-Truppen am Donnerstagabend ihre Präsenz rund um Marun al-Ras und das benachbarte Jarun. Die französischen und italienischen Soldaten, die am frühen Abend ausgerückt waren, wurden von Panzern unterstützt. "Wir wollen nur sicherstellen, dass die Lage ruhig bleibt", sagte Struger.

Die Regierungsmehrheit von Ministerpräsident Fuad Siniora wertete die Reaktion der libanesischen Soldaten am als Beweis dafür, dass die Armee in der Lage sei, die Grenze zu schützen. Die staatliche Nachrichtenagentur ANI meldete, "Siniora stand die ganze Nacht in Kontakt mit dem Armeekommando und gab klare Anweisungen, was gegen israelische Verletzungen der libanesischen Souveränität zu tun sei".

Die Soldaten der libanesischen Armee waren im vergangenen Sommer nach dem Ende des 33-tägigen Krieges zwischen Israel und der pro-iranischen Hisbollah erstmals seit 30 Jahren wieder an der Grenze zu Israel stationiert worden. Das Gebiet war zuvor von der Hisbollah kontrolliert worden, die Siniora aus dem Amt drängen will. Die Schiiten-Bewegung hat sich bislang geweigert, ihre Waffen abzugeben. Dies begründet sie vor allem damit, dass sie den Libanon vor möglichen israelischen Aggressionen schützen müsse. Hassan al-Chalil, ein Berater von Hisbollah-Generalsekretär Hassan Nasrallah, lobte die libanesischen Soldaten dafür, dass sie sich "dem Feind" entgegengestellt hätten.

15 Meter hinter der "Blue Line"

"Die israelische Einheit hat die so genannte Blaue Linie überquert und ist fünfzehn Meter in Richtung des Dorfes Marun al-Ras vorgerückt", hieß es in einer Erklärung der libanesischen Armee. "Die Armee hat, nachdem die Einheit diese Linie mit Panzern und einem Hubschrauber überquert hatte, den Schießbefehl erhalten." Bulldozer waren nach UN-Angaben in das Gebiet zwischen dem Grenzzaun und der Grenze (der so genannten Blue Line) vorgedrungen.

Aus israelischen Sicherheitskreisen hieß es, die Libanesen hätten zuerst Schüsse in die Luft abgegeben. Als die israelischen Soldaten sie aufgefordert hätten, das zu unterlassen, hätten die Libanesen direkt auf diese gezielt. Daraufhin hätten die israelischen Soldaten das Feuer erwidert. Verteidigungsminister Amir Peretz sagte, Israel sei nicht an einer Eskalation interessiert. Er habe die Armee jedoch angewiesen, auf mögliche Angriffe zu reagieren.

Der Sprecher der libanesischen Regierung, Ghasi Aridi, sagte, die Armee habe zwölf Kilometer östlich von Beirut einen Lastwagen voller Waffen konfisziert. "Der Lastwagen kam aus der Bekaa-Ebene", fügte er hinzu. Die UNIFIL-Truppen, in deren Verband auch deutsche Marine-Einheiten vor der Küste im Einsatz sind, sollen den Schmuggel von Waffen in den Libanon verhindern. Die syrisch-libanesische Grenze wird jedoch nicht von ihnen kontrolliert.

Quelle: ntv.de

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