Schüsse in russischem Armeelager Soldat tötet Kameraden während Inspektion
09.11.2020, 11:45 Uhr
In Russland kommt es immer wieder zu blutigen Zwischenfällen auf Stützpunkten der Streitkräfte.
(Foto: picture alliance / dpa)
Auf einem russischen Militärstützpunkt entwendet ein Soldat während einer Inspektion die Waffe eines Vorgesetzten und schießt um sich. Drei Armeeangehörige kommen ums Leben. Es ist nicht der erste Vorfall dieser Art in einem Lager der Streitkräfte.
Ein junger Soldat soll auf einer russischen Militärbasis im Gebiet Woronesch mindestens drei seiner Kameraden erschossen haben. Das teilten die Behörden in der Stadt rund 500 Kilometer südlich von Moskau mit. Die Nachrichtenagentur Interfax berichtete, die Schießerei sei während einer Inspektion ausgelöst worden, bei der es zu einer Auseinandersetzung zwischen dem Soldaten und einem Offizier gekommen sei.
Der Soldat habe eine Handfeuerwaffe aus dem Holster des Offiziers ergriffen und auf seine Kollegen gefeuert, hieß es. Die Hintergründe und die Identität des Mannes sind bislang unklar. Ein Soldat habe den Angriff mit schweren Verletzungen überlebt, hieß es. Er werde im Krankenhaus behandelt. Behördenvertreter verhandelten laut Interfax mit dem Verdächtigen, der sich in einem Gebäude auf der Militärbasis eingeschlossen habe.
In Russland kommt es immer wieder zu blutigen Zwischenfällen bei den Streitkräften mit Toten und Verletzten. Menschenrechtler sehen oft die Verhältnisse mit einem besonderen Drill und Schikane gegen junge Rekruten in der Armee als Grund dafür, dass Soldaten sich zum Äußersten gedrängt fühlen. Die Hintergründe der Taten bleiben meist im Dunkeln, immer wieder werden "persönliche Probleme" der Täter als Ursache für die Verbrechen genannt - nicht aber die Zustände in der Armee.
Im August 2015 tötete ein Soldat bei einem Amoklauf in einem Militärlager nahe der Stadt Kostroma rund 300 Kilometer nordöstlich von Moskau drei Kameraden und erschoss sich dann selbst. Im Oktober vergangenen Jahres eröffnete ein Soldat das Feuer auf einem Stützpunkt in Sibirien, wobei er acht Menschen tötete und zwei weitere verletzte. Der Angreifer beschuldigte seine Opfer, ihm durch Schikane das Leben "zur Hölle" gemacht zu haben.
Der Militärdienst ist in Russland für Männer im Alter zwischen 18 und 27 Jahren Pflicht. Viele nutzen jedoch Schlupflöcher, um sich der Wehrpflicht zu entziehen.
Quelle: ntv.de, jpe/dpa/AFP