Geiseldrama in Nairobi Soldaten erschießen zwei Terroristen
23.09.2013, 13:19 Uhr
Der Rauch über dem Einkaufszentrum war kilometerweit sichtbar.
(Foto: AP)
In Nairobi überschlagen sich die Ereignisse. Erst drohen die Terroristen die Geiseln zu töten, die sie in einem Einkaufszentrum genommen haben. Dann greifen Soldaten die Islamisten an und befreien mehrere Menschen.
Bei dem Militäreinsatz gegen die Islamisten im kenianischen Einkaufzentrum Westgate in Nairobi sind zwei Terroristen getötet worden. Fast alle Geiseln seien befreit worden, teilte Innenminister Ole Lenku mit. Ob Geiseln getötet wurden oder sich weiter in Gefangenschaft befinden, wurde nicht mitgeteilt. "Wir haben die Situation unter Kontrolle, es gibt keinen Grund zum Alarm", erklärte er. Die Sicherheitskräfte kontrollierten mittlerweile alle Stockwerke und das Gebäude sei komplett abgesperrt. Entgegen anderslautender Meldungen der vergangenen Tage handelte es sich demnach bei allen Tätern um Männer. Jedoch seien einige als Frauen verkleidet gewesen, um Verwirrung zu stiften.
Die Situation hatte sich am Mittag zugespitzt. So ereigneten sich offenbar mehrere aufeinanderfolgende Explosionen in dem vierstöckigen Gebäude, nachdem Einsatzkräfte ihren Einsatz begonnen hatten. Kurz darauf stieg dichter schwarzer Rauch auf. Live-Bilder gibt es hier. Die Explosionen und der Rauch, der aus Westgate aufstieg, seien von den Extremisten ausgelöst worden, erklärte Lenku.
Die islamistischen Extremisten in Nairobi hatten zuvor damit gedroht, ihre Geiseln in einem Einkaufszentrum zu erschießen. Sollten kenianische und israelische Truppen das Gebäude gewaltsam stürmen, würden die Geiseln getötet, sagte ein Sprecher der somalischen Al-Schabaab-Miliz drei Tage nach dem Überfall auf das Einkaufszentrum. In dem Gebäude waren immer wieder heftige Schusswechsel und Explosionen zu hören.
Ein Mitarbeiter des kenianischen Roten Kreuzes sagte, es komme in dem Komplex offenbar zu Gefechten. Immer noch befinden sich Menschen in der Gewalt der Angreifer. Unklar ist, wie viele Menschen neben den 10 bis 15 Attentätern noch in dem Gebäude sind. Ein Armeesprecher sagte, es handle sich um eine "sehr kleine Zahl". Verhandlungen mit den Angreifern lehnte er ab. Nach dpa-Informationen sollen zehn Personen in der Gewalt der Terroristen sein.
69 Tote bei Angriff
Bei dem Angriff kamen mindestens 69 Menschen ums Leben, darunter auch Franzosen, Briten, Diplomaten aus Kanada und Ghana sowie weitere Ausländer. 63 Menschen wurden noch vermisst. Die kenianische Armee hatte zuvor nach eigenen Angaben die Mehrzahl der von den Angreifern festgehaltenen Geiseln befreit. Mehr als 1000 Menschen sollen sich da in dem Gebäude befunden haben. Die somalischen Extremisten forderten einen Abzug der kenianischen Truppen aus dem Nachbarland, das wies Kenias Präsident Uhuru Kenyatta jedoch zurück. Zur Frage, ob Geiseln mit Sprengstoffgürteln ausgestattet wurden, äußerte er sich nicht.
Soldaten hätten den Großteil des auch unter Ausländern beliebten Einkaufszentrums unter ihre Kontrolle gebracht, erklärte ein Militärsprecher am Sonntagabend. Der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag unterbrach den Prozess gegen Kenias Vizepräsident William Ruto für eine Woche, damit Ruto in der Geiselkrise in sein Heimatland zurückkehren konnte. Ihm werden genauso wie Kenyatta Verbrechen gegen die Menschlichkeit vorgeworfen. Sie sollen nach der umstrittenen Wahl 2007 eine Gewaltwelle in Gang gebracht haben.
Quelle: ntv.de, rts/dpa