Konflikt um Abchasien Soldaten marschieren auf
25.04.2008, 18:29 UhrIm Streit um die von Georgien abtrünnige Region Abchasien haben sich Moskau und Tiflis gegenseitig eine Militarisierung der Konfliktzone vorgeworfen. Georgien ziehe seit Tagen Truppen zusammen und sei zu einem Militärschlag innerhalb weniger Stunden in der Lage. Das sagte der zuständige Diplomat im russischen Außenministerium, Waleri Kenjaikin. Russland habe Hinweise, dass Georgien seine Streitkräfte in erhöhte Gefechtsbereitschaft versetzt habe. Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier rief zum Verzicht auf weitere Provokationen auf.
Moskau verfolge die Entwicklungen mit Sorge, sagte Kenjaikin. Russland werde die Interessen seiner Bürger in Abchasien sowie in der ebenfalls von Georgien abtrünnigen Region Südossetien schützen. Der Diplomat schloss nicht aus, dass Georgien in nächster Zeit mit einer Militäroperation gegen Abchasien vorgehen werde. Russland werde für den Fall eines militärischen Vorgehens gegen Abchasien "entsprechend antworten", betonte Kenjaikin.
Flugzeug abgeschossen
Abchasien habe Russland um die Bildung eines Militärbündnisses gebeten, sagte der Präsident der international nicht anerkannten Republik, Sergej Bagapsch. Die Region wolle im Gegensatz zu Georgien unter keinen Umständen Mitglied in der NATO werden, betonte der abchasische Führer.
Nach einem Treffen mit seinem georgischen Amtskollegen David Bakradse sagte Steinmeier, er verfolge die Moskauer Kontaktaufnahme zu den abtrünnigen georgischen Regionen Abchasien und Südossetien mit Sorge. Zugleich forderte Steinmeier die "unverzügliche Aufklärung" des Zwischenfalls im abchasischen Luftraum. Dort war am vergangenen Sonntag ein unbemanntes georgisches Aufklärungsflugzeug abgeschossen worden.
Putin ordnet Kontakt an
Die Spannungen zwischen Georgien und Russland haben sich verschärft, nachdem Kremlchef Wladimir Putin in der vorigen Woche eine diplomatische Annäherung an Abchasien angeordnet hatte. Tiflis wirft Moskau vor, das Flugzeug über Abchasien abgeschossen zu haben. Moskau wies die Vorwürfe zurück. Abchasien räumte den Abschuss ein und begründete diesen mit der Verletzung seines Luftraums.
Die einstigen autonomen Gebiete Abchasien und Südossetien in Georgien gelten seit vielen Jahren als Konfliktherde. Beide hatten sich nach dem Zerfall der Sowjetunion Anfang der 1990er Jahre in Bürgerkriegen von Georgien abgespalten. Politisch und wirtschaftlich sind sie weitgehend isoliert. Von der internationalen Gemeinschaft werden die Regionen bis heute nicht als eigenständig anerkannt. Moskau unterstützt die Gebiete - zum Ärger Georgiens.
Quelle: ntv.de