Politik

Über 100 Verletzte in Madrid Protest schlägt in Gewalt um

3288EE00D96E4C60.jpg2929111387625627475.jpg

Seit Jahren leidet Spanien unter den Folgen der Bankenkrise und den scharfen Sparmaßnahmen der konservativen Regierung. Zehntausende machen deshalb ihrer Wut bei einem "Marsch der Würde" Luft - doch die friedliche Demonstration läuft aus dem Ruder.

Im Anschluss an eine Protestkundgebung mehrerer zehntausend Spanier gegen die Sparpolitik ihrer konservativen Regierung ist es in Madrid zu schweren Ausschreitungen gekommen. Bei gewaltsamen Auseinandersetzungen mit überwiegend jungen Demonstranten wurden am Abend 101 Menschen verletzt, darunter 67 Polizisten, wie die Behörden bekanntgaben. 24 Demonstranten seien festgenommen worden.

Zehntausende Spanier waren teilweise wochenlang zu Fuß nach Madrid unterwegs.

Zehntausende Spanier waren teilweise wochenlang zu Fuß nach Madrid unterwegs.

(Foto: REUTERS)

Menschen aus dem ganzen Land waren zum Teil zu Fuß zum "Marsch der Würde" in die Hauptstadt Madrid gekommen, um ihrer Wut über Sozialkürzungen, Massenarbeitslosigkeit und Armut Luft zu machen. Acht Protestzüge strömten aus verschiedenen Richtungen zum Bahnhof Atocha, wo sie sich zusammenschlossen. Viele der Demonstranten waren seit Wochen unterwegs.

Gegen Ende der Protestveranstaltung kam es dann zu Zusammenstößen zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften. Die Bereitschaftspolizei feuerte Gummigeschosse auf Jugendliche, die Wurfgeschosse auf Beamte geschleudert hatten. Die jungen Demonstranten errichteten Barrikaden aus Absperrgittern, zündeten Mülltonnen an und schlugen die Fensterscheiben einer Bank ein. Einige bauten auf einer Hauptstraße im Zentrum Zelte auf.

"Marschiert für die Würde!"

Grund für den Massenprotest ist die seit Jahren prekäre wirtschaftliche Lage im Land, in dem mehr als jeder Vierte arbeitslos ist. Rund 300 Gewerkschaften und Organisationen hatten zu den Demonstrationen aufgerufen. Teilnehmer kamen aus den Regionen Andalusien im Süden, Katalonien im Osten, Asturien im Nordosten und der Extremadura im Westen. Sie hielten die Flaggen ihrer Regionen hoch und riefen Parolen wie "Nein zur Arbeitslosigkeit, Nein zum Exil, Nein zur Unsicherheit, marschiert für die Würde!" Aus dem Meer der Protestierenden ragte ein gewaltiger Mittelfinger heraus, der an die Adresse des konservativen Regierungschefs Mariano Rajoy gerichtet war.

Spanien ist die viertgrößte Volkswirtschaft der Eurozone. Das Land leidet noch immer unter den Folgen der 2008 geplatzten Immobilienblase und steckt seit Ende 2011 in der Rezession. Das damals von der Rajoy-Regierung auf den Weg gebrachte Sparprogramm, mit dem die Schuldenlast verringert und das Vertrauen in den Bankensektor wieder hergestellt werden sollte, verschlimmerte den Alltag für zahllose Menschen.

Zwar besserte sich zuletzt die Lage und das Land entkam Ende vergangenen Jahres nach Einschätzung der Zentralbank der Rezession. Die Arbeitslosigkeit verharrt jedoch weiter auf sehr hohem Niveau bei rund 26 Prozent. Vor allem Jugendliche und junge Erwachsene sind davon stark betroffen.

Quelle: ntv.de, jve/AFP/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen