Politik

Wahlen in Portugal Spektakulärer Erfolg für Silva

In Zeiten der schweren Wirtschafts- und Finanzkrise setzt Portugal auf eine bewährte Kraft: Bei der Präsidentenwahl geht Amtsinhaber Anibal Cavaco Silva Prognosen zufolge gleich im ersten Durchgang als haushoher Sieger hervor. Bei den Sozialisten reiht sich unterdessen ein Debakel ans nächste.

Der strahlende Wahlsieger: Doch Cavaco Silva stehen harte Zeiten bevor.

Der strahlende Wahlsieger: Doch Cavaco Silva stehen harte Zeiten bevor.

(Foto: AP)

Der portugiesische Präsident Anibal Cavaco Silva ist Wahlprognosen zufolge in eine zweite Amtszeit gewählt worden. Die drei wichtigsten Fernsehsender des Landes prognostizierten für Cavaco Silva einen Stimmenanteil von etwa 55 Prozent. Der zweitstärskte Herausforderer von den regierenden Sozialisten kam demnach auf 19 Prozent.

Es wird erwartet, dass der Sozialdemokrat Cavaco Silva die Regierung bei ihrem Sparkurs unterstützt. Portugal versucht derzeit, seine Schuldenkrise ohne ein internationales Rettungspaket wie in Irland zu überstehen. Zwar hat der Präsident eine eher repräsentative Bedeutung. Er kann aber den Ministerpräsidenten entlassen und das Parlament auflösen.

Großes Desinteresse in der Bevölkerung

Vor fünf Jahren hatte Cavaco ebenfalls schon im ersten Wahlgang mit 50,5 Prozent die erforderliche absolute Stimmenmehrheit bekommen. Insgesamt bewarben sich diesmal sechs Kandidaten um die Stimmen der knapp 9,7 Millionen Wahlberechtigten im Euro-Land. Der Alt-Linke Alegre, einer der renommiertesten portugiesischen Dichter, hatte bereits 2006 kandidiert, damals aber als Unabhängiger.

Bei den Sozialisten reiht sich unterdessen ein Debakel ans nächste. Schon bei der Wahl vor fünf Jahren hatte der sozialistische Kandidat Mário Soares keine Chance gegen Cavaco Silva gehabt. Bei der Parlamentswahl im Herbst 2009 verlor Sócrates die absolute Mehrheit und steht seither an der Spitze einer Minderheitsregierung.

Cavacos größter Widersacher bei der Wahl 2011 war keiner der fünf linksgerichteten Gegenkandidaten, sondern das Desinteresse in der Bevölkerung. Nach ersten Ergebnissen blieben 53,5 Prozent aller Wähler den Urnen fern. Das sei ein neuer Rekord, so die CNE.

"O Professor" soll's richten

In Zeiten der schweren Wirtschafts- und Finanzkrise setzt Portugal auf eine bewährte Kraft. Der alte und neue Staatschef Aníbal Cavaco Silva ist einer der besten und erfahrensten Ökonomen des Landes. Als "O Professor" von 1985 bis 1995 das ärmste Land Westeuropas regierte, erlebte Portugal eine wirtschaftliche Blütezeit. Cavaco Silva habe "wie kaum ein Zweiter das Land nach dem Ende der Diktatur am 25. April (1974) geprägt", schrieb jüngst die Zeitung "I".

Der "Vater des Wirtschaftswunders" deutete bereits im Wahlkampf mit ungewöhnlicher Kritik an der sozialistischen Regierung an, dass er sich in seiner zweiten Amtszeit im Lissabonner Palacio de Belém mehr in wirtschaftliche Angelegenheiten einzumischen gedenkt. Der 71-jährige rechtsliberale Politiker lässt zwar jede Form von Charisma vermissen, glänzt dafür aber mit Fachwissen und eiserner Disziplin. "Als Regierungschef hat Cavaco bis zwei oder drei Uhr morgens gearbeitet", erzählt Berater Teofilo Carapeto Dias.

Fünffacher Opa mit Macher-Qualitäten

Cavaco Silva wurde am 15. Juli 1939 als Sohn eines Bauern und späteren Tankstellenpächters in der Gemeinde Boliqueime in der südlichen Urlaubsregion Algarve geboren. Als Jugendlicher glänzte er in der Leichtathletik als Hürdenläufer. Auch als Politiker wusste er stets ein Hindernis nach dem anderen zu überspringen. Vorwürfe, er habe sich bei Aktiengeschäften durch Insiderwissen bereichert, konnten ihm in den vergangenen Monaten nichts anhaben.

Der hochgewachsene, hagere und wortkarge Mann, der zweifacher Vater und fünffacher Opa ist, genießt den Ruf eines "Machers". Gegner werfen dem Wirtschaftsprofessor und Politiker der konservativen Sozialdemokratischen Partei (PSD) indes einen autoritären Stil und Arroganz vor. "Ich mache nie Fehler und habe nur selten Zweifel", sagte Cavaco tatsächlich vor einigen Jahren.

Seine Doktorarbeit verfasste der Autor zahlreicher Bücher in der britischen York-Universität. Dabei beschrieb er das Haushaltsdefizit als eine der größten Gefahren für einen Staat. Im hoch verschuldeten Portugal wird man nun sicher genauer auf den gestärkten Presidente hören.

Quelle: ntv.de, rts/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen