Millionen für Wiederaufbau Staaten helfen Somalia
23.04.2009, 20:11 UhrZur Überwindung des Bürgerkriegs und der Piraterie hat die internationale Gemeinschaft Somalia 213 Millionen US-Dollar (rund 165 Millionen Euro) zugesagt. Die UN und die Europäische Union nannten die internationale Geberkonferenz für das ostafrikanische Land in Brüssel einen "vollen Erfolg". Der somalische Präsident Sharif Sheikh Ahmed sprach von einem "historischen Moment" für sein Land.
Die Zusagen liegen rund ein Drittel über dem Mindestbetrag von 166 Millionen US-Dollar, den die UN für Somalia gefordert hatten. Die EU beteiligt sich nach Angaben der EU-Kommission mit 72 Millionen Euro, zwölf Millionen Euro mehr als angekündigt. Deutschland kommt üblicherweise für rund ein Fünftel der Gelder aus dem EU-Haushalt auf.
UN-Generalsekretär Ban Ki Moon sagte, Somalia stehe nach fast 20-jährigem Bürgerkrieg nun am Scheideweg zu einer besseren Zukunft. Zugleich warnte er vor überzogenen Erwartungen. "Frieden und Stabilität wird es nicht über Nacht geben", sagte Ban.
Das Gros für die Friedenstruppe
Ein großer Teil des Geldes soll in den kommenden zwölf Monaten der Friedenstruppe der Afrikanischen Union (AMISOM) mit derzeit rund 4300 Soldaten zugute kommen. Der vor gut zwei Jahren entsandten Truppe fehlt es unter anderem an gepanzerten Fahrzeugen und Ausrüstung, wie der Vorsitzende der Kommission der Afrikanischen Union, Jean Ping, deutlich machte.
Daneben will die Weltgemeinschaft die somalischen Sicherheitskräfte unterstützen und den Aufbau der Polizei fördern. Bis kommendes Jahr sollen rund 10.000 Polizisten geschult werden. Ziel ist es, den seit 1991 schwelenden Bürgerkrieg zu stoppen und den Grundstein für einen Wiederaufbau des Staatswesens in Somalia zu legen.
Piraterie als großes Problem
Als gravierendes Problem bezeichneten zahlreiche Konferenzteilnehmer die Seeräuberei vor der somalischen Küste. Ban nannte die Piraterie "ein Symptom der Anarchie und Unsicherheit im Land". Die zu Jahresbeginn eingesetzte Übergangsregierung hat über weite Teile des Staatsgebiets keine Kontrolle und sieht sich Angriffen islamistischer Aufständischer ausgesetzt.
EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso warnte davor, einseitig nur die Probleme im Golf von Aden zu betrachten. "Wenn wir nur Symptome wie die Piraterie behandeln und nicht ihre Ursachen, den Zerfall des Staates und die Armut, werden wir scheitern", sagte Barroso. In den ersten drei Monaten dieses Jahres gab es am Horn von Afrika bereits mehr als 60 Piratenangriffe, mehr als zehn Mal so viele wie Anfang 2008.
Illegale Fischerei bekämpfen
Deutschland forderte ein verstärktes Vorgehen gegen die illegale Fischerei vor Somalia, um den ostafrikanischen Fischern ihre Lebensgrundlage zurückzugeben und die Piraterie für sie weniger attraktiv zu machen. Agrar-Staatsekretär Gert Lindemann sagte dem Berliner TV-Sender Phoenix, mehrere hundert ausländische Boote fischten derzeit nach UN-Erkenntnissen unerlaubt in somalischen Gewässern. Das Seegebiet müsse deshalb dringend in die internationalen Abkommen gegen illegale Fischerei einbezogen werden.
Die Hilfsorganisation Oxfam forderte von der Weltgemeinschaft mehr Nahrungsmittel- und humanitäre Hilfen. Die Piraterie dürfe die Not der rund 3,2 Millionen besonders betroffenen Somalier nicht vergessen machen, erklärte Oxfam in Brüssel. Nach UN-Angaben leiden 200.000 Kinder, also jedes sechste, in dem Land unter akuter Mangelernährung.
Quelle: ntv.de