Politik

Proteste im Iran gehen weiter Staatsfernsehen meldet zwölf Tote

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Präsident Ruhani ruft zur Ruhe auf - doch viele Menschen im Iran ignorieren das und gehen weiterhin auf die Straße. Das staatliche Fernsehen meldet mittlerweile zwölf Todesopfer. Zudem gibt es Berichte über Angriffe auf öffentliche Gebäude.

Bei den seit Donnerstag andauernden regierungskritischen Protesten im Iran hat es landesweit bereits zwölf Tote gegeben. Das teilt das Staatsfernsehen des Landes mit. Zehn von ihnen starben demnach am Sonntagabend. Im Parlament in Teheran war ein Krisentreffen geplant, an dem auch Präsident Hassan Ruhani teilnehmen soll.

In der westiranischen Stadt Tuyserkan starben sechs Menschen durch Schüsse, wie das Staatsfernsehen weiter berichtete. Menschen "mit Masken haben an den Unruhen teilgenommen und öffentliche Gebäude angegriffen und in Brand gesetzt", hieß es. Es habe "verdächtige Schüsse" gegeben. In Dorud starben ein Jugendlicher und ein Mann, die von einem von Demonstranten gestohlenen Feuerwehrwagen überrollt wurden. Dort waren bereits am Samstagabend zwei Menschen bei Zusammenstößen am Rande von Protesten getötet worden.

Zuletzt hatte es Berichte über Tote in der Kleinstadt Iseh im Südwesten des Landes gegeben. Dort seien zwei Menschen erschossen worden, sagte der Lokalpolitiker Hedajatollah Chademi der Nachrichtenagentur Ilna, die den reformorientierten Kräften nahe steht. Der Abgeordnete fügte hinzu, er wisse nicht, ob Polizisten oder Demonstranten die Schüsse abgefeuert haben. Demnach habe es auch Verletzte und Festnahmen gegeben. Bei einigen der Festgenommenen seien Waffen, Munition und Sprengstoff entdeckt worden.

Von Medien und in sozialen Netzwerken veröffentlichte Videos aus Iseh zeigten Angriffe auf öffentliche Gebäude, religiöse Zentren, Banken und Büros der islamischen Bassidsch-Miliz. Einige Gebäude sowie Polizeifahrzeuge wurden in Brand gesetzt. Ähnliche Angriffe wurden aus der im Westen gelegenen Stadt Dorud gemeldet. Berichte und Videos auf den sozialen Netzwerken können jedoch unabhängig nicht verifiziert werden.

Tränengas und Wasserwerfer eingesetzt

Ungeachtet eines Aufrufs von Staatschef Ruhani zur Ruhe fanden in der Nacht auch in anderen Städten Demonstrationen statt. In der Hauptstadt Teheran setzte die Polizei Tränengas und Wasserwerfer gegen eine kleine Protestgruppe im Universitätsviertel ein. Berichten in sozialen Netzwerken zufolge wurden seit Beginn der Proteste landesweit zwischen 100 und 800 Demonstranten festgenommen.

Berichte über Proteste gab es auch aus den Städten Kermanschah im Westen, Schahinschahr bei Isfahan sowie Takestan und Sandschan im Norden. Der Vize-Provinzgouverneur von Lorestan, Habibollah Chodschastehpur, sagte der Nachrichtenagentur Mehr zufolge, außer in Dorud habe es auch in Nurabad und Choramabad Unruhen gegeben. In der nordwestlichen Stadt Orumieh wurden laut Behörden zehn "Unruhestifter" festgenommen.

Die regierungskritischen Proteste sind die größten seit der gewaltsam unterdrückten Bewegung gegen die Wiederwahl des damaligen ultrakonservativen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad im Jahr 2009. Die aktuellen Demonstrationen begannen in der zweitgrößten iranischen Stadt Maschhad. Sie richteten sich anfangs vor allem gegen die hohe Arbeitslosigkeit und Preissteigerungen, bald aber auch gegen die Führung des Landes.

US-Präsident Donald Trump ermutigte in die Demonstranten in mehreren Einträgen auf Twitter und übte scharfe Kritik an der Führung des Landes - etwa an einer Blockade des Internets. Am Neujahrsmorgen funktionierte das Internet allerdings wieder normal. Da die iranischen Medien über die Proteste selbst kaum berichten, werden viele Berichte und Videos über soziale Netzwerke und unseriöse Nachrichtenportale verbreitet. Eine neutrale Verifizierung der Ereignisse ist daher fast unmöglich.

Quelle: ntv.de, mli/dpa/AFP

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