Dienstältester Staatschef Afrikas Staatsstreich in Togo
06.02.2005, 10:12 UhrDer dienstälteste Staatschef Afrikas, Togos Präsident Gnassingb Eyadma, ist am Samstag im Alter von 69 Jahren gestorben. Unmittelbar nach seinem Tod ernannte die Armee Eyadmas Sohn Faure Gnassingb zu seinem Nachfolger.
"Was jetzt in Togo geschieht, ist - wenn man es beim richtigen Namen nennt - eine Machtergreifung der Armee, ein Militärputsch", kritisierte der Kommissionspräsident der Afrikanischen Union (AU), Alpha Omar Konar. Auch die Europäische Union äußerte sich "sehr besorgt". Der Vorsitzende der AU, Nigerias Präsident Olusegun Obasanjo, sagte, die Machtübertragung an den Sohn sei nicht verfassungsgemäß und werde daher nicht toleriert. Er forderte die Bevölkerung des afrikanischen Staates auf, auf demokratische Wahlen zu dringen, wie sie in der Verfassung des Landes vorgesehen seien.
Der togolesische Stabschef Zakari Nandja erklärte: "Weil der Parlamentspräsident im Ausland ist, gibt es nach Einschätzung der Streitkräfte ein völliges Machtvakuum. Um zu verhindern, dass diese Situation andauert, haben die Streitkräfte Togos entschieden, die Macht an Herrn Faure Gnassingb zu übertragen."
Togos Verfassung sieht vor, dass der Parlamentspräsident übergangsweise die Amtsgeschäfte des Präsidenten weiter führt und binnen 60 Tagen ein neuer Präsident gewählt werden muss.
Eyadma sei gestorben, als er zu einer Notfallbehandlung ins Ausland gebracht werden sollte, teilte die Regierung in der Hauptstadt Lom mit. Eyadma war 1967 selbst durch einen Putsch an die Macht gekommen. In den vergangenen Jahren war er des Öfteren gesundheitlich angeschlagen und wurde mehrfach im Ausland medizinisch behandelt. Er hatte zahlreiche Anschläge, einen Flugzeugabsturz und gewaltsame Proteste für mehr Demokratie in den 90er Jahren überlebt.
Anfang der 90er Jahre ließ Eyadma erstmals politische Parteien zu, gewann aber weiterhin alle Wahlen mit absurd hohen Mehrheiten. Bei den Wahlen von 1998 kamen nach Informationen von Amnesty International mehrere hundert Oppositionelle ums Leben. Im Jahr 2003 veröffentlichte Human Rights Watch eine schockierende Studie über Togo als Drehscheibe für Kinderhandel in Westafrika.
Togo war bis 1918 deutsche, dann französische Kolonie. 1960 erlangte das Land die Unabhängigkeit.
Quelle: ntv.de