Politik

Überläufer warnt vor Staatskollaps Steht Kim Jong Un vor dem Untergang?

Junge Soldaten stehen im April 2016 vor den Statuen von Kim Il Sung und Kim Jong Il und feiern den Gründungstag von Nordkorea.

Junge Soldaten stehen im April 2016 vor den Statuen von Kim Il Sung und Kim Jong Il und feiern den Gründungstag von Nordkorea.

(Foto: picture alliance / dpa)

Im August setzt sich ein nordkoreanischer Diplomat in den Süden ab. Auf einer Pressekonferenz gewährt er der Welt jetzt tiefe Einblicke in die Diktatur von Kim Jong Un. Die Menschen wenden sich demnach vom Machthaber ab.

Die nordkoreanische Führung steht nach Einschätzung eines ranghohen Überläufers vor dem Zusammenbruch. "Ich bin mir sicher, dass die Tage von Kim Jong Un gezählt sind", sagte der frühere Vize-Botschafter Nordkoreas in London, Thae Yong Ho, auf einer Pressekonferenz in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul. Die Elite des Landes wende sich zunehmend von Kim ab. "Die traditionellen Strukturen des nordkoreanischen Systems wanken."

Der frühere Botschafter deutete zudem an, dass nicht nur die Elite von Kim enttäuscht sei. Beispielsweise sollen sich zunehmend auch Marktverkäufer zivilem Ungehorsam hingeben und über behördliche Anordnungen hinwegsetzen. Es gehe "abwärts" in Nordkorea, sagte er. Einst "undenkbare" kritische Äußerungen seien inzwischen häufiger zu hören.

Eine unabhängige Überprüfung dieser Angaben ist allerdings nicht möglich.

Informationen helfen

Thae ist einer der ranghöchsten nordkoreanischen Überläufer seit Jahren. Er hatte sich im August gemeinsam mit seiner Frau und seinen beiden Söhnen - 19 und 26 Jahre alt - nach Südkorea abgesetzt. Der stellvertretende Außenminister wurde als Reaktion darauf von Kim in die Verbannung geschickt. Er musste die Hauptstadt Pjöngjang verlassen und aufs Land ziehen.

Der frühere Diplomat ist der Meinung, dass vor allem Informationen von außen die Herrschaft von Kim untergraben können. Viele Nordkoreaner hätten eingeschmuggelte, südkoreanische TV-Serien und Filme gesehen und gelernt, dass Südkorea ein reiches Land sei. Selbst in der Schule werde den Kindern nicht mehr erzählt, dass es Südkorea schlecht gehe.

In nordkoreanischen Medien wurde Thae nach seiner Flucht als "menschlicher Abschaum" bezeichnet, zudem wurde er beschuldigt, Staatsgelder veruntreut, eine Minderjährige vergewaltigt und für Südkorea spioniert zu haben.

Atommacht oder nicht?

Der seit fünf Jahren regierende Kim Jong Un ist nach seinem Vater und seinem Großvater der dritte Machthaber aus der Kim-Dynastie, der das kommunistische Nordkorea seit der Staatsgründung 1948 beherrscht. Der Westen wirft Pjöngjang schwere Menschenrechtsverletzungen vor. Der UN-Sicherheitsrat verhängte wegen des nordkoreanischen Atomprogramms Sanktionen gegen das Land.

Kim hatte erst kürzlich in seiner Neujahrsansprache gesagt, Nordkorea sei im vergangenen Jahr zu einer Atommacht aufgestiegen. Thae sagte, die einzige Möglichkeit, die atomare Bedrohung zu beenden, sei "die Entfernung von Kim". Der Ex-Diplomat rief zu weiteren Sanktionen gegen sein Heimatland auf und ermunterte seine Landsleute zu einem "Volksaufstand".

Quelle: ntv.de, chr/AFP/dpa

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