Politik

Diskussion über Afghanistan "kopflos" Steinmeier hält an Einsatz fest

Auch nach dem klaren Bundestags-Votum für eine Ausweitung des Afghanistan-Einsatzes geht die Debatte über einen Ausstieg weiter. Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) lehnte Diskussionen über einen möglichen Abzugstermin der Bundeswehr ab.

Außenminister Steinmeier mahnt in der Afghanistan-Diskussion mehr Ernsthaftigkeit an.

Außenminister Steinmeier mahnt in der Afghanistan-Diskussion mehr Ernsthaftigkeit an.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Der Einsatz deutscher Soldaten in dem Land am Hindukusch folge keinem Selbstzweck, sagte er dem Deutschlandradio Kultur. Die Afghanen müssten in die Lage versetzt werden, für ihre eigene Sicherheit zu sorgen. Die Bundeswehr könne erst zurückgezogen werden, wenn dieses Ziel in Afghanistan erreicht sei. Steinmeier: "Aber jetzt eine kopflose Ausstiegs-Diskussion, eine Exit-Diskussion zu führen, halte ich nicht für verantwortlich für ein Land, das in einer internationalen Verantwortung steht und nicht irgendwer ist. Auf uns wird geschaut."

In Gesprächen habe er erfahren, dass sich die Soldaten ihrer Aufgabe sehr bewusst seien, fügte der Vizekanzler hinzu: "Ich wünschte mir manchmal, dass wir die Diskussion in Afghanistan mit derselben Ernsthaftigkeit auch hier zuhause führen."

Union: Polizei statt Militär

Die deutsche Polizei bildet in Zusammenarbeit mit der deutschen ISAF-Militärpolizei afghanische Polizisten aus, wie hier im Distrikt Deh Dadi.

Die deutsche Polizei bildet in Zusammenarbeit mit der deutschen ISAF-Militärpolizei afghanische Polizisten aus, wie hier im Distrikt Deh Dadi.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

"Es ist an der Zeit, die Priorität des Afghanistan-Einsatzes vom Militär zur Polizei zu verlagern", sagte der Unions- Sicherheitsexperte Hans-Peter Uhl der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Ziel müsse ein baldiger Abzug der Bundeswehr sein, möglichst innerhalb der nächsten Jahre. Uhl forderte, die Zahl der deutschen Polizei-Ausbilder am Hindukusch kurzfristig zu verdoppeln.

AWACS-Flugzeuge gehen in Dienst

Der Bundestag hatte erwartungsgemäß mit breiter Mehrheit der deutschen Beteiligung an AWACS-Aufklärungsflügen der NATO über Afghanistan zugestimmt. Die Linke beklagte, der Einsatz bedeute eine militärische Eskalation.

Verteidigungsminister Franz Josef Jung sagte in Berlin, er freue sich über das Votum des Parlaments. Die AWACS- Flugzeuge seien "dringend erforderlich". Bis zu 300 deutsche Soldaten sollen an der Überwachung des afghanischen Luftraums mitwirken, ihr Einsatz ist bis zum 13. Dezember befristet.

Bundeswehr ehrt gefallene Soldaten

Die Trauerfeier fand in der Stadtkirche von Bad Salzungen statt.

Die Trauerfeier fand in der Stadtkirche von Bad Salzungen statt.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Am Donnerstag waren im thüringischen Bad Salzungen drei junge Bundeswehr-Soldaten beigesetzt worden, die bei einem Feuergefecht mit den radikal-islamischen Taliban in Nordafghanistan ums Leben gekommen waren. Derzeit sind rund 3700 deutsche Soldaten am Hindukusch im Einsatz. Erst im vorigen Oktober war die Obergrenze für die Beteiligung an der internationalen Afghanistan-Schutztruppe ISAF auf 4500 aufgestockt worden.

Quelle: ntv.de, dpa/AFP

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