Politik

Koalitionsrunde nimmt leichten Weg Streitthemen auf Januar vertagt

Die Regierung vertagt ihre Streitthemen auf Anfang kommenden Jahres. Dazu gehören die Vorratsdatenspeicherung, die Blockierung von Kinderporno-Seiten im Internet und die Lösung des Fachkräftemangels. Beschlossen werden hingegen das Aussetzen der Wehrpflicht und die Mini-Steuerreform.

Rekruten der Bundeswehr werfen beim Gelöbnis vor dem Reichstag in Berlin Schatten (Archivbild).

Rekruten der Bundeswehr werfen beim Gelöbnis vor dem Reichstag in Berlin Schatten (Archivbild).

(Foto: dapd)

Die Koalition hat sich bei ihrem letzten Spitzentreffen in diesem Jahr nur auf die unstrittigen Themen wie der Aussetzung der Wehrpflicht und der kleinen Steuerreform verständigt. Streitpunkte wie die Vorratsdatenspeicherung, die Blockierung von Kinderporno-Seiten im Internet und die Lösung des Fachkräftemangels sollen erst wieder beim nächsten Koalitionsausschuss von CDU, CSU und FDP im Januar beraten werden.

In den rund sechsstündigen Gesprächen wurde auch über die Stabilisierung des Euro gesprochen, hieß es. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) werde noch vor dem EU-Gipfel in Brüssel nächste Woche eine Regierungserklärung abgeben.

Pause für die Wehrpflicht

Die von Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) vorgeschlagene Reform der Bundeswehr ist eine der tiefgreifendsten Veränderungen in ihrer Geschichte. Erstmals seit Wiedereinführung der Wehrpflicht 1957 werden junge Männer nicht mehr eingezogen. Künftig soll die Bundeswehr 170.000 Berufs- und Zeitsoldaten haben und über einen Freiwilligendienst, der bis zu 23 Monate dauern kann, jährlich 7500 bis 15.000 junge Männer und Frauen gewinnen. Im Kalten Krieg hatte die Bundeswehr rund 500.000 Soldaten und die Nationale Volksarmee der DDR etwa 170.000 Soldaten. Die Gesetzesänderungen will das Kabinett in seiner Sitzung am Mittwoch auf den Weg bringen.

Mini-Steuerreform

Zuvor hatten Union und FDP eine Vereinfachung des Steuerrechts beschlossen. Damit sollen Papierkram fürs Finanzamt eingedämmt sowie Steuerzahlern etwas und der Wirtschaft viel mehr Geld in der Kasse gelassen werden. Arbeitnehmer sollen um insgesamt 590 Millionen Euro pro Jahr entlastet werden. Firmen sollen durch weniger Bürokratieaufwand rund vier Milliarden Euro einsparen können. Opposition und Gewerkschaften sprachen von "Klein-Klein".

Was dürfen Fachkräfte kosten?

Lösungen für den Fachkräftemangel wurden vertagt, weil sich Union und FDP nicht einigen konnten, wie mehr ausländische Fachkräfte beschäftigt werden können, um Engpässe in Deutschland abzufedern. Die FDP will dafür die Mindesteinkommensgrenze für qualifizierte Kräfte aus dem Ausland von heute 66.000 Euro auf 40.000 Euro absenken. Das lehnen CDU und CSU ab. Nun sollen darüber erst einmal die Fraktionschefs von CDU, CSU und FDP beraten.

Überwachung von Terrorverdächtigen

Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) soll bis Jahresende einen Bericht zur Vorratsdatenspeicherung vorlegen. Sie ist gegen die millionenfache und monatelange Speicherung von Verbindungsdaten ohne konkreten Anlass. Innenminister Thomas de Maizière (CDU) dringt auf eine umfangreiche Überwachung von Terrorverdächtigen. Das Bundesverfassungsgericht hatte im März die bis dahin geltende gesetzliche Regelung zur Vorratsdatenspeicherung in Deutschland gekippt. Seitdem dürfen Telefon- und Internetdaten nicht mehr ohne Anlass sechs Monate lang gespeichert werden.

Quelle: ntv.de, dpa

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