Streit mit Sudan um Gebühren Südsudan dreht den Ölhahn zu
29.01.2012, 17:09 UhrAuch mehr als sechs Monate nach der Unabhängigkeit ringen der Sudan und Südsudan um Gebiete und Macht. Im Zentrum steht die immens wichtige Ölwirtschaft. Nun macht der Südsudan seine Drohungen wahr und stoppt die Förderung. Die Regierung in Juba will eine Einigung über Transitgebühren erzwingen.
Der Südsudan hat im Streit mit seinem ehemaligen Bürgerkriegsgegner im Norden die eigene Ölproduktion vollständig gestoppt. Das Land verfügt seit seiner Unabhängigkeit vom Sudan im vergangenen Juli über rund Dreiviertel der Ölförderung des ehemaligen Gesamtstaates. Doch für den Export ins Ausland ist der Südsudan auf Pipelines des Sudan angewiesen.
Beide Länder können sich bisher nicht auf Transitgebühren einigen. Zuletzt hatte der Sudan Öl des südlichen Nachbarn mit der Begründung beschlagnahmt, dies sei der Ersatz für entgangene Gebühren. Daraufhin drohte der Südsudan mit dem Stopp der Ölproduktion, der nun umgesetzt wurde. Das Rohöl solle erst wieder fließen, wenn es eine umfassende Einigung gebe, erklärte der Südsudan. Die Ölproduktion ist der wichtigste Wirtschaftszweig beider Länder. Das meiste Rohöl aus dem Sudan und dem Südsudan wird nach China exportiert.
UN-Generalsekretär Ban Ki Moon rief die Regierungen beider Länder dringend dazu auf, eine Lösung für ihren Grenzkonflikt zu finden. "Je länger die bestehenden Probleme ungelöst bleiben, desto schlimmer wird die Krise werden", sagte Ban beim Gipfeltreffen der Afrikanischen Union im neuen AU-Hauptquartier in Addis Abeba. Die beiden Staatschefs Omar al-Baschir, , und Salva Kiir hätten bisher keinen politischen Willen gezeigt, um eine Einigung zu finden. Es sei Zeit, Kompromisse einzugehen und Flexibilität zu zeigen, betonte Ban.
"Ich bin auch sehr besorgt über die humanitäre Lage im Grenzgebiet zwischen dem Sudan und Südsudan, so etwa in Südkordofan", sagte der Südkoreaner weiter. Die internationale Gemeinschaft müsse jetzt handeln. Zudem forderte er die beiden Länder auf, mit den anderen Staats- und Regierungschefs der AU Lösungen zu diskutieren.
Rebellen entführen chinesische Arbeiter
Nach der ist immer noch nicht klar, zu welchem Land verschiedene Grenzgebiete gehören sollen. In Südkordofan, aber auch in den Regionen Blauer Nil und Abyei, kommt es regelmäßig zu Gewaltausbrüchen. Ein geplantes Referendum, das zu einer friedlichen Lösung führen könnte, hat es bisher nicht gegeben.
An der Grenze zum Südsudan kämpft die sudanesische Armee gegen Rebellen. In der Region gerieten auch chinesische Arbeiter in die Gewalt sudanesischer Rebellen. Die Aufständischen erklärten, sie hätten die 29 Chinesen zu ihrer eigenen Sicherheit gefangengenommen, da neue Angriffe des Militärs drohten. Die Armee erklärte dagegen, die Rebellen hätten die Anlage einer chinesischen Baufirma angegriffen und 70 Zivilisten verschleppt.
Quelle: ntv.de, rts/dpa