Ein Neuanfang für Myanmar Suu Kyi will die "nationale Versöhnung"
11.11.2015, 10:02 Uhr
Aung San Suu Kyi könnte mit ihrer Partei die absolute Mehrheit im Parlament erringen.
(Foto: dpa)
Nach dem deutlichen Sieg ihrer Partei bei der Parlamentswahl in Myanmar wirbt Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi für Verständigung - und geht auf ihre einstigen Feinde zu.
Nach der historischen Parlamentswahl in Myanmar hat Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi den Präsidenten Thein Sein und die mächtige Armeeführung zu ersten Gesprächen aufgerufen. "Die Bürger haben bei der Wahl ihren Willen zum Ausdruck gebracht", hieß es in Briefen, die Suu Kyis Nationale Liga für Demokratie (NLD) jetzt veröffentlichte. Darin lädt sie sowohl Sein als auch Armeechef Min Aung sowie den Parlamentspräsidenten Shwe Mann dazu ein, in der kommenden Woche mit ihr "über nationale Versöhnung zu reden".
Die NLD hat nach neuesten Ergebnissen 56 der bisher ausgezählten 61 Mandate gewonnen - und damit 90 Prozent der bis jetzt von der Wahlkommission erklärten Mandate. Partei-Chefin Suu Kyi sagte, sie rechne letztlich mit 75 Prozent der Mandate. Für das Militär sind im neuen Parlament 25 Prozent der Sitze reserviert.
Die Friedensnobelpreisträgerin hofft, durch einen Sieg ihrer NLD den demokratischen Neubeginn in Myanmar besiegeln zu können. Ihre Partei hatte bereits 1990 die Parlamentswahl deutlich gewonnen, das Militär weigerte sich aber, das Ergebnis anzuerkennen. Die heute 70-jährige Suu Kyi verbrachte daraufhin die meiste Zeit im Hausarrest.
Absolute Mehrheit möglich
Vor vier Jahren wurde die Militärherrschaft beendet und die Macht an eine formal zivile Regierung unter dem ehemaligen General Thein Sein übertragen. Mit Hochspannung wird nun erwartet, ob das Militär im Falle einer Wahlniederlage tatsächlich die Macht vollständig an eine demokratisch gewählte Regierung abtritt.
Mehrere Schwergewichte der Regierungspartei USDP haben ihre Niederlage bereits eingeräumt, darunter ihr Parteivorsitzender Htay Oo. "Wir haben verloren", sagte er. "Die NLD hat die Wahl mit einem Erdrutschsieg gewonnen. Wir akzeptieren die Niederlage. Ich hoffe, sie führen das Land in die richtige Richtung." Ein Sprecher von Präsident Sein verwies darauf, dass das offizielle Wahlergebnis noch nicht vorliege. Die Abstimmung sei aber "frei und fair" gewesen.
Die Kommission hat bisher die Stimmen für 182 der 491 Abgeordnetensitze im nationalen Parlament ausgezählt, über die am Sonntag abgestimmt worden war. Die NDL bräuchte 67 Prozent der vergebenen Sitze, um eine absolute Mehrheit im Parlament des südostasiatischen Landes zu erreichen.
Quelle: ntv.de, jug/AFP/dpa