Politik

Bislang mehr als 45.000 Tote Syriens MP-Chef desertiert

Generalmajor Abdelasis al-Schalal

Generalmajor Abdelasis al-Schalal

(Foto: Al-Arabija)

Der Chef der syrischen Militärpolizei läuft zu den Rebellen über. Die Armee sei zu einer mordenden Bande geworden, sagt er zur Begründung. Mehr als 45.000 Menschen sollen bislang im syrischen Bürgerkrieg ums Leben gekommen sein. Zum Kämpfen kommt es auch in einem Palästinenserlager nahe Damaskus.

In Syrien ist erneut ein hochrangiger Beamter des Regimes von Baschar al-Assad zu den Rebellen übergelaufen. Der Nachrichtensender Al-Arabija strahlte eine Videobotschaft aus, in der der Chef der Militärpolizei, Generalmajor Abdelasis al-Schalal erklärte, desertiert zu sein.

Die Armee sei inzwischen von ihrer Mission, das Volk zu schützen, abgekommen und zu einer marodierenden, mordenden Bande geworden, begründete Al-Schalal den Schritt. Er sagte, er gehe davon aus, dass noch weitere wichtige Offiziere sich vom Regime lossagen wollten.

In Rebellenkreisen hieß es, Al-Schalal sei in die Türkei geflohen. Aus syrischen Sicherheitskreisen verlautete dagegen, Al-Schalal hätte ohnehin in einem Monat in den Ruhestand treten sollen. "Er ist nur übergelaufen, um den Helden zu spielen", hieß es.

Mehr als 45.000 Tote

In einer syrischen Kaserne, die jetzt in den Händen der Aufständischen ist.

In einer syrischen Kaserne, die jetzt in den Händen der Aufständischen ist.

(Foto: REUTERS)

Bei den Kämpfen in Syrien kamen seit März 2011 mehr als 45.000 Menschen ums Leben, wie die in London ansässige Beobachtungsstelle mitteilte. Mehr als 31.500 davon seien Zivilisten gewesen, in den Reihen der Soldaten habe es über 11.200 Tote gegeben.

Kämpfe in Palästinenserlager

Unterdessen gab es im palästinensischen Flüchtlingslager Jarmuk nahe der syrischen Hauptstadt Damaskus Kämpfe zwischen Rebellen und Anhängern der regierungstreuen palästinensischen Volkskomitees. Bei den gewalttätigen Zusammenstößen seien in der Nacht zum Mittwoch mehrere Menschen von Heckenschützen getötet worden, teilte die oppositionsnahe Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit. Ein Abkommen der vergangenen Woche, das den Abzug aller Bewaffneten aus dem Lager vorgesehen habe, sei nicht von Erfolg gekrönt gewesen.

Nach Angaben der regierungsnahen Zeitung "Al-Watan" hatten sich die Kämpfer kurzzeitig aus Jarmuk zurückgezogen, woraufhin viele Menschen das Lager verlassen hätten. Nach der Rückkehr der Bewaffneten seien die Kämpfe wieder aufgeflammt. Zuvor hatte es in Jarmuk bereits vom 16. Dezember an fünf Tage lang Kämpfe zwischen Rebellen und Regierungstreuen gegeben. Nach Angaben der Beobachtungsstelle flog die Luftwaffe mehrere Angriffe gegen das Lager, bei denen es Tote gab. Informationsminister Omran Al-Sohbi teilte am Sonntag mit, die syrische Armee sei in Jarmuk nicht eingeschritten.

In der vergangenen Woche waren 100.000 bis 150.000 Menschen aus dem Lager geflohen, wie das Hilfswerk der Vereinten Nationen für palästinensische Flüchtlinge (UNRWA) mitteilte. Viele von ihnen hätten sich in öffentlichen Parks niedergelassen. Knapp 3000 flohen in den benachbarten Libanon, wie die dortige Regierung mitteilte.

Quelle: ntv.de, AFP/rts

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