Urteil im Politkowskaja-Prozess Täter müssen lebenslang ins Straflager
09.06.2014, 11:07 Uhr
Die Angeklagten wurden zu langen Haftstrafen verurteilt. Die Haupttäter bekamen lebenslang.
(Foto: dpa)
Fast acht Jahre nach dem Mord an der Journalistin Anna Politkowskaja in Moskau verurteilt ein Gericht die mutmaßlichen Täter zu lebenslanger Lagerhaft. Doch die Auftraggeber sind nach wie vor nicht gefasst.
Das Moskauer Stadtgericht hat die Täter und Komplizen beim Mord an der Journalistin Anna Politkowskaja zu langer Straflager-Haft verurteilt. Der mutmaßliche Organisator sowie der Todesschütze müssen lebenslang ins Straflager, wie das Gericht entschied. Richter Pawel Meljochin verurteilte außerdem drei Komplizen zu zwölf, 14 und 20 Jahren Straflager.
Die Staatsanwaltschaft hatte für die drei letzten Angeklagten etwas höhere Strafen beantragt, nachdem Geschworene die fünf Verdächtigen im Mai schuldig gesprochen hatten. Die Verteidigung hatte aus Mangel an Beweisen einen Freispruch verlangt und kündigte an, das Urteil anzufechten.
Die Tat am 7. Oktober 2006 hatte weltweit Entsetzen ausgelöst. Die Auftraggeber des Mordes sind weiterhin unbekannt. Die Familie Politkowskajas sowie ihre Kollegen der kremlkritischen Zeitung "Nowaja Gaseta" suchen weiter nach den Hintermännern. Politkowskaja, die eine Gegnerin von Wladimir Putin war, wurde vor ihrer Wohnung durch mehrere Schüsse getötet. Sie hatte aus dem früheren Kriegsgebiet Tschetschenien über schwerste Menschenrechtsverletzungen berichtet.
Für einen Teil der Beteiligten ist es bereits der zweite Prozess, weil ihnen bei einem ersten Verfahren eine Schuld nicht nachgewiesen werden konnte. Die Urteile seien nur ein "kleiner Schritt" bei der Herstellung der Gerechtigkeit, teilte die Menschenrechtsorganisation Amnesty International mit. Auch dieser Prozess lasse viele Fragen offen, sagte der Leiter von Amnesty in Russland, Sergej Nikitin. Erst wenn die Drahtzieher bekannt seien, könne das Verbrechen aufgeklärt werden.
Quelle: ntv.de, nsc/dpa