Mehrere Anschläge in Afghanistan Taliban fordern NATO heraus
13.11.2010, 16:33 Uhr
Dieser Junge überlebt den Anschlag in Kundus knapp.
(Foto: REUTERS)
Wenige Tage vor der NATO-Konferenz zur Lage in Afghanistan demonstrieren die Taliban mit einer Anschlagsserie ihre Brutalität und Stärke. Bei einem Attentat kommen in Kundus zahlreiche Zivilisten ums Leben - darunter Kinder. Zuvor wehren NATO-Soldaten einen Angriff der Rebellen auf einen Stützpunkt in Dschalalabad ab.
Bei einem Bombenanschlag im Einsatzgebiet der Bundeswehr in Nord-Afghanistan und beim Überfall auf einen US-Stützpunkt im Osten sind mindestens 16 Menschen ums Leben gekommen. Auf einem belebten Markt im Distrikt Emam Sahib in der Provinz Kundus explodierte ein ferngezündeter Sprengsatz, der auf einem Motorrad versteckt war. Zehn Menschen wurden dabei nach Angaben des Innenministeriums getötet, unter ihnen drei Kinder. Weitere 18 Menschen wurden verletzt. Als Täter werden die Taliban vermutet.
Im Osten Afghanistans griffen Kämpfer der Taliban einen US-Stützpunkt in Dschalalabad an, der Hauptstadt der Provinz Nangarhar. Sechs Angreifer, unter ihnen zwei Selbstmordattentäter, seien bei stundenlangen Gefechten getötet worden, teilte ein Sprecher des Gouverneurs mit. Unabhängige Berichte über die Zahl der Toten gab es zunächst nicht. Ein Taliban-Sprecher sagte, 14 Kämpfer mit Sprengstoffwesten hätten den Stützpunkt gestürmt und Dutzende ausländische und afghanische Soldaten getötet. Die Angaben der Aufständischen zu solchen Angriffen sind jedoch unzuverlässig und meist stark übertrieben.
Bereits am Freitag hatte ein Selbstmordattentäter in Kabul einen NATO-Konvoi angegriffen und dabei zwei Soldaten verletzt. Es war der erste schwere Anschlag in der afghanischen Hauptstadt seit drei Monaten.
Beim Angriff einer unbemannten, mutmaßlich von den US-Truppen gestarteten Drohne im pakistanischen Grenzgebiet zu Afghanistan wurden fünf Menschen getötet. Der Angriff ereignete sich nach Angaben lokaler Geheimdienstmitarbeiter in Nord-Waziristan, von wo aus Taliban und Al-Kaida-Kämpfer immer wieder Attacken auf die internationalen Truppen in Afghanistan lancieren. Die Identität der Toten war nicht bekannt. Seit Anfang September sind bei Angriffen von mutmaßlichen US-Drohnen in dem Gebiet über 200 Menschen ums Leben gekommen.
In der kommenden Woche kommen NATO-Vertreter in Lissabon zusammen, um über Afghanistan zu beraten. Vor allem auf europäische NATO-Länder wächst der Druck, den langwierigen Krieg zu beenden. Auch in den USA stellt die Regierung in Kürze die Weichen für die weitere Afghanistan-Politik. Es wird erwartet, dass Präsident Barack Obama an seinen Plänen festhält, von Mitte 2011 an die Truppen schrittweise abzuziehen.
Quelle: ntv.de, rts/dpa