Politik

Drohnen und Spitzel Taliban töten CIA-Agenten

Der Stützpunkt "Forward Operation Base Chapman" in der afghanischen Provinz Chost spielt offenbar eine Schlüsselrolle bei der Steuerung der unbemannten Drohnen, mit denen die US-Streitkräfte Stellungen und Verstecke der Taliban in dem unwegsamen Grenzgebiet zu Pakistan unter Feuer nehmen.

2009 mussten die Vereinigten Staaten die größten Verluste im bisherigen Verlauf des Krieges hinnehmen.

2009 mussten die Vereinigten Staaten die größten Verluste im bisherigen Verlauf des Krieges hinnehmen.

(Foto: AP)

Auf dem afghanischen Militärstützpunkt, wo sieben CIA-Agenten bei einem Anschlag getötet wurden, hat der US-Geheimdienst einem Zeitungsbericht zufolge die umstrittenen Drohnenangriffe im Grenzgebiet zwischen Pakistan und Afghanistan vorbereitet. Wie die "Washington Post" berichtete, sind auf der Chapman-Militärbasis in der Provinz Chost seit mehreren Jahren auch CIA-Agenten stationiert. Sie sammeln demnach Informationen über mögliche Ziele für die Angriffe unbemannter Flugzeuge gegen mutmaßliche Taliban-Kämpfer und das Terrornetzwerk El Kaida.

Laut "Washington Post" wurden auf dem Stützpunkt auch Spitzel rekrutiert. Der Attentäter, der unter seiner Kleidung einen Sprengstoffgürtel versteckt hatte, hatte sich demnach als angeblicher Informant ausgegeben, um auf das Gelände zu gelangen. Entgegen den Sicherheitsvorschriften wurde der Mann bei seiner Ankunft auf der schwer bewachten Basis nicht durchsucht, wie der US-Fernsehsender ABC berichtete. Eine CIA-Sprecherin wollte sich zu den Berichten nicht äußern.

Sicherheitsmängel treten zutage

Der folgenschwerste Anschlag auf den US-Geheimdienst CIA seit Jahrzehnten legte schwere Sicherheitsmängel des Einsatzes in Afghanistan offen. "Dieser Vorfall wird sehr, sehr gründlich geprüft, und die Schlüsse, die daraus gezogen werden können, werden gezogen", sagte ein Regierungsvertreter in Washington. Bei dem Attentat waren am Mittwoch sieben CIA-Mitarbeiter getötet worden. Sechs weitere wurden verletzt. Unter den Todesopfern ist Medienberichten zufolge auch die Chefin der Geheimdienstbasis. Einen solch hohen Verlust hat der CIA zuletzt 1983 erlitten, als die US-Botschaft in Beirut bombardiert wurde. Damals kamen acht Mitarbeiter des Dienstes ums Leben.

Zu dem Anschlag hatten sich die Taliban bekannt. Ihren Angaben zufolge verbarg der Attentäter die Sprengweste unter seiner Armeeuniform und zündete die Bombe während eines Treffens mit CIA-Mitarbeitern.

Schock für die CIA

"Wir rechnen damit, Agenten zu verlieren", sagte ein ehemaliger Geheimdienstler. "Aber so viele auf einen Schlag zu verlieren, ist ein großer Schock für den Dienst und sehr besorgniserregend." Die CIA hatte ihre Kräfte auf dem Stützpunkt zuletzt verstärkt, um die zunehmende Gewalt der Taliban unter Kontrolle zu bringen.

Sollte sich bestätigen, dass der Attentäter der Armee angehörte, wäre es der zweite Anschlag binnen drei Tagen auf ausländische Sicherheitskräfte aus den Reihen des Militärs. Der Wiederaufbau der Armee gehört zu den Kernzielen von USA und NATO und gilt als Voraussetzung für einen Abzug der internationalen Truppen, den US-Präsident Barack Obama 2011 beginnen will.

Obama würdigt die Toten

US-Präsident Barack Obama würdigte die Toten als "mutige Amerikaner" und Patrioten, die ein großes Opfer für ihre Landsleute gebracht hätten. Er hob die Leistungen der Opfer hervor: "Ihr habt uns geholfen zu verstehen, wie die Welt ist und habt große Risiken auf euch genommen, um unsere Nation zu schützen." Die Toten seien "weit von daheim und dem Feind nahe gewesen", schrieb CIA-Chef Leon Panetta in einer Mitteilung. Sie hätten "die harte Arbeit erledigt, die nötig ist, unser Land zu schützen".

Nach offiziellen Angaben kamen zuvor seit Beginn des US-Einsatzes in Afghanistan Ende 2001 vier CIA-Agenten ums Leben. Seit Beginn 2009 starben am Hindukusch 310 US-Soldaten, so viele wie noch nie binnen eines Jahres. Präsident Obama schickt im Laufe dieses Jahres rund 30.000 weitere Soldaten nach Afghanistan.

Tote im Süden Afganistan

Die Särge mit den getöteten kanadischen Soldaten werden nach Hause geflogen.

Die Särge mit den getöteten kanadischen Soldaten werden nach Hause geflogen.

(Foto: AP)

Derweil kamen bei einem weiteren Anschlag im Süden des Landes vier kanadische Soldaten und eine Journalistin ums Leben. Bei der Reporterin handelt es sich laut kanadischem Fernsehen um die 34- jährige Michelle Lang von der Zeitung "Calgary Herald", die erst seit gut zwei Wochen aus Afghanistan berichtete.

Sie befand sich am Mittwoch zusammen mit den Soldaten auf einer Kontrollfahrt durch eine vermeintlich sichere Gegend im Süden Kandahars. Fünf Soldaten wurden bei dem Anschlag verletzt. Die Reporterin ist den Berichten zufolge die zweite Zivilperson, die seit Beginn des kanadischen Afghanistan-Einsatzes 2002 getötet wurde. Die Zahl der getöteten kanadischen Soldaten stieg damit auf 138.

Quelle: ntv.de, dpa/rts/APF

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen