Offensive in Helmand geplant Tausende Soldaten rücken vor
03.02.2010, 13:03 Uhr
(Foto: AP)
Nach Angaben der ISAF wollen "viele tausend" afghanische und ausländische Sicherheitskräfte im Süden Afghanistans gegen die Taliban vorgehen. Ziel sei, die Zivilbevölkerung von den Aufständischen zu trennen, Zivilisten zu schützen und den Wiederaufbau zu ermöglichen.
Afghanische und ausländische Truppen planen in der südafghanischen Taliban-Hochburg Helmand eine Offensive mit tausenden Sicherheitskräften gegen die Aufständischen. Mindestens eintausend afghanische Polizisten, eintausend afghanische Soldaten und "viele tausend" Soldaten der Internationalen Schutztruppe ISAF würden gegen die Taliban in der Unruheprovinz vorrücken, sagte ISAF-Sprecher Eric Tremblay in Kabul. Damit handelt es sich um eine der größten Offensiven seit Beginn des Afghanistan-Einsatzes 2001.
Der Sprecher des afghanischen Verteidigungsministeriums, General Sahir Asimi, sagte, Ziel sei, die Zivilbevölkerung von den Aufständischen zu trennen, Zivilisten zu schützen und den Wiederaufbau zu ermöglichen.
Zum geplanten Beginn der Offensive äußerte sich der Sprecher nicht. Es wurde jedoch damit gerechnet, dass sie bereits in wenigen Tagen in der Region Mardscha beginnen könnte.
Aufstockung langsamer als geplant
Derzeit sind etwa 113.000 ausländische Soldaten in Afghanistan stationiert. Eine geplante Aufstockung um 40.000 Soldaten der USA und anderer NATO-Staaten soll insbesondere die Lage in den südlichen Unruhe-Provinzen Kandahar und Helmand verbessern. Laut Generalstabschef Mike Mullen wird aber die Truppenverstärkung langsamer ablaufen als geplant. Bis Ende des Frühlings würden etwa 18.000 der zusätzlichen 30.000 amerikanischen Soldaten in Afghanistan angekommen sein.
Taliban fast überall präsent
Zur Einschätzung der Lage sagte Mullen, die radial-islamischen Taliban seien weit aus ihren südlichen Hochburgen vorgerückt. Ihr Einfluss wachse nun in den meisten Provinzen des Landes. Präsident Barack Obama will mit der Truppenaufstockung eine Wende im Krieg gegen die Taliban einleiten.
Seit Jahresbeginn sind 51 Soldaten der ausländischen Truppen gefallen, wobei Sprengstoffattentate die Ursache für rund 90 Prozent der Todesfälle bei den internationalen Truppen am Hindukusch sind. Erst am Dienstag wurden zwei US-Soldaten bei einem Bombenanschlag im Süden des Landes getötet.
Karsai in Saudi-Arabien
Im Zusammenhang mit möglichen Verhandlungen mit den Taliban weilt Präsident Hamid Karsai derzeit in Saudi-Arabien, das sich seit längerem um eine Vermittlung zwischen den Taliban und der afghanischen Regierung bemüht, ohne allerdings bislang einen Durchbruch erzielt zu haben. Mehr Gewicht in dieser Hinsicht hat ohnehin Afghanistans Nachbarland Pakistan. Dieses bemüht sich nach Angaben aus dem Außenministerium in Islamabad auf Bitten der USA und Afghanistans offenbar konkret um die Vermittlung von Friedensgesprächen mit den afghanischen Taliban.
Weiterreise nach München
Karsai will am Donnerstag nach München weiterreisen, um dort an der Sicherheitskonferenz teilzunehmen. Innerhalb der Staatengemeinschaft setzt sich zunehmend die Erkenntnis durch, dass Verhandlungen zur Lösung des Konflikts notwendig sind. Allerdings heißt es, die Afghanen müssten die Führungsrolle bei Gesprächen mit der Taliban-Spitze selber übernehmen. Die Staatengemeinschaft will aber Programme finanzieren, mit denen einfache Taliban-Kämpfer zum Ausstieg bewogen werden sollen.
Quelle: ntv.de, dpa/rts/AFP