Der Fall Wolfgang Grams Tod in Bad Kleinen
16.05.2001, 13:05 UhrDer Anti-Terror-Einsatz im mecklenburgischen Bad Kleinen am 27. Juni 1993 war der letzte große Schlag gegen die Rote Armee Fraktion (RAF). Die Aktion "Weinprobe ", bei der urpsrünglich die Terroristin Birgit Hogefeld festgenommen werden, endete mit dem Tod des Terroristen Wolfgang Grams.
Ein V-Mann des Verfassungsschutzes in Rheinland-Pfalz, Klaus Steinmetz, hatte die Ermittler auf die Spur von Hogefeld geführt. Die Festnahme sollte in der Nähe einer Wismarer Ferienwohnung erfolgen. Doch dieser Plan wurde wegen eines von Hogefeld geplanten Treffens mit "Freunden" kurzfristig geändert.
Die Geschehnisse verlagerten sich dann auf den Umsteigebahnhof von Bad Kleinen. In der Bahnhofsgaststätte trafen Hogefeld und Steinmetz Wolfgang Grams. Dieser wurde wie Hogefeld seit 1984 gesucht und von den Strafverfolgungsbehörden der Kommandoebene der RAF zugerechnet.
Beim "Zugriff" in der Bahnhofsunterführung gelang es Grams, auf einen der Bahnsteige zu flüchten und eine Waffe zu ziehen. Nach den Ermittlungsergebnissen der Staatsanwaltschaft Schwerin erschoß Grams den ihn verfolgenden Polizeikommissar Michael Newrzella und wenig später sich selbst.
Für bundesweites Aufsehen sorgte damals die Aussage einer Kioskverkäuferin, Beamte hätten auf den am Boden liegenden Grams geschossen. Grams Eltern sind überzeugt, daß der aufgesetzte Kopfschuß, an dem ihr Sohn gestorben ist, von einem Beamten abgefeuert wurde und nicht von Grams selbst. Sie gingen bis zum Bundesverfassungsgericht, um eine Mordanklage zu erreichen.
An der Anti-Terror-Aktion von Bad Kleinen waren mehr als 100 Beamte beteiligt. Schon kurz danach wurden Pannen bekannt. Ein Bericht der Bundesregierung listet 17 Fehler auf, darunter Kommunikationsprobleme und eine unzulängliche Tatortarbeit. Der damalige Bundesinnenminister Rudolf Seiters (CDU) trat eine Woche nach der Aktion zurück. Generalbundesanwalt Alexander von Stahl (FDP) wurde entlassen.
Quelle: ntv.de