US-Raketenschild Töne werden versöhnlicher
21.02.2007, 15:38 UhrIm Streit um osteuropäische Stützpunkte für das geplante US-Raketenabwehrsystem haben sich Russland und die USA nach zuletzt heftiger Kritik aus Moskau um Entspannung bemüht. Sein Land werde sich nicht auf einen neuen Rüstungswettlauf einlassen, sagte der russische Außenminister Sergej Lawrow der Regierungszeitung "Rossijskaja Gaseta". US-Außenamtssprecher Tom Casey nannte Russland "langfristig einen wichtigen Partner". Deshalb solle nichts "die Uhren Richtung Kalter Krieg zurückdrehen", betonte er in Washington. Die USA wollen in Polen ein Raketensilo und in Tschechien eine Radaranlage bauen.
Lawrow sagte, die russische Wehrtechnik werde eine "asymmetrische Antwort" finden, um die Sicherheit des Landes zu gewährleisten. Mit seiner moderaten Stellungnahme dämpfte er schärfere Äußerungen russischer Generäle. Diese hatten vorgeschlagen, Raketen auf die geplanten US-Stützpunkte in Polen und Tschechien zu richten. Der ranghohe NATO-Diplomat Martin Erdmann schlug in Moskau vor, Russland und das westliche Bündnis sollten die Möglichkeit einer Zusammenarbeit bei der Raketenabwehr in Europa weiter erkunden. Erste Versuche hätten positive Resultate erbracht, sagte der Vize-Generalsekretär für politische Fragen der NATO dem Radiosender "Echo Moskwy".
Die US-Regierung hat nach eigenen Angaben Russland seit drei Jahren regelmäßig über die Pläne einer Raketenabwehr in Osteuropa informiert. Allein seit März 2006 habe es zehn Treffen zwischen hochrangigen Regierungsmitgliedern beider Länder über die Details gegeben, sagte Casey. Eigentlich dürfe es keine Missverständnisse über die strategische Ausrichtung dieser Pläne geben, betonte er. Danach soll Osteuropa vor Gefahren aus dem Nahen Osten oder aus "Schurkenstaaten" geschützt werden. Der polnische Regierungschef Jaroslaw Kaczynski sagte am Mittwoch in Warschau, er wünsche sich schnelle Verhandlungen mit den USA über ein mögliches Raketensilo.
Berichten der Warschauer Presse zufolge könnte US-Präsident George W. Bush im Sommer nach Polen kommen, um über die geplante Stationierung von zehn Abwehrraketen zu beraten. In Tschechien warb Europaminister Alexandr Vondra für einen europäischen Pfeiler des Pentagon-Projekts. Anderenfalls könnten die USA Soldaten aus Europa abziehen, da sie dort nicht sicher seien, warnte Vondra in Prag.
Quelle: ntv.de