"Nicht aggressiv" Tornados schließen Lücke
09.02.2007, 16:55 UhrDeutsche Aufklärungs-Tornados könnten nach Ansicht des bisherigen ISAF-Kommandeurs David Richards die Sicherheitslage in Afghanistan verbessern. "Sie würden nicht auf aggressive Weise eingesetzt", sagte Richards am Freitag in Mönchengladbach nach der Rückkehr seines Korps der Schnellen Eingreiftruppe der NATO aus Afghanistan. Der Brite Richards hatte das ISAF-Kommando am vergangenen Wochenende an den US-General Dan K. McNeill übergeben. "Ich hoffe sehr, dass die Tornados geschickt werden", sagte Richards angesichts der Debatte in Deutschland.
Auch der bisherige Leiter der ISAF-Operationszentrale, der deutsche Brigadegeneral Hans-Christoph Ammon, meint, die deutschen Tornados würden eine "Fähigkeitslücke" schließen helfen, nämlich die der Luftbildaufklärung. Dies sei nötig, um die Sicherheitslage zu verbessern: "Wenn wir die afghanischen Sicherheitskräfte allein lassen würden, würden die Talibanisierung des Landes und das Eindringen von Terroristen weitergehen." Die negative Talsohle sei durchschritten. Ammon: "Ich bin mit der Überzeugung zurückgekommen, dass wir uns jetzt aufwärts bewegen."
Das Bundeskabinett hatte am Mittwoch beschlossen, sechs Tornado-Flugzeuge zur Unterstützung der NATO in umkämpften Regionen Afghanistans einzusetzen. Die Flugzeuge sollen nach den bisherigen Plänen Mitte April einsatzbereit sein und anderen Bündnis-Truppen Bilder für Angriffe auf Taliban-Stellungen liefern. Allerdings muss der Bundestag diesen Einsatz im März noch endgültig beschließen.
Nach Aussage des Wehrbeauftragten des Bundestages, Reinhold Robbe (SPD), ist die geplante Entsendung von Aufklärungs-Tornados im Sprachgebrauch der Bundeswehr ein Kampfeinsatz. Die Bundeswehr kenne nur humanitäre Einsätze zum Beispiel bei Naturkatastrophen und "Kampfeinsätze wie jetzt in Afghanistan", sagte der SPD-Politiker am Freitag in der ARD. Robbe: "In der Bundeswehr wird nicht unterschieden zwischen 'Kampfeinsatz de luxe' oder 'Kampfeinsatz normal'."
Richards forderte, die ISAF von derzeit 35.000 Soldaten auf bis zu 39.000 zu verstärken. "Wir brauchen mehr Truppen, um die Arbeit richtig zu tun." Fünf bis acht zusätzliche Bataillone seien dafür nötig. Dass die ISAF neuerdings auch deutsche Truppen aus dem Norden abziehen und in anderen Landesteilen einsetzen könne, sei nicht der Punkt: "Deutschland tut wirklich wertvolle Arbeit im Norden." Es sei kein Wert an sich, Kräfte zu verschieben. "Mein Hauptanliegen ist die Gesamtzahl der Truppen." Aus welchen Ländern diese am Ende kämen, müsste die Politik entscheiden.
Quelle: ntv.de