Twitter-Angriff auf Republikaner Trump feuert in eigene Reihen
11.10.2016, 22:31 Uhr
Reaktionsfreudiger Kandidat mit 12,4 Millionen Followern: Auf Twitter lässt Donald Trump seiner Wut freien Lauf.
(Foto: imago/ZUMA Press)
Der Riss zwischen Trump und seiner eigenen Partei wird immer tiefer. Führende Vertreter sagen sich von ihm los. Der republikanische Präsidentschaftskandidat reagiert schroff - und setzt eine ganze Reihe Tweets ab, die es in sich haben.
Der Streit zwischen dem republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump und führenden Vertretern seiner eigenen Partei scheint zu eskalieren: Trump warf dem mächtigen Republikaner Paul Ryan und anderen vor, seinen Wahlkampf zu torpedieren. Ryan, der Vorsitzender des Abgeordnetenhauses ist, hatte sich am Vortag von dem Kandidaten losgesagt - und dafür bereits eine scharfe Replik des schillernden Unternehmers hinnehmen müssen.
Auf Twitter veröffentlichte Trump am Tag danach gleich mehrere Botschaften, in denen er seiner Wut freien Lauf ließ. Ryan nannte er zum Beispiel eine "schwache und erfolglose Führungsfigur". Abtrünnige Republikaner seien viel problematischer als seine demokratische Konkurrentin Hillary Clinton, klagte er weiter. "Sie greifen einen von allen Seiten an. Sie wissen einfach nicht, wie man gewinnt. Ich werde es ihnen zeigen." Die Loyalität im demokratischen Lager sei viel größer. Er machte deutlich, dass ihm nichts daran gelegen ist, die Risse zu kitten. "Es ist so schön, dass mir die Fesseln abgenommen wurden, und ich jetzt so für Amerika kämpfen kann, wie ich es will."
Andere Attacken richteten sich gegen politisches Urgestein des republikanischen Lagers. Den früheren Präsidentschaftsbewerber und einflussreichen US-Politiker John McCain nannte er einen "sehr unflätigen Senator". "Er bat mich bei seinen eigenen Vorwahlen um meine Unterstützung (ich gab sie ihm, er gewann). Nun lässt er mich wegen Bemerkungen aus der Umkleidekabine fallen!"
Unterdessen kamen aber selbst aus dem innersten Zirkel seiner Beraterkreise missfällige Töne. New Jerseys Gouverneur Chris Christie kritisierte Trump für seine frauenverachtenden Äußerungen aus dem zuletzt veröffentlichten Skandal-Video mit Aufnahmen aus dem Jahr 2005. "Solches Gerede und solche Unterhaltungen sind selbst im Privaten einfach unzumutbar", sagte Christie. Er erklärte aber auch, er werde weiter hinter Trump stehen. Christie gehört neben New Yorks Ex-Bürgermeister Rudy Giuliani zu den engsten Vertrauten des Kandidaten.
Trump gefährdet Kongressmehrheit
In den fraglichen Aufnahmen, die die "Washington Post" am vergangenen Freitag veröffentlicht hatte, brüstet sich der Unternehmer damit, dass er sich gegenüber Frauen alles erlauben könne. Führende Vertreter der Republikaner hatten sich davon entsetzt gezeigt. Ryan, soll mehreren Abgeordneten zu Wochenbeginn in einem Telefongespräch gesagt haben, er wolle Trump nicht mehr verteidigen und sich stattdessen auf die Kongresswahlen konzentrieren. Er ist als Vorsitzender des Repräsentantenhauses der derzeit mächtigste Republikaner.
Der 46-jährige haderte schon in der Vergangenheit mit Trump. Immer wieder kritisierte er ihn scharf, sprach ihm im Juni aber dennoch die Unterstützung zu. Zumindest offiziell hat er diese noch nicht zurückgenommen. Ryans Bemerkungen wurden in US-Medien nun so interpretiert, als habe er die Präsidentschaftswahl schon verloren gegeben.
Ihm scheint es nun vor allem darum zu gehen, die republikanische Mehrheit im Kongress zu halten. Mehrere republikanische Senatoren müssen wegen Trump um ihre Wiederwahl bangen, darunter Ex-Präsidentschaftskandidat John McCain. Die zweite Kammer des Kongresses wählt mit der Präsidentenwahl am 8. November 34 Sitze neu, die für sechs Jahre besetzt werden. Die Demokraten müssten den Republikanern nur vier der zur Wahl stehenden 34 Senatorensitze abnehmen, um die Mehrheit zu erlangen.
Quelle: ntv.de, apo/dpa