Nach Angriff auf Staatsanwalt Türkei sperrt Twitter und Youtube
06.04.2015, 19:52 Uhr
Die Beerdigung des Staatsanwalt.
(Foto: REUTERS)
Vor einigen Tagen nimmt eine linksextremistische Gruppierung einen türkischen Staatsanwalt als Geisel und verbreitet ein Video der Tat über das Internet. Medien in aller Welt greifen darauf zurück. Die Behörden lassen die Dienste abschalten.
Im Streit über Internet-Bilder einer Geiselnahme hat die Türkei den Zugang zum Kurznachrichtendienst Twitter und zur Google-Videoplattform Youtube blockiert. Die Sperrung sei auf Antrag der Staatsanwaltschaft erfolgt, teilte ein Sprecher von Präsident Recep Tayyip Erdogan mit. Im Netz waren Aufnahmen von einem Staatsanwalt veröffentlicht worden, der von Angreifern mit einer Pistole bedroht wird. Der Jurist war am vergangenen Dienstag kurz nach Stürmung seines Büros durch Sicherheitskräfte seinen Verletzungen erlegen.
Bei der Geiselnahme kamen auch die beiden Angreifer, die zur linksextremistischen Gruppe DHKP-C gehörten, ums Leben. Ursprünglich hatte die DHKP-C die Fotos von dem Staatsanwalt mit vorgehaltener Pistole veröffentlicht und so mit seiner Ermordung gedroht. Ein Regierungssprecher sagte, einige Medien hätten sich verhalten, als ob sie "terroristische Propaganda verbreiten würden".
Gespräche mit den Unternehmen
Die Witwe und die Kinder des getöteten Staatsanwaltes seien entsetzt, weil die Bilder überall aufgetaucht seien. Sowohl Twitter als auch Youtube seien aufgefordert worden, die Bilder zu entfernen. Twitter habe inzwischen zugestimmt, Aufnahmen von der Geiselnahme und bestimmte Konten zu löschen, sagte ein hochrangiger Regierungsvertreter. Der Zugang zu dem Kurznachrichtendienst werde in Kürze wiederhergestellt. Twitter war zunächst nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.
Zuvor hatte das Unternehmen erklärt, es arbeite daran, den Dienst wieder in Gang zu bringen. Der Regierungsvertreter sagte weiter, Gespräche mit Youtube dauerten noch an. Auch Google zeigte sich zuvor bemüht, den konzerneigenen Videodienst wieder zugänglich zu machen.
Facebook teilte mit, der Internetdienst habe einer türkischen Gerichtsanordnung entsprochen und den Zugang zu bestimmten Inhalten blockiert. Gegen die Anordnung sei aber Widerspruch eingelegt worden.
Im März vergangenen Jahres wurde vor Kommunalwahlen der Zugang zu Twitter und YouTube zeitweise blockiert. Auf den Internetseiten waren Tonaufzeichnungen veröffentlicht worden, die Korruptionsvorwürfe im Umfeld des damaligen Ministerpräsidenten Erdogan belegen sollten.
Quelle: ntv.de, jwu/rts