"Kopiert von Rassisten" Türkischer Minister rechnet mit Gabriel ab
23.08.2017, 14:53 Uhr
Konflikt-Manager: Çelik ist für die Beziehungen der türkischen Regierung zu Europa zuständig.
(Foto: AP)
Die Empörung des türkischen Europaministers Ömer Çelik ist so groß, dass er 28 Tweets braucht, um mit Sigmar Gabriel abzurechnen. Nicht nur den deutschen Außenminister beschuldigt er, sich im Streit mit der Türkei rassistischer Argumente zu bedienen.
Der türkische EU-Minister hat den Konflikt zwischen der Türkei und Deutschland mit Angriffen auf Bundesaußenminister Sigmar Gabriel weiter befeuert. In einer Serie von 28 Tweets warf Ömer Çelik dem österreichischen Außenminister Sebastian Kurz und Gabriel unter anderem vor, von "Rassisten" zu kopieren.
"Gabriel gibt keine authentischen Erklärungen ab. Er spricht, indem er von den Rechten und Rassisten kopiert", schrieb Çelik. Er unterstellte beiden Politikern zudem, damit im Wahlkampf auf Stimmenfang zu gehen. Çelik verbat sich außerdem Kritik an Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan: "Die Republik Türkei und der Staatspräsident der Türkei sind ein Ganzes", twitterte er. Eine Bewertung dazu stehe Gabriel nicht zu.
Das Auswärtige Amt in Berlin wies die Äußerungen Çeliks über Gabriel als "verletzend und inakzeptabel" zurück. "So etwas darf sich nicht wiederholen", sagte Staatsminister Michael Roth der "Welt". Angesichts zahlreicher Bewährungsproben, die Deutschland und die Türkei gleichermaßen beträfen, sei es "umso wichtiger, vorhandene politische Differenzen im gegenseitigen Respekt auszutragen", fügte Roth hinzu. "Unser Umgang sollte von der Achtung des jeweiligen Gegenübers geprägt sein."
Abgeordnete fordern Sanktionen gegen Erdogan
Gabriel hatte Erdogan zuletzt scharf kritisiert. Vor rund einem Monat hatte die Bundesregierung ihren moderaten Kurs gegenüber Erdogan aufgegeben. Gabriel ließ die Reisehinweise verschärfen und warnte deutsche Unternehmen vor Investitionen in der Türkei. Am Wochenende verschärfte sich der Konflikt zwischen Berlin und Ankara erneut, als der Kölners Schriftsteller Dogan Akhanli in Spanien vorübergehend festgenommen wurde. Die Türkei verlangt seine Auslieferung.
Ein Streitpunkt ist auch die Inhaftierung deutscher Staatsbürger in der Türkei. Die deutsche Übersetzerin und Journalistin Mesale Tolu muss vorerst in Untersuchungshaft bleiben, wie ein Istanbuler Gericht nach Angaben der Anwältin entschied. Zur Begründung hieß es unter anderem, es bestehe Fluchtgefahr. Die Linken-Abgeordnete Sevim Dagdelen forderte angesichts der Entscheidung des Gerichts konkrete Konsequenzen. "Gezielte Sanktionen gegen den Geiselnehmer Erdogan und sein Umfeld sind notwendig, dazu gehören Kontensperrungen und das Einfrieren von Auslandsvermögen", teilte Dagdelen mit. Aus der CDU kamen ähnliche Forderungen.
Quelle: ntv.de, mbo/dpa/AFP