Politik

Krise in der Elfenbeinküste UN: 50 Tote bei Ausschreitungen

(Foto: REUTERS)

Die Krise in der Elfenbeinküste weitet sich aus. In dem afrikanischen Land kommen bei Ausschreitungen 50 Menschen ums Leben. Der abgewählte Präsident Gbagbo fordert den sofortigen Abzug der Blauhelme, UN-Generalsekretär Ban lehnt ab. Er betont, die internationale Gemeinschaft stehe geschlossen hinter Wahlsieger Ouattara.

Bei gewaltsamen Ausschreitungen in der Elfenbeinküste sind nach UN-Angaben mehr als 50 Menschen getötet worden. Zudem seien "in den vergangenen drei Tagen" mehr als 200 Menschen verletzt worden, erklärte die UN-Menschenrechtskommissarin Navi Pillay.

Im Machtkampf um die Präsidentschaft in der Elfenbeinküste hatte der selbsternannte Staatschef Laurent Gbagbo die UN-Blauhelmsoldaten zuvor zum Verlassen des Landes aufgefordert. Die Friedenstruppen müssten "unverzüglich" ausreisen, erklärte Gbagbos Regierung.

Soldat mit Raketenwerfer bei einer Kundgebung für Gbagbo in Abidjan.

Soldat mit Raketenwerfer bei einer Kundgebung für Gbagbo in Abidjan.

(Foto: REUTERS)

Gbagbo hatte sich erneut als Staatschef vereidigen lassen, obwohl nach den Präsidentschaftswahlen Ende November der Oppositionskandidat Alassane Ouattara von der Wahlkommission zum Sieger erklärt worden war. Die Staatsführung sei der Auffassung, dass die UN-Mission ihren Auftrag nicht erfülle und nicht gemäß ihres Mandats handele, hieß es in einer am Samstag im Fernsehen verlesenen Erklärung der von Gbagbo eingesetzten Regierung. Deshalb solle das am Montag auslaufende Mandat nicht verlängert werden.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon wies die Forderung zurück und verurteilte Angriffe gegen die in dem westafrikanischen Land stationierten UN-Soldaten. Laut der geltenden Resolution des UN-Sicherheitsrates läuft das Mandat bis zum 31. Dezember. Das höchste UN-Gremium soll am Montag über die Elfenbeinküste beraten und über eine Verlängerung des Mandats entscheiden.

UN-Soldaten schützen Ouattara

Das Lager um Gbagbo wirft den rund 10.000 Blauhelmsoldaten und den 900 im Land stationierten französischen Soldaten vor, Ouattara geführte Rebellen zu unterstützen. Die Vereinten Nationen und die internationale Gemeinschaft sehen in Ouattara den neuen rechtmäßigen Präsidenten. 800 Blauhelmsoldaten bewachen derzeit das Hotel, in das sich Ouattara zurückgezogen hat. Dagegen stehen die Sicherheitskräfte des Landes hinter Gbagbo.

Der von Ouattara zum Regierungschef ernannte Guillaume Soro bezeichnete Gbagbos Aufforderung an die UNO als "lächerlich". Gbagbo sei nicht mehr Präsident, er könne die UN-Truppen daher nicht zum Verlassen des Landes auffordern, sagte er der Nachrichtenagentur AFP.

Ban droht mit "Konsequenzen"

Unterstützer von Laurent Gbagbo. Sie wollen das Wahlergebnis nicht anerkennen.

Unterstützer von Laurent Gbagbo. Sie wollen das Wahlergebnis nicht anerkennen.

(Foto: AP)

Auch UN-Generalsekretär Ban wies Gbagbos Aufforderung zurück. Die UN-Mission UNOCI werde "ihr Mandat erfüllen und weiterhin jede Menschenrechtsverletzung, jede Anstiftung zu Hass und Gewalt oder Angriffe auf UN-Blauhelmsoldaten dokumentieren" erklärte Ban in New York. Ban verurteilte auch Angriffe von Gbagbos Sicherheitskräften auf die Blauhelmsoldaten und drohte den Verantwortlichen "Konsequenzen" an. Angriffe auf UN-Soldaten seien Angriffe auf die internationale Gemeinschaft, für die die Täter zur Rechenschaft gezogen würden.

Eine Patrouille der Blauhelme war in der Nacht zum Samstag in Abidjan beschossen worden. Nach Angaben der UN-Mission wurden die Soldaten erst von einem Auto mit einer Gruppe bewaffneter Männer in Armee-Kleidung verfolgt. Als die Soldaten den Sitz der Vereinten Nationen in Abidjan betreten wollten, wurden sie demnach aus dem Auto heraus beschossen. Wachleute schossen zurück. Auch griffen hinter Gbagbo stehende Anhänger der nationalistischen "Jungen Patrioten" am Samstag UN-Militärbeobachter an und verletzten zwei von ihnen.

In seiner Erklärung betonte Ban erneut, dass die internationale Gemeinschaft geschlossen hinter Ouattara stehe. Auch die Afrikanische Union (AU) erhöhte den Druck auf Gbagbo. Der AU-Gesandte Jean Ping übergab Gbagbo formell eine Rücktrittsforderung, wie ein AU-Vertreter sagte. Der Besuch Pings in Abidjan sei keine "Vermittlungsmission" gewesen, er habe vielmehr "eine klare Botschaft überbracht".

Quelle: ntv.de, AFP/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen