Weitergabe des Irak-Dossiers "UN keine US-Marionette"
11.12.2002, 07:17 UhrUN-Generalsekretär Kofi Annan hat den Umgang des Weltsicherheitsrats mit dem irakischen Waffendossier als "unglücklich" bezeichnet. Er hoffe, dass dies nicht noch mal vorkommen werde. Vorwürfe, die UNO habe sich in der Frage wie eine Marionette der USA verhalten, wies Annan zurück.
Obwohl der Sicherheitsrat am Freitag entschieden hatte, das Waffendossier zunächst nicht weiterzugeben, hatten die USA die irakische Deklaration am Montag an sich genommen. Kopien der 12.000 Seiten umfassenden Erklärung gab Washington an die übrigen vier ständigen Ratsmitglieder Russland, Großbritannien, Frankreich und China.
Die nicht ständigen Mitglieder erhalten dagegen eine von UN-Experten übersetzte und bereinigte Fassung. Die UN-Abrüstungskommission für Irak (UNMOVIC) will etwa Hinweise zum Bau von Waffen aus der öffentlichen Version streichen.
Arbeitsfassung bis Montag
UN-Chefinspekteur Hans Blix hofft darauf, dass bis kommenden Montag die gekürzte Arbeitsfassung des wichtigsten Teils der Waffendeklaration vorliegt. Diese Version könne dann an alle Mitglieder des Weltsicherheitsrats weitergeleitet werden. Probleme bereiteten vor allem die notwendigen Übersetzungen aus dem Arabischen, sagte er.
Norwegen und Syrien protestierten dagegen, dass nicht alle Ratsmitglieder eine vollständige Fassung bekommen sollen. Das irakische Außenministerium äußerte den Verdacht, dass die USA das Originaldokument manipulieren wollten, um einen Militärschlag gegen Bagdad zu rechtfertigen. Das Weiße Haus bezeichnete diesen Verdacht als lächerlich.
Kopie an Deutschland
Als künftiges Mitglied des Weltsicherheitsrates wird auch Deutschland aller Voraussicht nach schon in der kommenden Woche eine gekürzte Fassung der irakischen Waffendeklaration erhalten. UN-Diplomaten gehen davon aus, dass auch die fünf Länder, die am 1. Januar 2003 einen Sitz im Sicherheitsrat übernehmen, in den Kreis der Empfänger eingeschlossen werden.
Unterdessen sind Experten der US-Regierung damit beschäftigt, die irakischen Unterlagen sorgfältig zu studieren. Das sagte der Sprecher des Weißen Hauses, Ari Fleischer. Wegen des Umfangs der Papiere stehe man erst am Anfang des Prozesses, der noch eine beachtliche Zeitspanne in Anspruch nehmen werde. Es werde noch "einige Tage" dauern, bis die USA ein Urteil abgeben würden. Die Regierung wolle die Unterlagen in ihrer Gesamtheit studieren, und daher seien auch keine "schrittweisen" Reaktionen auf die irakischen Angaben zu erwarten.
Quelle: ntv.de