Zerstörung von Assads Giftgas-Arsenal UN warnen vor großen Risiken
08.10.2013, 06:52 Uhr
Ein gepanzerter UN-Wagen in Damaskus.
(Foto: REUTERS)
Es ist eine mehr als heikle Mission. Rund tausend Tonnen Giftgas lagern in Syrien und sollen in Kürze zerstört werden. UN-Generalsekretär Ban ist besorgt. Die Umstände hält er für "gefährlich und unberechenbar".
Die Zerstörung aller syrischen Chemiewaffen wird nach Ansicht von UN-Generalsekretär Ban Ki Moon noch nie dagewesene Sicherheitsrisiken für die Experten vor Ort mit sich bringen. Das Team werde sich an einem Einsatz versuchen, "der so noch nie zuvor durchgeführt worden ist", schrieb Ban in einem Brief, der nach Angaben der Vereinten Nationen den Mitgliedern des Weltsicherheitsrats vorgelegt wurde. Die Umstände seien "gefährlich und unberechenbar". In Syrien tobt seit rund zweieinhalb Jahren ein Bürgerkrieg.
In dem Papier, das die möglichen Grundlagen der geplanten Mission aufzeichnet, schlägt Ban einen gemeinsamen Einsatz der UN und der Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW) vor. Das 100-köpfige Personal soll sich auf beide Organisationen verteilen. Die OPCW werde die "technische Führung" übernehmen, die UN die "strategisch koordinierende Rolle". Ein Leiter der gemeinsamen Mission solle noch ernannt werden. Bei den von Ban skizzierten Grundlagen handelt es sich zunächst um Vorschläge. Bevor diese umgesetzt werden könnten, müssten sie vom Sicherheitsrat in eine Resolution gegossen und verabschiedet werden.
Um die hohen Sicherheitsrisiken soweit wie möglich in Griff zu bekommen, solle die Mission einen Stützpunkt in Zypern aufbauen. Nach Syrien solle lediglich der Teil des Personals geschickt werden, der unbedingt vor Ort erforderlich sei, schlug Ban vor. Das Team solle in drei Phasen arbeiten: Zunächst Koordinierung und Planung, dann Lokalisierung und Sicherstellung der Chemiewaffen und schließlich Überwachung ihrer Zerstörung. Finanziert werden soll der Einsatz aus dem Budget von UN, OPCW und einem neu zu gründenden Fonds.
Bei der Vernichtung selbst Hand anlegen, dürften die Experten allerdings nicht, betonte Ban. Trotzdem: "Die dritte Phase wird die schwierigste und herausforderndste: Zwischen dem 1. November 2013 und 30. Juni 2014 (in einem Zeitraum von acht Monaten) wird von der gemeinsamen Mission erwartet, dass sie die Zerstörung eines komplexen Chemiewaffenprogramms mit mehreren Lagerstellen, verteilt in einem Land, das in einen gewaltsamen Konflikt verstrickt ist, unterstützt, überwacht und überprüft." Es handele sich dabei insgesamt um 1000 Tonnen chemische Waffen, Stoffe und Zutaten, die "schwierig zu handhaben, zu transportieren und zu zerstören" seien.
Tausend Tonnen Giftgas
Derzeit ist ein kleines Team von internationalen Waffenexperten in Syrien. Am Sonntag zerstörten sie die ersten Raketensprengköpfe, Bomben und Ausrüstung zum Mischen und Abfüllen von Chemikalien. Das syrische Chemiewaffen-Arsenal, unter anderem Sarin und Senfgas, wird auf tausend Tonnen geschätzt, verteilt auf landesweit 45 Standorte.
Der UN-Sicherheitsrat hatte Ende September eine Resolution verabschiedet, wonach das syrische Chemiewaffenarsenal bis Mitte 2014 vernichtet werden soll. Bis 1. November sollen demnach die Produktionsstätten zur Herstellung von Chemiewaffen zerstört werden. Mit der Resolution reagierte der Sicherheitsrat auf einen Angriff mit Saringas, bei dem am 21. August in einem Vorort von Damaskus hunderte Menschen getötet worden waren.
Die USA legen den Einsatz den syrischen Regierungstruppen zur Last. Die Führung in Damaskus und die syrischen Rebellengruppen werfen sich gegenseitig weitere Giftgasangriffe vor.
Quelle: ntv.de, ghö/dpa/AFP