Jahrestag von Charlottesville US-Rechte sehen sich Tausenden gegenüber
13.08.2018, 06:30 Uhr
Eine 32-Jährige kam vor einem Jahr bei den Ausschreitungen ums Leben.
(Foto: imago/ZUMA Press)
Vor einem Jahr eskaliert ein Aufmarsch von Rechtsextremisten in den USA. Eine Frau stirbt. Präsident Trump sorgt mit seinen Äußerungen zusätzlich für Empörung. Ein Jahr später formiert sich nun vor allem der Gegenprotest.
Ein Jahr nach den tödlichen Protesten in Charlottesville haben Rechtsextremisten in den USA eine empfindliche Niederlage einstecken müssen: Zu einem vielbeachteten Aufmarsch vor dem Weißen Haus in Washington unter dem Motto "Vereint die Rechte 2" erschienen nur wenige Dutzend Teilnehmer. Zugleich gingen Tausende Gegendemonstranten auf die Straße - und ihr wütender Protest richtete sich auch gegen US-Präsident Donald Trump.
Die Polizei musste die Extremisten mit einem massiven Aufgebot von der U-Bahn zu der genehmigten Demonstration vor dem Weißen Haus geleiten. Sicherheitskräfte riegelten die Veranstaltung weiträumig ab und vermieden somit Zusammenstöße zwischen den beiden Gruppen.
Im Zuge der Demonstration "Vereint die Rechte" in Charlottesville war es am 12. August 2017 zu schweren Ausschreitungen gekommen. Ein Rechtsextremist steuerte ein Auto in eine Gruppe Gegendemonstranten. Eine 32-Jährige starb, viele Menschen wurden verletzt. Damals waren weitaus mehr Rechtsextremisten aufmarschiert. Teile der rechtsextremen Szene hatten sich vor dem Aufmarsch am Sonntag davon distanziert und ihn als "destruktiv" kritisiert.
US-Präsident Donald Trump war nach dem tödlichen Protest vor einem Jahr dafür kritisiert worden, die rechtsextreme Gewalt nicht eindeutig verurteilt zu haben. "Ich denke, dass die Schuld auf beiden Seiten liegt", hatte er damals gesagt. Es habe auf beiden Seiten auch "sehr gute Menschen" gegeben. Trump hatte damit Empörung ausgelöst - die unter seinen Kritikern bis heute anhält.
Vor dem Jahrestag hatte der US-Präsident mitgeteilt, er verurteile "alle Formen von Rassismus und Gewalttaten". Deutlicher als Trump - dessen Tweet man wieder so lesen könnte, dass er die Gewalt von links womöglich mit der von rechts gleichsetzt - bezog seine Tochter Ivanka Trump Stellung gegen Rechtsextremismus. Sie twitterte: "In unserem großartigen Land gibt es keinen Platz für weiße Vorherrschaft, Rassismus und Neonazismus."
Trump selber war während des rechten Aufmarschs nicht im Weißen Haus, sondern machte Urlaub in einem seiner Golfresorts - er wurde erst am heutigen Montag wieder zurück in Washington erwartet. Das Thema Rassismus dürfte ihm erhalten bleiben. Der Sender CBS veröffentlichte am Jahrestag der Proteste von Charlottesville eine Umfrage, wonach 58 Prozent der Amerikaner seinen Umgang mit dem Thema missbilligen, nur 41 Prozent heißen es gut. 61 Prozent der Befragten sind der Ansicht, dass Rassenspannungen im vergangenen Jahr zugenommen haben.
Quelle: ntv.de, jwu/dpa