Politik

Im Tausch gegen inhaftierte Taliban US-Soldat kommt nach fünf Jahren frei

Ist nach fünf Jahren endlich frei: Bowe Bergdahl.

Ist nach fünf Jahren endlich frei: Bowe Bergdahl.

(Foto: AP)

Im Juni 2009 wird Bowe Bergdahl in Afghanistan von Islamisten verschleppt. Fünf Jahre lang ringt die US-Regierung mit den Taliban um die Freilassung des Soldaten, bevor sich beide Seiten auf einen Deal einigen: Bergdahl wird gegen Guantánamo-Häftlinge eingetauscht.

Die Taliban in Afghanistan haben einen fast fünf Jahre lang festgehaltenen US-Soldaten freigelassen. Im Gegenzug flog die USA fünf Gefangene aus dem US-Lager Guantánamo Bay nach Katar, wo sie zunächst ein Jahr lang unter strikter Überwachung leben sollen. Präsident Barack Obama bestätigte in einer schriftlichen Erklärung, dass sich der 28-jährige Bowe Bergdahl in amerikanischer Obhut befinde. Demnach informierte Obama die Eltern des Soldaten im US-Staat Idaho persönlich per Telefon über die Entwicklung.

Der entführte Soldat war in mehreren Propaganda-Videos zu sehen.

Der entführte Soldat war in mehreren Propaganda-Videos zu sehen.

(Foto: dpa)

Der Austausch war durch die Regierung in Katar vermittelt worden, nachdem US-Vertreter 2010 begonnen hatten, mit den Taliban über die Freilassung ihres einzigen Kriegsgefangenen zu verhandeln. Nach Angaben eines hohen US-Regierungsbeamten ergab sich vor kurzem eine Gelegenheit, die unterbrochenen Gespräche wiederaufzunehmen, und die USA hätten diese Chance genutzt. Die  US-Regierung sei die ganze Zeit über "auf den höchsten Ebenen" eingeschaltet gewesen.

Bergdahl war im Juni 2009 aus seiner Einheit in Afghanistan verschwunden. Die Taliban teilten dann mit, sie hätten den Soldaten gefangen genommen und verbreiteten mehrere Propaganda-Videos, in denen Bergdahl die USA aufrief, seine Freilassung zu erreichen.

Übergabe verläuft friedlich

US-Präsident Obama spricht auch persönlich mit den Eltern von Bowe Bergdahl.

US-Präsident Obama spricht auch persönlich mit den Eltern von Bowe Bergdahl.

(Foto: REUTERS)

CNN zufolge erfolgte die Übergabe an der östlichen Grenze Afghanistans. Mitglieder eines US-Spezialkommandos hätten eine Gruppe von Taliban getroffen, den Soldaten in Empfang genommen und dann per Helikopter in Sicherheit gebracht. Die Übergabe sei völlig friedlich verlaufen. Bergdahl werde jetzt in einem Hospital in Afghanistan gründlich medizinisch untersucht und dann wahrscheinlich zunächst zur weiteren Betreuung nach Landstuhl in Rheinland-Pfalz geflogen. Sein Gesundheitszustand scheine aber gut zu sein.

Die Guantánamo-Gefangenen wurden dem US-Regierungsbeamten zufolge nach Doha geflogen. Sie befänden sich "im Gewahrsam und unter der Kontrolle" Katars. Ihre Bewegungsfreiheit sei eingeschränkt. Nach Angaben der "Washington Post" ist unter den fünf Männern Mullah Mohammed Fazl, ein ehemaliger Vizeverteidigungsminister der Taliban. Er befand sich seit der Einrichtung des Lagers im Januar 2002 in Guantánamo Bay.

USA stimmen mit Katar Sicherheitsmaßnahmen ab

US-Verteidigungsminister Chuck Hagel teilte mit, dass die USA sich eng mit der Führung Katars über die Sicherheitsmaßnahmen abgestimmt hätten, "um zu gewährleisten, dass die nationale Sicherheit der USA nicht gefährdet wird". Der prominente republikanische US-Senator und ehemalige Vietnamkriegsgefangene John McCain forderte unterdessen konkretere Angaben über die vereinbarten Maßnahmen.

Präsident Obama hatte erklärt: "Im Namen des amerikanischen Volkes hatte ich die Ehre, seine (Bergdahls) Eltern anzurufen, um unsere Freude darüber auszudrücken, dass sie seine sichere Heimkehr erwarten können." Die Entwicklung sei eine Erinnerung an "Amerikas unerschütterliche Verpflichtung, keinen Mann oder keine Frau in Uniform auf dem Schlachtfeld zurückzulassen". Ausdrücklich bedankte sich Obama bei Katar und auch bei der afghanischen Führung für ihre Unterstützung bei der Freilassung.

Ähnlich äußerte sich US-Außenminister John Kerry, der den afghanischen Regierungschef Hamid Karsai über die Entwicklung informierte. Die Eltern Bergdahls äußerten in einer Erklärung Freude, Erleichterung und Dankbarkeit. "Wir können es nicht abwarten, unseren einzigen Sohn in die Arme zu schließen", zitierte CNN die beiden. Robert Bergdahl berichtete, dass sein Sohn nach fünfjähriger Gefangenschaft Probleme habe, Englisch zu sprechen. Er sprach ihn daher im afghanischen Dialekt Dari an und sagte (auf Deutsch übersetzt): "Ich bin Dein Vater, Bowe."

Quelle: ntv.de, jve/dpa

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