US-Wahl

Die Kolumne zur US-Wahl Amerikanisch genug for president?

Romneys Geburtsurkunde: Das Thema Herkunft spart der Obama-Herausforderer gerne aus.

Romneys Geburtsurkunde: Das Thema Herkunft spart der Obama-Herausforderer gerne aus.

(Foto: Reuters)

US-Präsident kann nur werden, wer in den USA geboren ist. Schon mehrfach wurden Anschuldigungen gegen Barack Obama erhoben, er sei gar kein richtiger US-Amerikaner. Rivale Mitt Romney hält dieses Thema lieber aus seinem Wahlkampf heraus - nicht ohne Grund.

Erneut tauchte diese Woche die alte Anschuldigung auf, Barack Obama sei nicht US-amerikanisch genug, um Präsident zu sein. Sein Herausforderer, der Republikaner Mitt Romney, versucht jedoch, die abwegige These zu übergehen - vielleicht auch angesichts der bewegten Vergangenheit seiner eigenen Familie. "Ich stimme nicht mit jedem überein, der mich unterstützt. Und ich nehme wiederum an, dass nicht jeder mit allem einverstanden ist, was ich sage", erklärte Romney.

Eigentlich hatte es Romney wegen seines mit Spannung erwarteten Siegs in Texas in die Schlagzeilen geschafft: Nach den zähen und monatelangen Vorwahlen war es dem Republikaner endlich gelungen, sich die letzten noch fehlenden Delegiertenstimmen zu sichern. Somit ist ihm die Nominierung als Präsidentschaftskandidat auf dem Parteitag der Republikaner im August nicht mehr zu nehmen. Doch dann bestimmte plötzlich der Milliardär und Romney-Unterstützer Donald Trump die Schlagzeilen, als er die alte Anschuldigung ausgrub, Obama sei nicht in den Vereinigten Staaten von Amerika geboren.

Ausländern ist es nicht erlaubt, Präsident zu werden - selbst dann nicht, wenn sie die US-Staatsangehörigkeit erwerben. Die US-Verfassung sieht das höchste Amt nur für einen gebürtigen US-Bürger vor. Fakt ist: Obamas Vater stammte aus Kenia und Obamas Mutter zog später mit dem kleinen Barack nach Indonesien. Doch die "Birther", eine kleine, aber hartnäckige Gruppe von Verschwörungstheoretikern, behaupten nach wie vor, Obama sei auch im Ausland geboren. Der Präsident hält dagegen, er sei in den USA geboren und hat als Beweis sogar seine Geburtsurkunde veröffentlicht.

Mexikanische Wurzeln

Jonathan Mann, CNN.

Jonathan Mann, CNN.

Romney erklärte, er glaube Obama. Seit Langem schon versucht er, das Thema möglichst zu meiden; vielleicht erinnert es ihn ein wenig an seine eigene Familiengeschichte. Romneys verstorbener Vater ließ sich selbst einmal als Präsidentschaftskandidat aufstellen, obwohl er in Mexiko geboren wurde. Dort lebten dessen Eltern in einer Kolonie, die von der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, den sogenannten Mormonen, gegründet worden war.

Die Mormonen zogen Ende des 19. Jahrhunderts dorthin, um den Verboten zu entgehen, denen sie in den USA ausgesetzt waren, allen voran dem Verbot der Polygamie. In einer viel beachteten Biografie kann man nachlesen, dass Mitt Romneys Urgroßvater drei Ehefrauen hatte. George Romney kam als Präsidentschaftskandidat nicht sonderlich weit und so wurde sein Geburtsort im Wahlkampf kein Thema. Für Mitt Romney jedoch könnten die mexikanischen Wurzeln ein kleines Problem werden.

Letzte Woche beschrieb ein demokratischer Gouverneur die Kolonie als polygame Kommune. Der republikanische Präsidentschaftskandidat geriet anschließend in die unangenehme Lage, dementieren zu müssen, dass seine Großeltern Polygamisten waren - und verlor dabei kein Wort über die Generation davor. Die Birther gehören nicht zu Romneys Wahlkampfteam und werden wahrscheinlich auch künftig nicht dazu zählen. Trump hingegen ist so reich und bekannt, dass man ihn kaum vom Wahlkampf ausschließen wird.

Doch Romney betont, er möchte den Wahlkampf nutzen, um über die Wirtschaft zu reden. Er wird auch nicht sonderlich viel gewinnen können, wenn er über Kenia oder Indonesien, Mexiko oder die vielen Ehefrauen seines Urgroßvaters spricht.

Quelle: ntv.de

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