Die Kandidaten und ihre Ziele Der Super-Dienstag ist gar nicht so super
06.03.2012, 11:13 Uhr
Ein echter Härtetest wird es für die vier Obama-Herausforderer werden: Romney muss Ohio gewinnen, Santorum darf Tennessee nicht verlieren und Gingrich kämpft in Georgia sogar ums Überleben seiner Kampagne. Eine Entscheidung wird der "Super Tuesday" vermutlich nicht bringen, wohl aber den Trend für die nächsten Wochen vorgeben.
Eigentlich ist er gar nicht so super, der "Super-Dienstag" 2012. Nur zehn Staaten stimmen ab, 2008 waren es noch 20. Insgesamt 437 Delegierte gibt es zu gewinnen, weniger als halb so viel wie vor vier Jahren. Der magischen Schwelle von 1144 Wahlmännern und -frauen, die für die Nominierung mindestens gebraucht werden, wird keiner der Kandidaten besonders nahe kommen. Das hat die republikanische Partei verhindert, indem sie dieses Jahr die meisten Delegierten proportional zum Ergebnis verteilt. Trotzdem ist die Wahl in zehn Staaten der erste große Meilenstein und ein aussagekräftiger Test für jeden der vier Obama-Herausforderer.
Georgia (76 Delegierte)
Newt Gingrich: 39 Prozent
Mitt Romney: 23,8 Prozent
Ohio (66 Delegierte)
Rick Santorum: 34 Prozent
Mitt Romney: 31,3 Prozent
Tennessee (58 Delegierte)
Rick Santorum: 37,3 Prozent
Mitt Romney: 23 Prozent
Virginia (49 Delegierte)
Mitt Romney: 61,5 Prozent
Ron Paul: 22,3 Prozent
Nur Romney und Paul treten an
Oklahoma (43 Delegierte)
Rick Santorum: 41 Prozent
Mitt Romney: 20,5 Prozent
Massachusetts (41 Delegierte)
Mitt Romney: 64 Prozent
Rick Santorum: 16 Prozent
Vermont (17 Delegierte)
Mitt Romney: 34 Prozent
Rick Santorum: 27 Prozent
Quelle: Real Clear Politics
Keine Umfragen für Alaska, North Dakota und Idaho
Mitt Romney kann die Mehrzahl der sogenannten Primarys gewinnen, darf aber vor allem in Ohio nicht verlieren. Rick Santorum muss erstmals beweisen, dass er wirklich die unangefochtene Nummer eins der konservativen Romney-Alternativen ist. Newt Gingrich kämpft ums politische Überleben in seiner Heimat Georgia und Ron Paul muss endlich einen Sieg erringen, was er vor allem bei den beiden einzigen Caucus-Abstimmungen in Alaska und North Dakota versuchen wird.
Romney braucht Ohio
Vier der zehn Bundesstaaten kann Romney schon für sich verbuchen, bevor die ersten Stimmen abgegeben wurden. Massachusetts ist seine politische Heimat, hier war er Gouverneur, hier wird er auch gewinnen. Spannend wird lediglich sein, wie die eher moderaten Republikaner auf Romneys harten Rechtsschwenk im aktuellen Wahlkampf reagieren: Als Gouverneur führte er in Massachusetts eine Gesundheitsreform ein, die später Obama als Vorbild diente, und von der sich Romney nun zu distanzieren versucht. Möglich, dass ihn einige seiner Parteifreunde dafür abstrafen – wohl vor allem, indem sie nicht abstimmen gehen.
Virginia wird Romney ebenfalls gewinnen, wobei Gingrich und Santorum hier gar nicht auf den Wahlzetteln stehen: Ihre Kampagnen haben bis zum Meldeschluss nicht genug Unterschriften gesammelt. Auch Vermont im Nordosten und Idaho im Nordwesten sind fest auf einen Romney-Sieg geeicht.
Spannend aber wird es in Ohio. Hier liegt er mit Santorum laut der aktuellsten Umfragen gleichauf. Für Romney ist ein Sieg hier eigentlich Pflicht, denn Ohio kann unter Umständen die Präsidentschaftswahl entscheiden. Der Staat gilt als "Wahl-Wetterfahne" der USA: Viele Bürger sind sogenannte Wechselwähler, sie sind mal den Demokraten, mal den Republikanern zugeneigt, und bilden somit oft den nationalen Trend ab. Wer in Ohio siegt, so die Logik, hat auch die besten Chancen bei den so wichtigen unabhängigen, moderaten Wählern, ohne die die Präsidentschaft nicht zu gewinnen ist.
2008 gewann Barack Obama in Ohio, 2012 misst er dem "Buckeye State" allerdings weniger Bedeutung bei. In seinen möglichen Strategien für 2012 spielt Ohio nur in einem Szenario eine Rolle: Wenn alles schiefgeht und das Rennen auf Messers Schneide steht. Darauf will es sein Wahlkampfmanager Jim Messina jedoch nicht ankommen lassen. Ohio sei "nicht der einzige Pfad" zum Weißen Haus, so Messina.
Santorums Test in Tennessee
Die Abkürzung Pac steht für "Political ActionComittee". Hauptzweck dieser Organisationsform ist es, die Beschränkungfür Wahlkampfspenden zu umgehen. Die Super-Pacs dienen allerdings auch dazu, Verantwortlichkeitenfür schmutzige Wahlkämpfe zu verschleiern: So können die Kandidaten dubiose Spotsgegen die Konkurrenz schalten und dabei selbst die Hände in Unschuld waschen.
Formal dürfen diese Komitees sich nicht mit den Kandidaten,die sie unterstützen, absprechen. Tatsächlich aber sind sie deren mächtigeSchattenkämpfer im Wahlkampf. Ihr Geld kommt von Konzernen und wohlhabendenSpendern.
Auch für den erzkonservativen Katholiken ist Ohio nicht das Amen in der Kirche: Schon ein starker zweiter Platz wäre nach seinem Beinahe-Erfolg im ebenfalls eher moderaten Michigan ein weiterer Wirkungstreffer gegen Romney. Allerdings könnte Ohio auch einen negativen Trend für Santorum einläuten. Schließlich lag er hier in der vergangenen Woche noch deutlich vor seinem härtesten Rivalen. Doch seine harte Rhetorik gegen Verhütungsmittel und Obamas religiöse Überzeugungen kamen bei den Wählern zuletzt nicht gut an.
Santorums Hauptaugenmerk aber liegt ohnehin auf Oklahoma und Tennessee, beides Staaten, in denen konservative Wähler den Ton angeben. Seine Botschaft von christlichen Werte, einem traditionellen Familienbild und offener Abneigung gegen Homosexuelle kommen vor allem bei den vielen Evangelikalen in Oklahoma an.
Nicht so in Tennessee: Hier hat Romney in den vergangenen Wochen einen zweistelligen Rückstand aufgeholt. Eine Niederlage in der Heimat von Rock ‚n‘ Roll und Blues kann sich Santorum allerdings auf keinen Fall erlauben.
Gingrich geht in die Pfirsiche
"Georgia on my mind" sang Ray Charles einst über den Bundesstaat, der sich für seine Pfirsiche rühmt und wie kein anderer für den alten Süden der USA steht. Eine Hymne, die zurzeit auch Newt Gingrich mitsummen dürfte: Nirgendwo ist der ehemalige Sprecher des Repräsentantenhauses so zum Siegen verdammt wie hier, in seiner Heimat. Die aktuellen Umfragen sagen ihm einen deutlichen Erfolg voraus. Allerdings hat Romneys Super-Pac "Restore our Future" kürzlich noch einmal eine halbe Million Dollar für Werbung gegen Gingrich in Georgia ausgegeben. Romney selbst schickte seine Frau Ann, um für ihn Wahlkampf zu machen. Gingrich-Stratege Joel McElhannon winkt jedoch ab. "Wenn Romney glauben würde, er könne gewinnen, hätte er nicht seine Frau geschickt."
Paul jagt und sammelt Delegierte
Übersicht: Das Millionen-Rennen
Der Libertäre Ron Paul spielt bisher nur am Rand des Wahlkampfes eine Rolle. Eine Vorwahl konnte der 76-Jährige noch nicht gewinnen. Trotzdem sieht sich Paul auf der Siegerstraße: Seine Kampagne wirbt auch nach Abschluss der eigentlichen Vorwahlen um Delegierte, hinter verschlossenen Türen und mit einer hochmotivierten Graswurzelbewegung. Vor allem in den Caucuses macht sich das bemerkbar, mit denen am "Super Tuesday" nur Alaska und North Dakota abstimmen. Dabei geht es nämlich mehr darum, Parteianhänger im direkten Gespräch zu überzeugen, statt nur einen Wahlzettel auszufüllen. Allerdings muss Paul nun langsam beweisen, dass er mit dieser Strategie auch mal einen ganzen Bundesstaat gewinnen kann, nicht nur ein paar Wahlkreise. Zwei Chancen dafür hat er nun – zumal in Staaten, in denen er sehr viel weniger Konkurrenz seiner Kontrahenten fürchten muss.
Quelle: ntv.de