Romneys fünf Söhne im Wahlkampf Die Mini-Mitt-Armee
19.06.2012, 08:25 Uhr
Die Polit-Firma "Romney & Sons": Tagg, Ben, Josh, Vater Mitt, Matt und Craig.
(Foto: Reuters)
Äpfel, die nicht weit vom Stamm gefallen sind: Tagg, Matt, Josh, Ben und Craig Romney sind die treuen Botschafter ihres Vaters. Die fünf jungen Männer sollen ihrem "alten Herren" im Wahlkampf das Image des Super-Papas verpassen - und dessen spitze Kanten schleifen.
"Lasst uns meinem Dad einen schönen Vatertag wünschen", ruft Craig Romney den durchnässten Menschen in Ohio zu. Die gehorchen dem jüngsten Romney-Spross aufs Wort und jubeln, viele noch immer eingepackt in Plastikplanen und Mülltüten. Den ganzen Sonntagmorgen hatte es heftig geregnet, doch just als Mitt Romneys Wahlkampfbus in Brunswick eintrifft, kommt die Sonne durch. Mit an Bord: Ehefrau Ann und zwei der fünf Söhne nebst Kindern und Gattinnen. "Wir lieben es, unseren Eltern zu helfen", berichtet Matt Romney den Schaulustigen, die sich mit Pfannkuchen stärken. "Wir nutzen jede Gelegenheit, um sie zu treffen."
Familienfest auf dem Wahlkampfpfad: Seit gut einem halben Jahr kommt der große Romney-Clan vor allem bei Auftritten des Patriarchen Mitt zusammen, beobachtet von vielen neugierigen Bürgern, die einen Blick erhaschen wollen auf die neue Vorzeigefamilie der USA. Schöne Söhne, elegante Ehefrauen, knuddelige Kinder: eine (sehr) große, glückliche und vor allem normale US-amerikanische Familie. Zumindest ist dies das Bild, das Präsidentschaftskandidat Mitt Romney gerne zeichnen möchte. Seine fünf Söhne Taggart, Matthew, Joshua, Benjamin, Craig sind bereits zu omnipräsenten Doppelgängern ihres Vaters geworden: Wenn irgendwo ein Romney-Werbeschild hängt, ist mindestens einer seiner männlichen Nachkommen nicht weit. Zum Vatertag (in den USA Ende Juni) haben sie ihm sogar ein eigenes Video gewidmet.
Anekdoten und Beziehungen
Taggart, mit 41 Jahren der älteste Romney-Sohn, arbeitet bereits zum dritten Mal an einer politischen Kampagne seines Vaters. Dem Senior kommt er am nächsten: Absolvent der Mormonen-Uni Brigham Young und der Harvard Business School, erfolgreicher Geschäftsmann und Gründer eines eigenen Finanzunternehmens – auch dank der guten Verbindungen von Vater Mitt, wie die New York Times kürzlich aufdeckte. Seine ersten Schritte machte er als Marketingexperte, unter anderem für den Baseball-Club Los Angeles Dodgers.
Taggs Aufgabe: Papa Mitt als pragmatischen, sparsamen Macher-Typen verkaufen. Bereits 2007, als Mitt Romney sich zum ersten Mal für das Präsidentenamt bewarb, kramte Sohn Taggart in einem Gastbeitrag für das konservative Webportal "Townhall" in der Anekdotenkiste. Einmal habe ihn sein Vater auf die Suche nach einen beim Fischen verlorenen Bootsanker geschickt. "Er zog sich eine Badehose an, nahm Taucherbrille und Schnorchel und ging mit mir zum Strand." Fast eine Stunde lang hätten sie den Anker gesucht – und ihn sogar wiedergefunden. An diesem Tag habe er unter anderem gelernt, "mit Geld vernünftig umzugehen und mich durch nichts aufhalten zu lassen", so Tagg Romney. Die gleiche Botschaft verbreitet der Vater von sechs Kindern nun auch in diesem Wahlkampf.
Geschichten von Opa Mitt
Genauso wie sein Bruder Matthew. Der aber preist den Großvater seiner beiden Kinder lieber als treusorgenden Helfer in der Not. Als Matts Frau schwanger war, sei Mitt Romney herbeigeeilt, "schaltete das Kabelfernsehen auf, baute einen Fernsehtisch und organisierte ihr eine Haushaltshilfe", so Matt Romney am Wochenende in Ohio. Alles in Rekordzeit. "Er hat mir beigebracht, ein Vater und Ehemann zu sein."
Ähnliche Storys haben auch Craig, der Musikproduzent, Ben, der Immobilienmakler und Joshua, der Radiologe, zu erzählen: mal über den Sparfuchs der Familie, mal über den weisen Lehrmeister, mal über den disziplinierten Schwerstarbeiter Mitt Romney. Sich selbst und ihre Familien stellen sie dabei stets als beste Beispiele für die menschlichen Fähigkeiten ihres Vaters dar. Aufstieg statt Eskapaden, fünf Leben ohne Brüche oder Abwege. Über allem thront der liebende Vater Mitt - alles, um ihm den Ruf des unnahbaren Finanzhais zu nehmen, den er sich durch seine Zeit beim Finanzinvestor Bain Capital erworben hat.
Die perfekten Politiker-Kinder
Ein eigenes politisches Profil hat keiner der Söhne aufgebaut, nichts soll von Hauptdarsteller Mitt Romney und seiner Botschaft ablenken. Das war auch bei den wahlkämpfenden Politiker-Kindern wie Clinton-Tochter Chelsea oder den Bush-Zwillingen Jenna und Barbara nicht anders: warme Worte ohne Konfliktstoff.
Anders als zum Beispiel Meghan McCain. Die scharfzüngige Blondine brach im Wahlkampf 2008 mehrfach aus dem Korsett der lieben Senatorentochter aus und fiel durch kontroverse Aussagen auf - bis das Wahlkampfteam ihres Vaters weitere Auftritte streng limitierte, auch um sie vor giftigen Kommentaren erboster Republikaner zu schützen.
Diszipliniert bis langweilig
Ähnliche Ausrutscher sind von den Romney-Jungs nicht zu erwarten. Zu ähnlich sind sie ihrem Vater: nett, kontrolliert, fast schon zu perfekt. Nur einmal ließ einer von ihnen die Zügel locker und landete prompt in den Nesseln. Als Romney unter Druck geriet, seine Steuererklärung zu veröffentlichen, witzelte Sohn Matt: "Ich habe gehört, wie jemand vorschlug, dass Präsident Obama erstmal seine Geburtsurkunde veröffentlichen soll."
Ein kleiner Witz - dem Bruder Tagg jedoch umgehend den Saft abdrehte. "Das hat unser Vater aber nicht gesagt."
Quelle: ntv.de