US-Wahl

Republikaner nominieren Romney Große Show mit Schönheitsfehlern

Der historische Moment: Romney hat die Mehrheit der Delegierten offiziell zusammen.

Der historische Moment: Romney hat die Mehrheit der Delegierten offiziell zusammen.

(Foto: REUTERS)

In den USA bestimmen die Republikaner Mitt Romney offiziell zum Kandidaten für die Präsidentschaftswahl. Die Delegierten aus New Jersey heben den 65-Jährigen über die Schwelle der benötigten Stimmenzahl. Eigentlich hätte dies Nevada übernehmen sollen - nicht der einzige Makel in der eigentlich durchinszenierten Krönungsmesse.

Sechs Jahre nach dem Beginn seines ersten Anlaufs auf das Weiße Haus ist der Republikaner Mitt Romney von seiner Partei offiziell zum Kandidaten für die Präsidentschaftswahl am 6. November nominiert worden. Nach dem monatelangen Prozess der Vorwahlen war die Nominierung nur noch eine Frage der Inszenierung.

Allerdings sorgten Anhänger des ultra-liberalen Kandidaten Ron Paul dafür, dass die Krönungsmesse in der Stadt Tampa im Bundesstaat Florida nicht so glatt über die Bühne ging wie von den Organisatoren gewünscht: Auf eine Änderung der Parteitagsstatuten reagierten sie mit Buh-Rufen. Pauls Anhänger werfen Romney vor, innerparteiliche Kritiker mundtot machen zu wollen.

Ein Staat mit "N"

Zudem weigerte sich Paul, die von ihm gewonnenen Delegierten auf Romney einzuschwören. Damit verstieß er gegen ein ungeschriebenes Gesetz, das dafür sorgen soll, dass die Parteien nach der Zeit des Vorwahlkampfes wieder Geschlossenheit demonstrieren können. Die Mehrheit für Romney konnte Paul nicht gefährden. Allerdings sorgte er dafür, dass die Parteitagsregie nicht exakt vorhersagen konnte, wann Romney die Schwelle von 1144 Stimmen überschritten haben würde.

New Jersey bringt Romney "over the top".

New Jersey bringt Romney "over the top".

(Foto: AP)

Denn die Stimmen der Delegierten werden bei den Nominierungsparteitagen nicht insgesamt ausgezählt, sondern Bundesstaat für Bundesstaat verkündet. Normalerweise sorgt ein symbolträchtiger oder besonders hart umkämpfter Bundesstaat dafür, dass der Kandidat die Mehrheit erhält. In Romneys Fall hätte dies offenbar Nevada sein sollen: Die Organisatoren hatten zuvor verraten, dass sie einen Staat ausgesucht hätten, der mit einem N beginne.

Ann soll Mitt menschlich machen

Allerdings gab Nevada 17 seiner 28 Delegierten an Paul und nur 5 an Romney. 5 enthielten sich. Der Schritt über die Schwelle von 1144 Delegierten wurde dann von New Jersey übernommen, einem Staat, der zwar auch mit einem N beginnt, aber sicher in der Hand der Demokraten und aus republikanischer Sicht im Wahlkampf damit uninteressant ist.

Formal gilt Romney erst als Kandidat, wenn er die Nominierung in seiner Rede zum Abschluss des Parteikonvents am Donnerstag annimmt. Bis dahin werden noch eine ganze Reihe von Reden gehalten, die wichtigsten von Romneys Frau Ann sowie von Paul Ryan, dem Kandidaten für das Amt des Vizepräsidenten, der per Akklamation nominiert wurde. Während von Ryan eine programmatische Rede erwartet wird, soll Ann Romney ihren Mann "menschlich" machen, wie es hieß. Der Multimillionär Romney gilt bei vielen Wählern als kühler Erfolgsmensch.

"Isaac" verschiebt den Start

Anhänger von Ron Paul müssen sich in Tampa mit den billigen Plätzen abfinden.

Anhänger von Ron Paul müssen sich in Tampa mit den billigen Plätzen abfinden.

(Foto: dpa)

Der Parteitag mit mehr als 4000 Delegierten und Ersatzdelegierten hatte wegen des Hurrikans "Isaac" mit einem Tag Verspätung begonnen. Der Sturm droht den Republikanern ihre Inszenierung kaputtzumachen: Bei den Nachrichtensendern muss sich der Parteitag die Sendezeit mit Berichten über "Isaac" teilen - mitunter ist sogar der Bildschirm geteilt.

Am Mittwoch vor sieben Jahren hatte Hurrikan "Katrina" Tod und Verwüstung nach New Orleans gebracht. Kommentatoren meinten, bei einer neuerlichen Katastrophe könne das Parteitagsspektakel nicht einfach weitergehen. Ein Kommentar der "New York Times" wies zudem darauf hin, dass die Republikaner Einsparungen beim Katastrophenschutz und bei der Nothilfe planten.

Romney zwischen Obama und Tea Party

Sowohl der Ärger mit den Paul-Anhängern als auch Hurrikan "Isaac" kamen den Republikanern höchst ungelegen. Die traditionelle Demonstration von Einigkeit ist für die "Grand Old Party" in diesem Jahr noch wichtiger als in anderen Wahlkämpfen, da der Vorwahlkampf ungewöhnlich hart war und ungewöhnlich lange offen blieb. Von Romney wird nun das Kunststück erwartet, moderate Wähler für sich zu gewinnen, ohne die radikal-konservativen Tea-Party-Aktivisten zu verprellen.

Romney hatte sich bereits vor der vergangenen Präsidentschaftswahl um die Nominierung bemüht, war aber schon im Februar 2008 ausgeschieden, nachdem er nach ersten Vorwahlen deutlich hinter dem späteren Kandidaten John McCain zurücklag.

In der kommenden Woche halten die Demokraten ihren Nominierungsparteitag ab. Sie wollen Präsident Barack Obama in der Stadt Charlotte im Bundesstaat North Carolina nominieren. Umfragen zufolge dürfte der Wahlkampf zwischen Obama und Romney ein Kopf-an-Kopf-Rennen werden. Die großen Themen des Wahlkampfs sind die hohe Arbeitslosigkeit und die flaue Konjunktur in den USA. Romney will Steuern senken und für mehr Jobs sorgen. Dagegen will Obama die Steuern für Reiche erhöhen und wirft Romney vor, seine Politik sei gegen die kleinen Leute und die Mittelschicht gerichtet.

Quelle: ntv.de, mit dpa/AFP

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