TV-Duell im US-Präsidentschaftswahlkampf Obama belehrt Romney
23.10.2012, 05:03 Uhr
Barack Obama (r.) hatte die klareren Positionen.
(Foto: dpa)
Das letzte TV-Duell vor der US-Präsidentschaftswahl ist vorbei - und Amtsinhaber Obama trägt den Punktsieg davon. Je länger die Debatte dauert, desto fahriger wird Herausforderer Romney. Obama agiert offensiv und behandelt den Republikaner zeitweise von oben herab. Dieser setzt auf diplomatische Töne, die einmal gar zu einem "Angriff von links" ausarten.
Bei der letzten TV-Debatte vor der US-Präsidentschaftswahl haben sich Präsident Barack Obama und der republikanische Kandidat Mitt Romney einen heftigen Schlagabtausch geliefert. Experten beim US-Fernsehsender CNN sahen überwiegend den Amtsinhaber der Demokraten als Sieger des Duells. Hauptthema waren die außenpolitischen Positionen der Kandidaten. Die Wahl findet am 6. November statt.
Auch die Wähler sahen einer ersten Schnellumfrage zufolge Obama als den Sieger des Wortgefechts. In der nicht repräsentativen Befragung von CNN/ORC gaben 48 Prozent an, der Präsident sei überzeugender gewesen, 40 Prozent sahen unmittelbar nach Ende der Debatte Romney vorn. Deutlicher fällt das Votum bei CBS News aus: Der Demokrat lag demnach mit 53 zu 23 Prozent vor dem Republikaner.
Obama und Romney bekräftigten, dass sie keine atomare Bewaffnung des Iran dulden würden. "Solange ich Präsident der Vereinigten Staaten bin, wird Iran keine Atomwaffen erhalten", sagte Obama in Boca Raton in Florida. Außerdem betonte der Präsident seine Unterstützung für den engen Verbündeten Israel, der sich durch das iranische Atomprogramm direkt bedroht sieht. "Ich werde an der Seite Israels stehen, wenn es angegriffen wird", sagte er.
Romney kritisierte dagegen, dass sich die Beziehungen zwischen den USA und Israel unter Obama verschlechtert hätten. Die "Spannungen" seien "sehr bedauerlich", sagte er. Der Republikaner erklärte, das iranische Atomprogramm sei "inakzeptabel". Als Präsident werde er sich für eine Verschärfung der Sanktionen gegen Teheran einsetzen. Außerdem müsse die iranische Führung international weiter isoliert werden. "Und natürlich ist eine militärische Aktion das letzte Mittel", sagte Romney.
"Jedes Mal lagen sie falsch"
Seit Wochen hatte Romney kritisiert, dass Obama die Navy nicht mit neuen Schiffen ausrüsten wolle, obwohl sie seit 1917 nie weniger gehabt habe. Der Demokrat reagierte von oben herab und sagte: "Wir haben heutzutage auch keine Pferde und Bajonette mehr". Das Militär arbeite jetzt mehr mit Flugzeugträgern und U-Booten. Die Umstrukturierung des Militärhaushalts sei mit Ab- und Zustimmung mit der Navy geschehen.
Obama warf seinem Herausforderer fehlenden außenpolitischen Instinkt vor. "Jedes Mal, wenn Sie eine Meinung geäußert haben, lagen Sie falsch", sagte er. Der Präsident kritisierte, dass Romney den Einmarsch in den Irak unter seinem Vorgänger George W. Bush unterstützt habe und gegen den Abzug der US-Armee aus dem Land gewesen sei.
Romney warf Obama dagegen fehlende Führungsstärke im Umgang mit den Umwälzungen in der arabischen Welt vor. "Wir sehen eine ziemlich dramatische Umkehr der Hoffnungen, die wir für die Region gehabt haben", sagte er. In mehreren Ländern seien Islamisten auf dem Vormarsch.
Friedensstifter Romney
"Ich beglückwünsche den Präsidenten zur Tötung von Osama bin Laden und zur Jagd auf die Führung von Al-Kaida", sagte Romney. "Aber mit dem Töten alleine können wir keinen Ausweg aus diesem Schlamassel finden." Dies sei ein überraschender "Angriff von links" gewesen, kommentierten Beobachter bei CNN. "Romney hatte ein riesiges Schild über seinem Kopf: 'Frieden'", scherzten die Experten.
Romney forderte zugleich eine "umfassende und robuste" Strategie, damit die Menschen in muslimischen Ländern und anderen Teilen der Welt "den radikalen, gewalttätigen Extremismus zurückweisen".
McCain legt vor
Bereits vor der US-Präsidentschaftsdebatte hatte der einflussreiche republikanische Senator John McCain ein vernichtendes Urteil über die Amtszeit Obamas gefällt. In den vier Jahren habe es keinen Fortschritt im Atomstreit mit dem Iran gegeben, sagte McCain, der Obama vor vier Jahren als Präsidentschaftskandidat unterlegen war. Die Beziehungen mit dem engen Verbündeten Israel seien angespannt, das Terrornetzwerk Al-Kaida erstarke im Irak und die Lage in Afghanistan verschlechtere sich zusehends.
Bei der dritten und letzten Debatte werde Obama Fragen nach seiner "gescheiterten Führung" in der Welt beantworten müssen, sagte McCain. Der Senator warf dem Präsidenten Untätigkeit bei den Umbrüchen in der arabischen Welt vor. Die Gewalt in Syrien beginne auf Nachbarländer wie den Libanon überzugreifen, sagte er.
Quelle: ntv.de, rpe/AFP