US-Wahl

Die Kolumne zur US-Wahl Obama und die Homo-Ehe

Das Thema Homo-Ehe könnte Obama bei der kommenden Wahl auf die Füße fallen.

Das Thema Homo-Ehe könnte Obama bei der kommenden Wahl auf die Füße fallen.

(Foto: REUTERS)

Das Thema Homo-Ehe geht in den USA weit über die Politik hinaus und ist emotional äußerst aufgeladen. US-Präsident Barck Obama bekennt sich nun zur gleichgeschlechtlichen Ehe. Eine riskante Position im christlich-konservativen Amerika.

Barack Obama könnte seine Präsidentschaft dem historischen Triumph der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung zu verdanken haben. Diese Woche hat er Stellung zu einem Thema bezogen, das häufig mit der Rassentrennung verglichen wird, und damit möglicherweise seine Wiederwahl gefährdet. "Ich glaube, dass gleichgeschlechtliche Paare in der Lage sein sollten zu heiraten", sagte er in einem hastig angesetzten Interview im ABC-Frühstücksfernsehen. Seit Jahren gehen die Amerikaner an die Wahlurnen, bemühen Gerichte und Gesetzgeber, um abzuwägen, ob gleichgeschlechtlichen Paaren ein rechtlich anerkannter Familienstand zugesprochen werden soll, ob sie etwa eine Art eingetragene Lebenspartnerschaft mit begrenzten Rechten führen dürfen oder juristisch heterosexuellen Paaren gleichgestellt werden sollen.

Dieser Streit geht weit über die Politik hinaus und beeinflusst sie gleichermaßen: In den Augen von Millionen christlich-konservativen US-Amerikanern sind Beziehungen zwischen Schwulen und Lesben nicht gottgewollt und gefährden die traditionelle Familie. Sie vertreten den Standpunkt, dass der Staat nicht dazu berechtigt sei, homosexuellen Paaren das heilige Sakrament der Ehe zu gewähren - oder dessen säkulares Pendant. Obama war bei dem Reizthema "Homo-Ehe" lange Zeit zurückhaltend und hatte bisher immer erklärt, seine Haltung dazu "entwickle" sich noch. Doch nachdem sein Vizepräsident Joe Biden diese Woche - mitten im Wahlkampf - öffentlich seine Unterstützung für die Homo-Ehe zum Ausdruck gebracht hatte, wuchs der Druck auf Obama, seine Position bei dieser Frage klarzustellen.

Jonathan Mann, CNN.

Jonathan Mann, CNN.

Vizepräsident Joe Biden äußerte sich nur wenige Tage vor einer Volksabstimmung in North Carolina, wo die Wähler für einen Verfassungszusatz stimmten, der die gleichgeschlechtliche Ehe verbietet. Damit ist North Carolina der inzwischen 31. Bundesstaat in den USA, der dieses Verbot ausdrücklich festschreibt. Für den Präsidenten hat die Entscheidung der Wähler dort eine besondere Bedeutung: Bei der Wahl 2008 konnte Obama den traditionell konservativen Staat nur mit weniger als einem Prozent der Stimmen für sich entscheiden. North Carolina ist einer der wichtigsten Staaten, um wiederzugewinnen und im Weißen Haus zu bleiben.

Nation gespalten

Seine Unterstützung der Homo-Ehe könnte Obama nicht nur Wähler aus North Carolina kosten, sondern ihm auch landesweit schaden, da das Reizthema traditionell den Republikanern Unterstützer beschert. Selbst die demokratische Partei steht bei dieser Frage nicht geschlossen hinter ihm.

Die Nation ist gespalten. Einer neuen Gallup-Umfrage zufolge befürworten 50 Prozent der USAmerikaner die Ehe zwischen Schwulen und Lesben, während sich 48 Prozent dagegen aussprechen. "Für den Präsidenten ist das riskant", sagte CNN Chief Political Anchor John King. "Die Frage ist, was bei einer Wahl geschieht, bei der beide Kandidaten auf etwa gleich viele potentielle Wähler kommen?" Einige Zahlen deuten darauf hin, dass sich das Thema zum Vorteil für den Präsidenten auswirken könnte. Die Republikaner sind größtenteils gegen die Homo-Ehe, wohingegen sich 65 Prozent der Demokraten und 57 Prozent der unabhängigen Wähler dafür aussprechen. Um das Wahlergebnis zu bestimmen, muss also der Zorn möglicher Gegner zur Begeisterung möglicher Unterstützer ins Verhältnis gesetzt werden.

Vielleicht hatte der erste afroamerikanische Präsident einfach das Gefühl, er müsse auch der erste Präsident sein, der sich offen für die gleichgeschlechtliche Ehe einsetzt. Vielleicht handelt es sich dabei um seine Überzeugung, bei der gar kein Wahlkampfkalkül im Spiel ist.

Quelle: ntv.de

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