EU hofft auf Klima-Erfolge USA, China, Japan rudern zurück
14.11.2009, 19:49 UhrDie EU hat sich nach der Verpflichtung Brasiliens auf konkrete Klima-Ziele optimistisch gezeigt. Die Zusage könne entscheidend dazu beitragen, bei der Weltklimakonferenz im Dezember ein Abkommen zu erzielen, sagte EU-Kommissionspräsident Barroso . Die USA, China, Japan und 18 weitere Pazifik-Staaten verwässerten indes ihre Klima-Ziele.

Greenpeace-Aktivisten fordern von Obama mehr Taten im Klimaschutz.
(Foto: Reuters)
Brasilien hatte am Freitag angekündigt, seinen Treibhausgas-Ausstoß bis 2020 auf das Niveau von 1994 senken zu wollen. Damit erhöhte die größte Volkswirtschaft Lateinamerikas einen Monat vor der Weltklimakonferenz in Kopenhagen den Druck auf die anderen Nationen. Auch Südkorea will sich feste Ziele setzen, wenn auch nicht ganz so ehrgeizige wie Brasilien. So strebt Südkorea eine Rückführung des CO2-Ausstoßes um vier Prozent bis 2020 im Vergleich zu 2005 an, wie ein hochrangiger Regierungsbeamter in Seoul der Nachrichtenagentur Reuters sagte. Offiziell werde dieses Ziel am Dienstag vorgestellt. Südkorea ist unter den OECD-Staaten eines der Länder mit dem am schnellsten wachsenden Ausstoß von Kohlendioxid.
Die USA, China, Japan und 18 weitere Staaten aus der Pazifik-Region ruderten indes in ihrer Klimapolitik zurück. Es werde jetzt angestrebt, den Ausstoß des klimaschädlichen Kohlendioxids bis 2050 "wesentlich" zurückzufahren, hieß es im jüngsten Entwurf des Abschlussdokuments beim Gipfeltreffen des Regionalforums für Asiatisch-Pazifische Wirtschaftliche Zusammenarbeit (Apec). Bisher wollten die beteiligten Staaten ihren CO2-Ausstoß bis 2050 gegenüber dem Niveau von 1990 um die Hälfte reduzieren.
Die Apec-Staaten sind für etwa 60 Prozent der Emission von Treibhausgasen verantwortlich. Eine Festlegung für eine Verringerung des CO2-Ausstoßes bis 2020 wagten die Länder nicht. Das Treffen der Apec-Mitglieder ist die letzte große Konferenz von Entscheidungsträgern vor dem Weltklima-Gipfel in Kopenhagen.
Hick-Hack zwischen Japan und China
Die USA und Japan hatten sich am Freitag darauf geeinigt, ihre Emissionen bis 2050 um jeweils 80 Prozent zu reduzieren. Japans Regierungschef Yukio Hatoyama machte eine Reduzierung um 25 Prozent bis 2020 allerdings davon abhängig, dass sich China ebenfalls auf konkrete Ziele beim Klimaschutz einlässt. Die Volksrepublik wiederholte dagegen ihre Forderung, an den Prinzipien des Kyoto-Protokolls festzuhalten. Darin werden die Industrieländer aufgefordert, bei der Reduzierung der Treibhausgase voranzugehen. Schwellenländer wie China und Indien werden im Kyoto-Abkommen bis 2020 aber nicht zur Festlegung auf bestimmte Ziele verpflichtet.
Ein hochrangiger Klima-Beauftragter der Pekinger Regierung verwies indirekt auf die stockenden Verhandlungen im US-Kongress für ein neues Klimaschutzgesetz, das voraussichtlich nicht mehr vor dem Gipfeltreffen in Kopenhagen im Dezember verabschiedet wird. Sowohl in den USA als auch in China gibt es Befürchtungen, dass zu harte Auflagen für die heimische Industrie zu Wettbewerbsnachteilen auf dem Weltmarkt führen könnten.
Appell von Silva und Sarkozy

Einer Meinung im Klimaschutz: Lula und Sarkozy.
(Foto: AP)
Die Präsidenten Brasiliens und Frankreichs, Luiz Inacio Lula da Silva und Nicolas Sarkozy, riefen die reichen Industrieländer indes dazu auf, ihre Treibhausgas-Emissionen bis 2050 um mindestens 80 Prozent gegenüber dem Niveau von 1990 zu senken. Vor allem die USA und China müssten sich mutiger zeigen, indem sie in Kopenhagen Verpflichtungen eingingen, betonte Lula. Die Schwellenländer forderten die Präsidenten auf, ihren Kohlendioxid-Ausstoß mit Hilfe finanzieller Unterstützung der reicheren Länder nur langsam zu steigern.
Im Vorfeld des Weltklimagipfels wollen die beiden Staatschefs nun um Unterstützung für ihre Initiative werben. Unter anderem will Sarkozy am Donnerstag mit Bundeskanzlerin Angela Merkel darüber sprechen.
In Kopenhagen sollen sich Industrie-, Schwellen- und Entwicklungsländer auf das Ziel verpflichten, die globale Erwärmung auf maximal zwei Grad gegenüber dem vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen. Als Voraussetzung für einen Durchbruch gelten daher verpflichtende Zusagen aller wichtigen Industrie- und Schwellenländer, den Treibhausgas-Ausstoß zu begrenzen. Die Verhandlungen sind jedoch ins Stocken geraten.
Die australische Regierung warnte unterdessen vor den verheerenden Folgen des Klimawandels, wenn nichts dagegen unternommen werde. So sind laut einer Studie des Klimaministeriums durch den Anstieg des Meeresspiegels bis zum Jahr 2100 ein Viertel der Häuser an Australiens Küsten bedroht. Das wären bis zu 250.000 Wohnhäuser.
Quelle: ntv.de, rts