Ende der Provokationen gefordert USA: Nun ist Nordkorea "am Ball"
06.08.2009, 09:52 UhrNach der Begnadigung der beiden US-Journalistinnen durch Nordkorea stellen die USA klar: Der Besuch Bill Clintons bedeute keinesfalls eine Lockerung des internationalen Drucks auf das kommunistische Regime. US-Präsident Obama forderte daher erneut, sein Atomprogramm einzustellen. Die beiden Reporterinnen kehrten unterdessen zu ihren Familien zurück und sprachen über ihre Freilassung.

Trotz Clinton-Besuch kein Nachgeben: US-Präsident Obama fordert Nordkorea auf, sich an die internationalen Regeln zu halten.
(Foto: REUTERS)
Nach der Rückkehr der von Nordkorea begnadigten US-Journalistinnen hat US-Präsident Barack Obama das kommunistische Land aufgefordert, sein umstrittenes Atomprogramm aufzugeben. Zudem müsse Pjöngjang sein "provokatives Verhalten" beenden, sagte Obama.
Es gebe für Nordkorea nur "einen Weg für bessere Beziehungen", sagte Obama dem US-Sender MSNBC in seinem ersten Interview nach der Ankunft von Laura Ling und Euna Lee in den USA. Dazu müsse Pjöngjang die Entwicklung von Atomwaffen stoppen und sein "provokatives Verhalten beenden". Der US-Präsident appellierte an die Führung des Landes, entsprechend der Regeln der internationalen Gemeinschaft zu handeln. Die USA wollten "das Wohl des nordkoreanischen Volkes".
US-Außenministerium: Nordkorea ist "am Ball"
Auch der Sprecher des US-Außenministeriums sagte, Pjöngjang müsse an den Verhandlungstisch zurückkehren. Nordkorea sei nun "am Ball". UN-Generalsekretär Ban Ki Moon forderte ebenfalls Nordkoreas Rückkehr zu den Sechs-Parteien-Gesprächen. Die Führung des Landes hatte sich im April aus Protest gegen die Verurteilung eines Langstreckenraketentests durch den UN-Sicherheitsrat aus den Sechser-Gesprächen mit China, Japan, Russland, Südkorea und den USA zurückgezogen. Ende Mai erfolgte Nordkoreas zweiter Atomwaffentest.
Obamas Vorvorgänger Bill Clinton hatte mit seinem Überraschungsbesuch in Nordkorea die Begnadigung und die Freilassung der beiden US-Journalistinnen Lee und Ling erreicht. Dabei habe es sich um einen private, "humanitäre Mission" gehandelt, sagte Obama. Er sei "im Namen der Familien" gereist; Clintons Besuch dürfe daher nicht als Lockerung des diplomatischen Drucks auf den stalinistisch geführten Staat gedeutet werden.
USA: Keine Gegenleistung für Kim Jong Il

Gruppenbild mit Kim Jong Il: Der ehemalige US-Präsident Bill Clinton bei seinem Besuch in Nordkorea.
(Foto: AP)
Die US-Regierung erklärte, Nordkoreas Machthaber Kim Jong Il sei keine Gegenleistung für die Freilassung der beiden Frauen in Aussicht gestellt worden. Politische Beobachter hatten spekuliert, Clintons Besuch könne den Auftakt für bilaterale Gespräche über Nordkoreas Atomprogramm bilden.
Die beiden freigelassenen Frauen konnten unterdessen in Kalifornien ihre Familien wieder in die Arme schließen. "Noch vor 30 Stunden waren wir Gefangene in Nordkorea", sagte Laura Ling. Dann sei ihnen gesagt worden, sie müssten zu einem Treffen. "Als wir den Raum betraten, sahen wir Bill Clinton. Da wussten wir in unserem Herzen, dass unser Alptraum ein Ende findet." In ihrem ersten Eintrag auf der Internet-Plattform Twitter schrieb sie: "Danke euch ALLEN."
Reporterinnen während Haft getrennt

Die US-Journalistin Lisa Ling (l) konnte nach ihrer Rückkehr wieder mit ihrer Schwester Laura (r) sprechen. Sie war mit ihrer Kollegin Euna Lee (m) in Nordkorea gefangen gehalten worden.
(Foto: dpa)
Zu den Umständen ihrer Haft machten Ling und Lee bisher keine genauen Angaben. Zunächst wurde lediglich bekannt, dass beide einen Großteil der Zeit getrennt voneinander verbracht haben. Die Frauen hätten sich nur in den ersten Tagen nach ihrer Festnahme sehen können, sagte Lings Schwester Lisa dem US-Sender KTLA. Die restlichen viereinhalb Monate seien sie dann getrennt gewesen.
Ling und Lee waren Mitte März nahe der chinesisch-nordkoreanischen Grenze festgenommen worden, als sie über nordkoreanische Flüchtlinge berichteten. Sie waren wegen "Verbrechens gegen die koreanische Nation und illegalen Grenzübertritts" zu je zwölf Jahren Arbeitslager verurteilt worden. Allerdings hätten sie ihre Strafe im Arbeitslager noch nicht angetreten gehabt, wie die "Washington Post" berichtete, stattdessen seien sie in einem Gästehaus untergebracht gewesen.
Quelle: ntv.de, AFP/dpa