Waffenruhe in Nahost verzögert sich USA: Türkei überhaupt keine Hilfe
21.11.2012, 02:53 Uhr
Die Stadt Rishon Lezion, zehn Kilometer südlich von Tel Aviv, wurde schwer von einer Rakete aus dem Gazastreifen getroffen.
(Foto: AP)
Die Türkei reagiert erbost über die Angriffe Israels auf den Gazastreifen und wirft dem Westen vor, den "terroristischen Staat" Israel zu unterstützen. Von "ethnischer Säuberung" im Gazastreifen ist die Rede. Die USA sind entsetzt über die "extrem harte Rhetorik". Außenministerin Clinton übernimmt jetzt die Vermittlerrolle in Nahost. Ziel ist eine Waffenruhe.

Clinton bei Netanjahu. Die US-Außenministerin will heute auch die Palästinenserführung besuchen.
(Foto: AP)
Im gewaltsamen Konflikt zwischen Israel und radikalen Palästinensern im Gazastreifen hat die US-Regierung heftige Kritik an der Türkei geübt. Die Regierung des Nato-Partnerlands lege "eine extrem harte Rhetorik" an den Tag, die "überhaupt keine Hilfe" in den Bemühungen um Vermittlung zwischen den Konfliktparteien sei, sagte US-Außenamtssprecherin Victoria Nuland. Die USA hätten der Türkei ihre "Beunruhigung angesichts dieser Art der Rhetorik zu verstehen gegeben".
Nuland bezog sich auf Äußerungen des türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan, der Israel zuvor die Absicht einer "ethnischen Säuberung" im Gazastreifen vorgeworfen hatte. Er sprach unter anderem von "wahllosen und illegalen Angriffen" Israels sowie von einem von dem Land ausgehenden "Wind des Terrors über den Nahen Osten". Dem Westen warf Erdogan vor, den "terroristischen Staat" Israel zu unterstützen.
Waffenruhe verzögert sich
Bei den seit einer Woche andauernden Kämpfen zwischen Israel und radikalen Islamisten im Gazastreifen wurden bislang fünf Israelis und mindestens 135 Palästinenser getötet. Unter der Vermittlung Ägyptens wird derzeit über eine Waffenruhe verhandelt, bislang wurde aber noch keine Einigung erzielt. Stattdessen setzte Israel seine Luftangriffe auf den Gazastreifen am frühen Morgen fort. Gleichzeitig feuerten die Palästinenser erneut Raketen nach Israel.
Ein israelischer Radiosender zitierte einen Regierungsvertreter mit den Worten, Probleme bei den Verhandlungen zwischen Israel und der radikal-islamischen Hamas hätten in letzter Minute eine Waffenruhe verzögert. Israel hatte noch am Abend seine Bombardierungen verstärkt - etwa alle zehn Minuten erfolgte ein Luftangriff.
Die israelische Armee warnte Journalisten im Gazastreifen, sich von Vertretern der dort herrschenden radikal-islamischen Hamas oder deren Einrichtungen fernzuhalten. "Die Hamas wird sie als menschliche Schutzschilde benutzen", heißt es in der über Twitter verbreiteten Warnung des Militärs.
Clinton will vermitteln
Der internationale Druck auf beide Seiten, sich auf eine Waffenruhe zu verständigen, wurde in den vergangenen Tagen immer größer. Am Dienstagabend traf US-Außenministerin Hillary Clinton in Jerusalem ein. Bei einem Treffen mit Ministerpräsident Benjamin Netanjahu versicherte sie, sie werde mit Israel und Ägypten zusammenarbeiten, um in den kommenden Tagen eine Feuerpause zu erreichen. Am heutigen Mittwoch will sie die Palästinenserführung im Westjordanland treffen und nach Kairo weiterreisen.
Quelle: ntv.de, ppo/dpa/AFP/rts