Vize-Al-Kaida-Chef in Pakistan getötet USA gehen von Tod al-Libis aus
05.06.2012, 20:22 UhrDie Hinweise verdichten sich, dass der stellvertretende Chef des Terrornetzwerkes Al-Kaida bei einem Drohnenangriff in Pakistan ums Leben kommt. Regierungskreise in den USA bezeichnen es als "äußerst sicher", dass der Libyer al-Libi bei der Attacke getötet wurde. Er gilt als wichtiger Verbindungsmann zu Ablegern der Terrorgruppe.
Nach Überzeugung der USA ist die Nummer zwei des Terrornetzwerks Al-Kaida, Abu Jahja al-Libi, bei einem Drohnenangriff in Pakistan getötet worden. In Regierungskreisen in Washington hieß es, die US-Regierung sei sich "äußerst sicher", al-Libi bei der Attacke am Montag in den pakistanischen Stammesgebieten getötet zu haben.

Abu Jahja al-Libi war das Ziel des Drohnenangriffs in Pakistan. Das Bild stammt aus einem auf Islamisten-Webseiten verbreiteten Video.
(Foto: AP)
Der Tod des Libyers wäre der schwerste Schlag gegen das Terrornetzwerk seit der Tötung von Al-Kaida-Chef Osama bin Laden im Mai 2011. Dieser "bedeutende Hieb" schade immens der Moral und dem Zusammenhalt Al-Kaidas und bringe die Gruppe näher an den "ultimativen Untergang", sagte der Sprecher der Weißen Hauses, Jay Carney, in Washington. Carney machte aber keine Angaben über die Umstände der Tötung und darüber, welche Beweise für seinen Tod vorliegen.
Nach pakistanischen Angaben starben 15 Menschen, als am Montag im Morgengrauen zwei Raketen in das Lager in dem Dorf Hesokhel östlich von Miranshah in Nord-Waziristan einschlugen. Aus Islamabad gab es zunächst keine offizielle Bestätigung für den Tod al-Libis. Allerdings verlautete aus Geheimdienstkreisen, al-Libi sei bei dem Angriff schwer verletzt worden und später in einer Privatklinik gestorben.
Hinweise auch von den Taliban
Die Taliban bestätigten indirekt den Tod al-Libis. Dies sei ein großer Verlust, erklärte ein hochrangiger Taliban-Führer aus Pakistan. Bewohner des Dorfs, in dem al-Libi umgekommen sein soll, sagten, außergewöhnlich viele Extremisten hätten sich dort nach dem Angriff am Montag eingefunden. "Normalerweise begraben sie die Leichen nach einem Drohnenangriff in dem nächstgelegenen Friedhof", sagte einer der Dorfbewohner. "Diesmal haben sie alle Leichen in ihre Fahrzeuge geladen und mitgenommen."
Al-Libi (übersetzt "Der Libyer"), der vermutlich 1963 geboren wurde, war ein enger Vertrauter bin Ladens und galt nach dessen Tod als einer der möglichen Nachfolger. Am Ende wurde er Stellvertreter des neuen Al-Kaida-Chefs Aiman al-Zawahiri, einem Ägypter. Dieser hat sich in sicherere Zufluchtsgebiete im pakistanischen-afghanischen Grenzgebiet zurückgezogen.
Verbindungen zu Terrorablegern überwacht
Zuletzt soll al-Libi, ein Theologe mit Chemie-Abschluss, nach US-Angaben die Aktionen der Al-Kaida-Kerntruppe in den pakistanischen Stammesgebieten geleitet und die Beziehungen zu Ablegern des Terrornetzwerks in anderen Teilen der Welt überwacht haben.
Ein US-Regierungsvertreter sagte, der Tod al-Libis würde die Möglichkeiten von Al-Kaida stark einschränken, mit verbündeten Gruppen zusammenzuarbeiten. Wegen der hohen Verluste bei Drohnenangriffen in den vergangenen Jahren habe Al-Kaida keine geeigneten Anführer mehr, um al-Libi angemessen zu ersetzen, hieß es weiter. Bereits vergangenen August war nach US-Angaben bei einem US-Raketenangriff in Nord-Waziristan der Libyer Atijah abd al-Rahman getötet worden, der damals als Nummer zwei des Terrornetzwerks gegolten hatte.
In den vergangenen Jahren war al-Libi mehrfach in Videobotschaften der Terrororganisation zu sehen. Er galt als einer der Haupttheoretiker des Netzwerkes und Experte für Neue Medien. Die USA haben ein Kopfgeld in Höhe von einer Million Dollar auf al-Libi ausgesetzt. Er war 2002 nach dem Sturz der Taliban in Afghanistan schon einmal gefangengenommen worden. Drei Jahre später gelang ihm die Flucht aus dem Hochsicherheitsgefängnis Bagram bei Kabul, was zu seinem Prestige unter den Al-Kaida-Kämpfern beigetragen hat.
Al-Libi wurde in der Vergangenheit bereits fälschlicherweise totgesagt. Anfang 2008 hatten Medien berichtet, er sei bei einem US-Drohnenangriff im pakistanischen Grenzgebiet zu Afghanistan gestorben. Ende 2009 hatte es ebenfalls Berichte über seinen Tod bei einem solchen Angriff gegeben. Der Angriff, der nun offenbar zum Tod al-Libis führte, war bereits der 21. mutmaßliche US-Drohnenangriff in den pakistanischen Stammesgebieten in diesem Jahr und die dritte Attacke in drei Tagen. Unter US-Präsident Barack Obama haben die USA die Drohnenangriffe massiv ausgeweitet. Einem Bericht der "New York Times" zufolge überwacht Obama persönlich die Auswahl der Ziele.
Quelle: ntv.de, dpa/AFP/rts