Neue Guantánamo-Studie USA halten Afghanen ohne Beweise fest
03.11.2016, 10:26 Uhr
Acht Afghanen sollen nur aufgrund von Hörensagen mehr als 13 Jahre in Guantánamo festgehalten worden sein.
(Foto: picture alliance / dpa)
Die Anschuldigen sind vage, die Beweise geheim, die Aussagen der Gefangenen wurden unter Folter gemacht: Laut einer Studie sollen acht Afghanen allein auf der Basis von Hörensagen festgehalten worden sein - mehr als 13 Jahre lang.
Die USA stehen wegen ihres Gefangenenlagers Guantánamo erneut in der Kritik. Acht Afghanen sollen teilweise mehr als 13 Jahre lang allein auf der Basis von Hörensagen in dem Militärgefängnis auf Kuba festgehalten worden sein, heißt es in einer Studie des Afghanistan Analysts Networks mit dem Titel "Kafka in Kuba - Afghanische Erfahrungen in Guantánamo". Das anerkannte Institut wirft den USA grobe Fahrlässigkeit vor.
Wer sich durch die Dokumente zu den Gefangenen arbeite, "betrete eine Welt seltsamer, vager Anschuldigungen voller Hörensagen, geheimer Beweise, schlechter Übersetzungen, schwerer faktischer Fehler und unter Folter erhaltener Aussagen", schreibt die Autorin Kate Clark. Afghanen machten in dem Lager, das noch immer nicht geschlossen ist, den größten Teil der Gefangenen aus: 220 der 781 Männer.
Der Bericht befasst sich mit den acht am längsten inhaftierten Afghanen. Fünf sind noch auf Kuba. Für keinen hätten die USA Beweise für die Annahme vorlegen können, dass sie zu den "Schlimmsten der Schlimmen" gehörten. Die meisten waren bereits 2002 und 2003 im Lager angekommen - eine Zeit, in der die USA, so der Bericht, "verzweifelt auf der Suche nach Informationen" über den Verbleib des Al-Kaida-Chefs Osama bin Laden waren.
Taliban freigelassen
"Sie haben letztlich viele unschuldige Afghanen festgenommen." Der Bericht argumentiert, dass die massenhaften willkürlichen Gefangennahmen in der Frühzeit der US-geführten Militärintervention ein wichtiger Faktor für die Radikalisierung einiger Afghanen waren. "Für Afghanistan waren die massiven willkürlichen Inhaftierungen in den frühen Jahren der US-geführten Intervention ein wichtiger Faktor, um einige Afghanen zum Aufstand zu treiben", zitiert der britische Guardian das afghanische Analysten-Netzwerk.
Der Gefangene Wali Mohammed etwa soll in einer nicht-gerichtlichen Anhörung 2005 zugegeben haben, dass er Geschäfte mit den Taliban macht. Nach dem Protokoll soll er laut "Guardian" jedoch geantwortet haben: "Ich habe nicht gesagt, dass ich mit den Taliban Geschäfte gemacht habe. Ich sagte, ich habe mit der Afghanistan-Bank Geschäfte gemacht. " In Haft blieb er trotzdem und wurde erst im September 2016 freigelassen. Zugleich sollen US-Militärbeamte Taliban aus Guantánamo freigelassen habe, während Gefangene, die vermutlich unschuldig waren, festgenommen wurden.
Quelle: ntv.de, sde/dpa