Politik

Jemenitische Al-Kaida im Visier USA prüfen "Vergeltung"

Die USA bereiten als Antwort auf den Attentatsversuch von Detroit Militärschläge gegen Al-Kaida-Stellungen im Jemen vor. US-Militärs sind bereits dabei, Ziele für Luftangriffe auszukundschaften. Man wolle vorbereitet sein, falls Präsident Obama den Befehl für einen Angriff erteilen sollte.

Die Al-Kaida-Führung der arabischen Halbinsel (Aufnahme aus einem Video von Januar 2009).

Die Al-Kaida-Führung der arabischen Halbinsel (Aufnahme aus einem Video von Januar 2009).

(Foto: dpa)

Das berichtete der TV-Sender CNN unter Berufung auf Regierungsbeamte. Der nigerianische Attentäter soll Unterstützung von Al-Kaida aus dem Jemen erhalten haben. US-Präsident Barack Obama erteilte den eigenen Behörden eine schwere Rüge: Es habe im Vorfeld des vereitelten Anschlags verheerende Fehler und Lücken im US-Sicherheitssystem gegeben.

Als Konsequenz der Beinahe-Katastrophe von Detroit führen die Niederlande als erstes Land Europas demnächst Körperscanner für US-Reisende ein, die Waffen und Sprengstoff am Körper sichtbar machen. In Amsterdam war der nigerianische Attentäter Umar Farouk Abdulmutallab am 1. Weihnachtstag an Bord der Delta-Maschine gelangt.

Militärs bereiten Luftangriffe vor

CNN sprach von möglichen "Vergeltungsschlägen" der USA im Jemen. Die Ausspähung der Ziele geschehe bereits seit längerer Zeit, sei jetzt aber in Zusammenarbeit mit jemenitischen Behörden verstärkt worden, hieß es unter Berufung auf zwei namentlich nicht genannte Regierungsbeamte. Einzelheiten über die möglichen Luftangriffe wurden nicht genannt. Es hieß, die Militärs wollten vorbereitet sein und Optionen vorlegen können, falls Obama den Befehl für einen Angriff erteilen sollte.

Die regionale Al-Kaida-Organisation im Jemen hat sich zu dem Attentat bekannt und mit weiteren Terrorakten gedroht. "Ihr werdet bekommen, was ihr fürchtet", hieß es in einer Internet-Botschaft, die amerikanische Anti-Terror-Ermittler für glaubwürdig halten. Auch das Weiße Haus geht inzwischen immer mehr von einer "gewissen Verbindung" zu Al-Kaida aus, berichtete die "Washington Post". Man sei "zunehmend sicher", dass die Terrororganisation den 23-jährigen Nigerianer mit dem Sprengstoff ausgerüstet habe.

Scharfe Kritik von Obama

Obamas Kritik am US-Geheimdienst und Sicherheitsbehörden fiel ungewöhnlich scharf aus. Der Attentäter hätte niemals ein US-Flugzeug besteigen dürfen, sagte er in seinem Urlaubsort auf Hawaii. Es seien Warnungen übersehen worden. Obama sprach von "potenziell katastrophalen" Mängeln im Sicherheitssystem und forderte personelle Konsequenzen.

Er kritisierte "eine Mischung aus menschlichen Fehlern und Systemfehlern", aus denen die Behörden rasch lernen müssten. Die Verantwortlichen müssten "auf allen Ebenen" zur Rechenschaft gezogen werden. Das Weiße Haus erwarte bis Donnerstag einen ersten Bericht, sagte Obama. Bereits unmittelbar nach dem vereitelten Attentat hatte er verschärfte Sicherheitsmaßnahmen angeordnet.

Erste Körperscanner in Schiphol

Die ersten europäischen Körperscanner sollen spätestens in drei Wochen auf dem internationalen Flughafen Schiphol bei Amsterdam eingeführt werden. Alle Passagiere, die in die USA fliegen wollen, müssen durch den sogenannten Nacktscanner gehen, kündigte Innenministerin Guusje ter Horst an. Weitere Airports und Flugziele sollen folgen. Dadurch werde die Sicherheit an Bord "entscheidend verbessert." Der am Körper des Flugzeugbombers befestigte Plastiksprengstoff wäre mit großer Wahrscheinlichkeit in einem Körperscanner entdeckt worden, sagte die Ministerin.

Dagegen plant die EU-Kommission vorerst keinen neuen Vorstoß zur europaweiten Einführung der Scanner. So wie die derzeit in Deutschland getesteten Geräte arbeiten auch die in Schiphol eingesetzten Scanner auf der Basis von Terahertz- oder Millimeterhertz-Wellen.

Die Innenministerin trat in Den Haag dem Vorwurf entgegen, die Körperscanner würden Persönlichkeitsrechte und die Intimsphäre von Reisenden beeinträchtigen, indem sie "durchleuchtete Menschen nackt zur Schau stellen". Alle auf Schiphol eingesetzten Scanner würden so eingerichtet sein, dass die "Nacktbilder" in aller Regel allein von Computern analysiert und nicht von Sicherheitsbeamten angesehen werden. Bei Hinweisen auf am Körper versteckte gefährliche Gegenstände oder Materialien gebe der Computer ein Warnsignal, woraufhin der betreffende Reisende mit den bislang schon in Zweifelsfällen angewandten Methoden der Leibesvisitation kontrolliert werde, erläuterte Ter Horst.

Quelle: ntv.de, dpa

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